Hochgeschossen

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Von den Schwierigkeiten, die der Shutdown in der Lebensmittelkette zutage beförderte, war die LGV Sonnengemüse nicht betroffen. „Das letzte Jahr ist eine Bestätigung für uns“, schildert Josef Peck, Vorstand LGV Sonnengemüse.

Der Großteil der 150 Betriebe der Gemüsegärtner-Genossenschaft sind kleine Familienbetriebe mit wenig bis gar keinen Fremdarbeitskräften. Als die Grenzen dicht gemacht wurden, spielte das nur eine marginale Rolle. Erfreulich ist zudem die gesteigerte Nachfrage der letzten Monate. Zu Beginn des Lockdowns ging die dreifache Gemüsemenge der LGV Sonnengemüse über den Ladentisch. Seitdem verzeichnet man ein kontinuierliches Plus von 10-15%. „Man wird sehen, ob sich hier etwas nachhaltig verändert hat. Aber ich glaube schon, dass etwas Positives zurückbleiben wird“, meint Peck zum derzeitigen Boom regionaler Produkte.


SOZIALE BELANGE. Die Kosten, die die Pandemie mit sich brachte, waren jedoch auch nicht zu knapp. Für Mitarbeiter im Verpackungsbereich wurden Container mit zusätzlichen sanitären Anlagen beschafft, um die räumlichen Gegebenheiten zu ergänzen. Gearbeitet wird in Gruppen mit Mund-Nasen-Schutz und unter Einhaltung der Abstandsregeln. Missstände in Erntehelfer-Unterbringungen schließt Peck bei seinen Mitgliedern aus. Die Betriebe verfügen durchgehend über das GRASP-Zertifikat, das soziale Belange wie den Schutz der Arbeiter im Fokus hat. „So etwas darf nicht vorkommen. Das wirft kein gutes Bild auf die Landwirtschaft“, findet Peck klare Worte. „Generell müssen wir die Beschäftigungsbedingungen verbessern, es wird auch in Osteuropa immer schwieriger Arbeitskräfte zu finden.“


POSITIVE EFFEKTE. Neben den Wiener und Seewinkler Gemüsebauern zählen nun auch 17 steirische und zwei oberösterreichische zur Erzeugergemeinschaft. Von der Erweiterung profitiert auch die Organisation, die die Gunst der Stunde nutzte, um die Regionalität weiter zu stärken. Denn das jeweilige Gemüse wird primär in der Anbauregion angeboten. Außerdem wurde die Anbauvielfalt erhöht. In den Bundesländern variieren mitunter die Produktionsvoraussetzungen, so stammt in Wien etwa 80% der Wertschöpfung aus Unterglas-Anbau. Im Burgenland hingegen dominieren Freilandflächen und Folientunnel. Was massive Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen hat, denn Feldarbeit ist wesentlich anstrengender und unkalkulierbarer. Im Glashaus sind die Erntezeiten besser planbar, dazu kommt eine höhere Technologisierung. Das bedeutet geregelte Arbeitsbedingungen, und zwar über das ganze Jahr. Denn regionales Gemüse wie „Martins Mini Gurken“ wird 365 Tage im Jahr angeboten. In Zukunft sollen uns übrigens auch andere Fruchtgemüsesorten der Genossenschaft ganzjährig begleiten. Ein echtes, regionales Erfolgsprojekt ist der heimische Ingwer. Vor wenigen Jahren als Anbauversuch gestartet, wird heuer erstmals eine nennenswerte Ernte eingefahren. 15 - 20t der exotischen Knolle aus dem Seewinkel werden den heimischen LEH bereichern. Ein gutes Beispiel, wie die Bedingungen und Möglichkeiten in den Regionen der LGV Sonnengemüse genutzt werden.


KLIMAWANDEL. 2021 will man die Richtung beibehalten. „Der Verkauf wird in Zukunft nicht schwer sein, aber die Produktion muss aufrecht bleiben“, schildert Peck. Ziel ist es, die Unterstützung für die Mitglieder voranzutreiben, egal ob hinsichtlich Beratung über den Kulturanbau oder Hilfestellungen im technischen Bereich. 

Beim Seewinkler Ingwer wird heuer erstmals 15 - 20t Ernte erwartet. (© zweischrittweiter.at)
Seltene Sorten wie der Zuckerhut zählen ebenso zum Sortiment der Genossenschaft. (© zweischrittweiter.at)
Josef Peck, Vorstand LGV Sonnengemüse, freut sich über eine erfolgreiche Saison. (© zweischrittweiter.at)