In weißen Westen

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Das Kreislaufwirtschafts-Prinzip umfasst ja viele Bereiche, wie am Beispiel der Kategorie Waschmittel und Reiniger deutlich wird. Wir haben uns angesehen, was die Hersteller in den Bereichen Packaging, Formulierung sowie im Herstellungsprozess bereits optimiert haben bzw. was diesbzgl. noch geplant ist.

Klar, das EU-Kreislaufwirtschaftspaket gibt die Richtung ohnehin ziemlich klar vor. Die Forderung nach einem sorgsamen Umgang mit Ressourcen wird aber auch auf Verbraucherseite immer lauter. „Die Konsumenten erwarten von den Herstellern, dass sie Verantwortung übernehmen“, ist Jaroslava Haid-Jarkova, General Manager Laundry & Home Care Austria bei Henkel, überzeugt. Dass das Wegwerf-Prinzip ohne optimale Wiederverwertung des entsorgten Materials nicht mehr zukunftsfähig ist, ist also mittlerweile einem Großteil der Bevölkerung klar. „Nur der Gedanke eines Kreislaufs kann die Versorgung der Menschen auf Dauer sicherstellen“, bestätigt Claro-Gründer und -Inhaber Josef Dygruber. Zweifelsohne hat sich in diesem Bereich in den letzten Jahren bereits eine Menge getan, allerdings: „Es gibt bei FMCG-Produkten noch viel Potential in puncto Kreislaufwirtschaft – v.a. bei der Verpackung“, so Alexander Litofcenko, Produktmanager bei Erdal. Auch Birgit Fritz, Strategische Leitung Home & Personal Care-Bereich bei Unilever Austria, verortet noch einige offene Aufgaben: „Aktuell liegen etwa die Recyclingquoten für Plastik in Österreich noch auf einem zu niedrigen Niveau. Es muss an allen Stellschrauben des Kreislaufs zu deutlichen Verbesserungen kommen, z.B. bei der Sortierung und Aufbereitung der Wertstoffe sowie bei der Produktion mit Rezyklaten.“

Optimiert.

Wie ist der Status quo? Die Markenartikler berichten unisono von erfolgreich umgesetzten Maßnahmen. So haben praktisch alle Waschmittel-Hersteller ihre Produkte stetig in Richtung einer Senkung der Waschtemperatur optimiert. „Denn“, so Henkel-General Manager Jaroslava Haid-Jarkova, „80% des Fußabdrucks eines Waschmittels entstehen während der Gebrauchsphase.“ Als State of the Art präsentierte Henkel kürzlich die „Persil Discs“, Kapseln mit hochkonzentrierter Formel, die eine Überdosierung verhindern sollen. Bei der Verpackung setzt man auf eine Kombination aus Kunststoff (50% davon aus Rezyklat) und Karton. Mit diesem Konzept hat man im Vergleich zur früher eingesetzten Packung 40% Kunststoff eingespart. Generell hat Henkel die Umweltauswirkungen der Packagings genau im Blick: Ende 2019 waren 85% der Verpackungen, die man in Umlauf bringt, recycelbar oder wiederverwendbar. Bis 2025 sollen es 100% sein.

Best practice.

Als Vorzeigeschüler präsentiert sich auch Unilever. So wird der Strom für die Werke in Europa seit mehreren Jahren aus regenerativen Quellen bezogen. Beeindruckend ist das Ergebnis der Maßnahmen in Sachen Müll-Reduktion: Weltweit fielen in den Unilever-Betrieben 2019 um 96% weniger Abfall pro Produktionstonne an als im Jahr 2010. Die Verpackungen werden so gestaltet, dass von vornherein weniger oder gar kein Plastik eingesetzt wird, zugleich schraubt man den Anteil an recyceltem Kunststoff (kurz: PCR) in die Höhe. Beim „Comfort Intense“-Weichspüler sowie bei den „Dove“-Produkten liegt der PCR-Anteil bereits bei 100%. Aber auch Wiederverwendbarkeit wird großgeschrieben. Anfang des Jahres präsentierte man mit dem „Cif Nachfüller ecopack“ eine Refill-Variante des Haushaltsreinigers.

Ambitioniert.

