Immer wieder, immer wieder

© monticello/shutterstock

Im Rahmen unseres Nachhaltigkeits-Schwerpunktes sind wir auch der Frage nachgegangen, welches Material denn im Mineralwasserbereich das umwelttechnisch bessere sein könnte – PET oder Glas? Die Antwort ist ganz klar: weder noch & sowohl als auch.

Medial unterliegt Plastik ja gerade einem ziemlich heftigen Bashing. Und ja, Hiobsbotschaften, wie dass in einigen Jahrzehnten mehr Plastik im Meer sein wird als Fische, sind in der Tat nicht gerade beruhigend. Hier besteht – zweifelsohne – internationaler Handlungsbedarf. Mit den heimischen Getränkeherstellern, und insbesondere den hier besprochenen österreichischen Mineralwassermarken, haben Umweltkatastrophen im großen Stil jedoch nichts zu tun, auch wenn dies oft suggeriert wird. Denn die Branche ist – speziell im internationalen Vergleich – anderen weit voraus und hat sich bereits sehr intensiv um größtmögliche Nachhaltigkeit bemüht. Und dies heißt keineswegs, dass dem Plastik komplett abgeschworen werden muss. Denn: „PET ist ein wertvoller Rohstoff, der zu 100% recycelbar ist“, schildert uns Vöslauer-GF Birgit Aichinger. Wichtig ist nur, dass die Flaschen entsprechend entsorgt werden (also in die gelbe Tonne bzw. den gelben Sack), damit sie der Wiederverwertung zugeführt werden können. Aber diesbzgl. sind die Österreicher fast schon Musterschüler: „7 von 10 PET-Flaschen werden hierzulande gesammelt“, so Christoph Scharff, Vorstand Altstoff Recycling Austria AG, über den Status quo der Sammelmoral. Es besteht freilich noch Verbesserungspotential: „Unser Ziel ist es, eine Quote von 9 von 10 Flaschen zu erreichen“, so Scharff. Die EU schreibt bis 2025 übrigens eine PET-Sammelquote von 77% vor. Denn – logisch: Je mehr Material gesammelt wird, umso mehr kann in recycelter Form wiederverwendet werden. „Im Kreislauf gehalten, spricht alles dafür, PET zu verwenden und einzusetzen“, meint auch Waldquelle-GF Monika Fiala. Die Mineralwasserbrunnen des Landes sind sich also einig darin, dass PET durchaus weiterhin seine Berechtigung hat – und tun einiges dafür, die Nachhaltigkeitsbilanz ihrer Produkte weiter zu verbessern und dies auch den Konsumenten zu kommunizieren.

Kreislauf.

Vöslauer etwa verwendet bei den Gebinden für alle „ohne“-Varianten bereits 100% rePET, also recyceltes PET. Noch im Laufe des ersten Halbjahres sollen weitere Gebinde auf das nachhaltige Material umgestellt werden. Dabei ist dies gar kein so leichtes Unterfangen: „Die Herausforderung dabei liegt in der Produktion eines Gebindes mit gleichbleibendem bzw. sogar geringerem Materialeinsatz und einer Flaschenqualität, die auch Mineralwasser mit Kohlensäure standhält“, erklärt Vöslauer GF Birgit Aichinger.


„Die schlechteste Getränkeverpackung ist die, die im Restmüll landet.“
Birgit Aichinger, GF Vöslauer

Komplett.

