Grünes Licht

Gastampel

Limitierte Kundenzahlen in Geschäften stellen eine Herausforderung dar, bringen sie doch einen zusätzlichen Aufwand mit sich. Warum sich digitale Lösungen anbieten und inwiefern sie sich auch in Zukunft als nützlich erweisen, hat sich PRODUKT angesehen.

Bei einem Verstoß gegen die Personen­obergrenzen drohen saftige Strafen. Entsprechend führen einige Geschäfte Einlasskontrollen und -stopps durch. Zusätzliches Personal an den Eingängen ist jedoch eine Kostenfrage. Einige Betriebe setzen Licht- oder Drehschranken ein, um die Kundenzahl zu kontrollieren. Ersteres gilt als eher unzuverlässig, da ein Lichtschranken nur unzureichend zwischen gleichzeitig ein- und austretenden Kunden differenzieren kann. Und letzteres ist ohnehin mit einem aufwendigen baulichen Eingriff und hohen Kosten verbunden. Intelligente Systeme sind gefragt, flexibel einzusetzen und im Idealfall kostengünstig. Wie etwa digitale Türsteher in Form von Ampelsystemen.

Vernetzungsmöglichkeiten.

Ein Sensor erfasst die ein- und austretenden Personen und wie im Straßenverkehr signalisiert die „Gastampel“ im Eingangsbereich, ob jemand Zutritt bekommt

Einige Anbieter haben sich hierfür bereits etwas einfallen lassen. Diese digitalen Systeme unterscheiden sich im Wesentlichen in der Funktionsweise der Kundenerfassung (Sensor- oder Kamera-basiert), der Breite ihrer Anwendungs- und Vernetzungsmöglichkeiten (z.B. zusätzlicher Anschluss an das Audiosystem etc.) und natürlich auch im Preis. Und da wäre ja noch die DSGVO, nach der alles konform gehen muss. Gleich zu Beginn die gute Nachricht – alle hier vorgestellten Lösungen entsprechen diesen Richtlinien.


Überblick. Eine der preisgünstigeren Lösungen ist die „Gastampel“ (einmalig € 359,-), neu entwickelt von drei Berliner Unternehmern (www.gastampel.de). Mittels Smartphone-App wird festgelegt, wie viele Kunden in das Geschäft dürfen. Ein Sensor erfasst die ein- und austretenden Personen und wie im Straßenverkehr signalisiert eine Rot-Grün-Ampel im Eingangsbereich, ob noch jemand eingelassen wird oder nicht. Der Händler kann jederzeit ablesen, wie viele Kunden gerade im Geschäft sind. Dies passiert ebenfalls mittels App, eine WLAN-Verbindung ist jedoch hierfür die Voraussetzung.

 

 

Geschützt.

Eine ebenfalls sensorbasierte Lösung bietet A1 Digital. Beim „Digital People Counter“ ist der Sensor mit einer internetfähigen Sim-Karte ausgestattet und via Mobilfunknetz mit der „A1 Digital IoT-Plattform“ verbunden. Die ermittelte Anzahl der ein- und austretenden Kunden wird über diese verarbeitet und die Zahlen auf verschiedene Weise nutzbar gemacht. Diese Informationen können etwa in Echtzeit mit einem Monitor am Eingang vernetzt werden, der signalisiert, ob ein Eintritt aktuell zulässig ist. Bei Bedarf können diese Daten auch mit der Webseite oder App des Händlers verknüpft werden. So können Kunden vor ihrem Besuch die Auslastung im Geschäft eruieren und anhand dessen ihren Besuch besser planen. Gehostet wird die Plattform in der europäischen „Cloud Exoscale“. Damit ist sie vor den neugierigen US-Behörden geschützt, die aufgrund des Cloud-Acts auf virtuelle Daten US-amerikanischer Anbieter Zugriff haben.

Gesichtsmasken-Erkennung.

Die Variante des deutschen Anbieters Artec Technologies ist kamerabasiert. Herzstück ist die App „Multieye Overcrowding Watch“, die erfasst, ob sich die Personenanzahl im Gebäude unter dem festgelegten Maximalwert bewegt. Wie viele Personen noch eintreten dürfen, wird über einen Monitor kommuniziert, ebenfalls ausgestattet mit einem Ampelsystem und kurzen Textinformationen. Optional lässt sich die Anlage um die Erkennung von getragenen Gesichtsmasken erweitern. „Die Handhabung von ‚Multieye Overcrowding Watch‘ erfordert keine Vorkenntnisse. Die App ist praktisch selbsterklärend und das gesamte System innerhalb weniger Stunden einsatzbereit“, sagt Artec Vorstand Thomas Hoffmann. Nach der Krise findet sich für die Hardware leicht eine andere Verwendung, etwa die Kamera zur Videoüberwachung bzw. Kundenzählung und der Monitor für Werbemaßnahmen.

Intelligent.

Die Lösung von Axis beinhaltet die Kombination einer Netzwerk-Kamera und einer Analysesoftware, die mit einem Monitor oder der Audio-Anlage verbunden werden können.

Eine effiziente und preisgünstige Möglichkeit zur Messung der Kundenfrequenz kommt von Axis Communications. Hierfür werden Netzwerkkameras eingesetzt, idealerweise oberhalb des Eingangsbereichs. Eine bereits in der Kamera integrierte Analysesoftware unterscheidet zwischen ein- und austretenden Personen. Koppelt man nun dieses System mit Monitoren im Eingangsbereich oder der Audio-Anlage, werden in Echtzeit Zutrittsbeschränkungen an die Kunden übermittelt. Weitere Hardware wie etwa ein PC ist nicht nötig. „Durch gezielt eingesetzte Technik können Ladenbesitzer ohne großen Aufwand ihre Mitarbeiter entlasten und die neuen Regelungen umsetzen. Der Schutz aller Konsumenten und natürlich Mitarbeiter hat oberste Priorität“, so Ralph Siegfried, Business Development Manager im Retail-Bereich bei Axis.

Durchgangskontrolle.

Das in Österreich beheimatete Unternehmen AVI Systems stellt ein auf künstlicher Intelligenz basierendes System bereit, um die Umsetzung der Maßnahmen zu erleichtern. Johannes Traxler, Gründer und Geschäftsführer AVI Systems: „Unsere speziell für den Einzelhandel entwickelte ‚Produkt Suite‘ erleichtert nicht nur das Einhalten von Verhaltensregeln und entlastet dadurch den Handel, das System ist DSGVO-konform und speichert zu keinem Zeitpunkt Daten.“ Die Lösung zur Durchgangskontrolle mit Ampelregelung ist wahlweise mit einer oder zwei Kameras ausgestattet. Dieses kann beispielsweise in Baumärkten am Ein- und Ausgang sowie in engen Durchgangsbereichen angebracht werden, um Mitarbeitern und Kunden mittels Ampelsignales anzuzeigen, ob ausreichend Platz auf der Fläche ist oder gewartet werden soll. Das intelligente Kontrollsystem lässt sich so konfigurieren, dass automatisch eine zur Ladengröße definierte Personenanzahl erfasst wird und dementsprechend Zugang gewährt wird oder eben nicht.