Procter & Gamble leistet seinen Nachhaltigkeitsbeitrag im Rahmen der Strategie „Ambition 2030“, die z.B. vorsieht, dass bis zum Jahr 2030 alle Verpackungen recyclingfähig oder wiederverwendbar gestaltet werden und noch mehr Recycling-Material eingesetzt wird. Bei einigen Produkten liegt der PCR-Anteil schon jetzt bei 100%. Zugleich bemüht man sich durch eine entsprechende Packungsgestaltung um Verpackungsreduktion: Bei „Ariel“ und den „Lenor Pods“ konnten durch Verwendung eines Standbodenbeutels 75% Plastik eingespart werden. Zugleich weist man darauf hin, dass Kunststoffe keineswegs so böse sind, wie man angesichts mancher Berichterstattungen glauben könnte. „Denn Plastik punktet einerseits mit einem geringen Gewicht und ist außerdem sehr gut zu recyceln“, hält Sophie Hödl, Vertriebsleiterin für Waschmittel bei P&G fest – vorausgesetzt die Infrastruktur macht einen Materialkreislauf möglich. Namhafte Unternehmen wie P&G oder Henkel bemühen sich deshalb im Rahmen des Projekts „HolyGrail“ z.B. um bessere Grundlagen für die Sortierung von Plastik-Verpackungen. Insbesondere die Technologie von digitalen Wasserzeichen erwies sich dabei als vielversprechend. Dahinter stecken unsichtbare Codes, die mittels Scanner ausgelesen werden können. Hinterlegt sind dabei Infos wie das Material, aber auch ob z.B. Lebensmittel oder Waschmittel darin verpackt waren.

Erfüllt.

Gelassen blickt man bei Öko-Pionier „Frosch“ den Erfordernissen, die sich durch das EU-Kreislaufwirtschaftspaket ergeben, entgegen. Produktmanager Alexander Litofcenko: „Wir übererfüllen die Vorgaben der EU bereits heute.“ Neben Flaschen aus 100% PCR-Kunststoff setzt man auf spezielle Klebstoffe, dank derer sich die Etiketten leicht ablösen lassen, um den Recycling-Prozess zu erleichtern. Was die „Frosch“-Produkte angeht, so sind diese seit jeher rein pflanzlich und biologisch abbaubar. Besonders stolz ist man aber auf das jüngste Packaging-Baby: einen Standbodenbeutel aus einem Monomaterial, bei dem Beutel, Ausgießer und Verschluss ausschließlich aus Polyethylen (PE) bestehen statt des sonst üblichen PE/PET-Verbundes, was das Recycling massiv erleichtert.

Gründlich grün.

Auch Claro schreibt sich ja seit jeher auf die Fahnen, auf nachhaltigem Wege zu produzieren und zu reinigen. Neben dem Einsatz 100% recycelter PET-Flaschen hat man mit der Verwendung von Graskarton-Verpackungen einen weiteren Schritt gesetzt. Diese können umweltfreundlich produziert sowie kompostiert oder recycelt werden. Bei den Inhaltsstoffen setzt man soweit als möglich auf Natürliches wie Zitronensäure oder Rhabarber. Mit der jüngsten Innovation streckt Claro außerdem seine Fühler in ein neues Segment aus: Kürzlich präsentierte man das „claro Waschmittel-Pulver“. Die Varianten „Schneeweißchen“ sowie „Kunterbunt“ sind frei von Farbstoffen und Mikroplastik und versprechen auch bei niedrigen Temperaturen hohe Reinigungskraft. Der Umwelt zuliebe verzichtet man auf die Beigabe eines Dosierlöffels und empfiehlt eine Dosierung mittels Esslöffel.

Jetzt oder nie.

Engagement beweist auch CP GABA. „Beispielhaft für den Kreislaufwirtschaftsgedanken ist der neue ‚Ajax‘-Allzweckreiniger, der ab Mai 2020 in einer aus 100% Altplastik bestehenden Flasche erhältlich ist“, schildert Karl Heinz Kuttnig, Leiter der Zweigniederlassung Österreich. Mit „für die Zukunft now.“ lanciert CP GABA außerdem eine neue, ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Marke. Das Spülmittel punktet mit einer biologisch abbaubaren Formel, die Verpackung (eine Flasche aus PCR-Kunststoff) lässt sich vollständig wie derverwerten. Herstellt werden die „für die Zukunft now.“-Produkte in einer Zero Waste Factory.

Runde Sache.

Unter dem treffenden Namen „Cycle“ geht dieser Tage noch eine weitere neue Marke an den Start, die mit Kreislaufwirtschafts-Argumenten punkten möchte. Dieser Haushaltsreiniger wird zu 90% aus recycelten Rohstoffen aus Biomasse hergestellt. Dafür wird aus Klärschlamm durch Fermentierung biologische Essigsäure und durch Destillation Wasser gewonnen, die als Basis für den Reiniger dienen. Hinzu kommen vegane Seife, Zitronensäure und natürliche Duftstoffe. Der Reiniger ist leicht biologisch abbaubar und wird in Flaschen aus Recycling-Plastik angeboten. „Wir zeigen mit ‚Cycle‘, wie sinnvoll Kreislaufwirtschaft ist“, gibt sich Sunny Bhasin, Inhaber des Herstellers ReNew Technologies, stolz. Dass es zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft keine Alternative mehr gibt, darin sind sich alle Hersteller einig. Offensichtlich ist die Branche dahingehend auf einem guten Weg.