Bei der Römerquelle ist man schon einen Schritt weiter und hat kürzlich bekanntgegeben, dass künftig sämtliche PET-Flaschen aus 100% recyceltem PET hergestellt werden. „Wir wollen eine Welt ohne Abfall, das ist ein Schritt in diese Richtung“, stellt Ursula Riegler, Unternehmenssprecherin Coca-Cola HBC Österreich, fest. Die Umstellung hat tatsächlich deutliche Auswirkungen: Im Vergleich zu PET-Flaschen der ersten Generation (also noch ohne Recycling-Material) ist der CO2-Ausstoß um 70% geringer. Auch der Materialverbrauch insgesamt wurde kontinuierlich reduziert und liegt heute 12,4% unter jenem des Jahres 2010. So ein Meilenstein wird natürlich auch entsprechend kommuniziert – an prominentester Stelle: auf dem Flaschen­etikett mit der Botschaft „Aus Flasche werde Flasche“. Kurz: Es wird aktuell und in den kommenden Monaten und Jahren sicher viel geschehen, um den Konsumenten zu vermitteln, dass PET in Österreich nachhaltiger ist als so mancher glaubt.

Wächst.

Dem gegenüber steht Glas mit seinem per se sehr positiven Image, das dazu geführt hat, dass dieses Gebinde im Mineralwasserbereich – trotz der konkreten Convenience-Vorteile von PET (weniger Gewicht, bruchsicher) – zuletzt wieder häufiger zum Einsatz kam. „Die Bedeutung von Glas nimmt stetig zu“, bestätigt man auch bei Vöslauer. „Das beobachten wir konkret an unserer im Jahr 2014 gelaunchten 8x1L-Glas-Mehrwegflasche für den Handel, die von Kunden sehr gut nachgefragt wird.“ Seit November ist auch „Gasteiner“-Mineralwasser in einer hochwertigen 1L-Design-Mehrwegflasche im LEH erhältlich. „Wir sind überzeugt davon, damit einen weiteren, wichtigen Schritt in Sachen Nachhaltigkeit zu gehen und den Bedürfnissen der Konsumenten Rechnung zu tragen“, so Jutta Mittermair, Head of Corporate Communications Gasteiner Mineralwasser. Auch bei der Waldquelle, dem größten Mehrweg­anbieter von 1L-Glas Mehrweg in Österreich, bemerkt man – +14% – starke Wachstumsraten bei der 1L-Glasmehrwegflasche (Nielsen, Menge, FY 2018 vs. FY 2017). Und bei Starzinger betont man ebenfalls, aus Nachhaltigkeitsgründen stets – also auch in Zeiten eines rückläufigen Marktes – am Mehrweggebinde festgehalten zu haben. Aktuell führt man auch „Frankenmarkter Mineral Zitrone“ in der 1L-Glasflasche ein.

Pro & Contra.

Ebenso wie PET nicht durch und durch böse ist, hat aber auch Glas nicht nur Vorteile. „Damit die Wiederbefüllung möglich ist, fallen etwa sehr hohe Transportkosten sowie Energiekosten für die Reinigung an“, erklärt Waldquelle-GF Monika Fiala. Auch ARA-Vorstand Christoph Scharff hielt im Zuge der Präsentation der neuen „Römerquelle“-Flaschen fest: „Die ökologische Vorteilhaftigkeit eines Materials ist letzten Endes eine Einzelfallbetrachtung.“ Drei Faktoren beeinflussen lt. Scharff die Nachhaltigkeitsbilanz des jeweiligen Flaschenmaterials. Erstens: die Umlaufzahl, sprich wie oft ein Gebinde wieder befüllt werden kann. Zweitens: die Recyclingquote im Falle von Einwegverpackungen. Und drittens: die Transportentfernung. Unter Distanzen von 100km hat Mehrweg-Glas aus Umweltsicht die Nase vorn, über 200km schneidet Einweg-Kunststoff besser ab und dazwischen befindet sich ein „Graubereich“.

No-go.

Wie so oft im Leben gibt es also auch auf die Frage, welche Mineralwasserflasche nun die nachhaltigste ist, keine allgemeingültige Antwort. Außer vielleicht diese, von Vöslauer-GF Birgit Aichinger: „Die schlechteste Getränkeverpackung ist die, die im Restmüll landet und damit für die Wiederverwertung verloren ist.“