Lieber natürlich

Lieber natürlich

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Die gestiegene Bereitschaft der Konsumenten, die Herkunft ihrer Lebensmittel zu hinterfragen, hat insbesondere Biomilchprodukten neue Chancen eröffnet. Die restriktive Listungspolitik des Handels macht es aber Herstellermarken nicht gerade leicht, hier Fuß zu fassen.

Der Bio-Anteil wächst praktisch in allen Produktgruppen. Wenig verwunderlich ist er in jenen Bereichen am höchsten, wo die qualitativen Unterschiede für den Konsumenten klar ersichtlich sind, zugleich aber auch der Preisunterschied zwischen konventionell und Bio nicht allzu eklatant ausfällt. Im Bereich Trinkmilch etwa lag der Bio-Anteil lt. RollAMA 2017 bei satten 18,5% und ist damit zuletzt weiter angestiegen. Bei Fruchtjoghurt greifen 13,5% zu Bio, bei Butter 10,6% und bei Käse immerhin noch 9,6% der Konsumenten. Und diese investieren mit dem Griff zu ökologisch erzeugten Produkten auch in das gute Gefühl, nicht nur sich selbst, sondern auch Kuh, Schaf oder Ziege das Beste zu gönnen. Wobei wichtig ist zu erwähnen, dass Bio und Tierwohl zwar miteinander einhergehen, es umgekehrt aber nicht so sein muss. Es gibt mittlerweile unterschiedliche Initiativen von Marken aus dem konventionellen Bereich, die das Tierwohl in den Mittelpunkt rücken, zugleich aber nicht zwingend auch für Bio stehen. Bio aber steht natürlich immer auch für strenge Tierhaltungs-Kriterien hinsichtlich Auslauf u.Ä., zusätzlich hat das Attribut „Bio“ beispielsweise auch Auswirkungen auf die Fütterung, auf ev. Antibiotikagaben und natürlich auch auf die Milchleistung der Kuh.

Transparenz.

Der Trend zu Bio-Produkten entstammt zu einem Gutteil sicher auch dem zunehmenden Wunsch zu wissen, wo unsere Lebensmittel herkommen. Dass diese in Bio-Qualität im Handel dann zum allergrößten Teil „nur“ als Eigenmarken zu finden sind, widerspricht dem naturgemäß ein wenig. Denn Bio und eine starke, bekannte und vertrauenswürdige Marke schließen sich keineswegs aus, sondern ergänzen sich eigentlich sogar sehr gut. Die Hersteller haben den Kopf diesbzgl. jedenfalls noch nicht in den Sand gesteckt, sondern präsentieren aktuell wieder verstärkt entsprechende Neuheiten. Die Berglandmilch etwa offeriert jetzt auch Bio-Haltbarmilch. „Schärdinger Bio Formil“ soll eine Ergänzung des klassischen „Formil“-Sortiments darstellen für alle jene Konsumenten, denen Bio auch im H-Milch-Bereich ein wichtiges Anliegen ist. Damit die Konsumenten von dieser spannenden Line Extension rasch erfahren, setzt die Berglandmilch auf Werbe-Maßnahmen im Print- und Onlinebereich.

Spezialist.

Für die „SalzburgMilch“ spielt Bio traditionell eine große Rolle: 40% der angelieferten Milch entsprechen dieser besonderen Güte. Neben „normaler“ Bio-Milch verarbeitet man auch Bio-Heumilch, Goldstandard-Milch sowie seit kurzem „Reine Lungau“-Milch. Letztere steht für eine junge Range an Produkten, bei deren Herstellung nur Milch aus dem Biosphärenpark Lungau zum Einsatz kommt. Diese wird täglich gesammelt sowie umgehend abgefüllt und kommt außerdem mit einem natürlichen Fettgehalt von mind. 4%. Angeboten werden unter der Marke „SalzburgMilch Reine Lungau“ neben Trinkmilch auch ein Naturjoghurt sowie eine Sauermilch.

Gmahte Wies´n.

Auch die Kärntnermilch hat eine lange Bio-Geschichte. Bereits 1994 hat man mit der Verarbeitung entsprechender Milch begonnen. Mit der „Bio Wiesen Milch“ hat man vor ein paar Jahren eine Linie ins Leben gerufen, die auch die Aspekte Umwelt, Energieeffizienz, Klimaschutz sowie den Tier- und Artenschutz in die Produktion miteinfließen lässt. Um den Konsumenten dementsprechend noch mehr Auswahl zu bieten, ergänzt man das „Bio Wiesen Milch“-Sortiment deshalb aktuell um mehrere Neuheiten, wie etwa den „Cremetopfen“ oder den „Bockshornklee Bio-Schnittkäse“ in Scheiben. Dem Thema Bio traut man jedenfalls in der Kärntnermilch noch einiges zu. Marketing- und Verkaufsleiter Wolfgang Kavalar: „Das Verständnis für das nachhaltige Zusammenspiel von Mensch, Tier und Umwelt hat enorm zugenommen.“

Voll und ganz.

„Bio wird langfristig ein sehr wichtiges Thema sein“, ist auch Friedrich Mitterhumer, GF von Concept Fresh überzeugt. Die Klosterkäserei Schlierbach, deren Produkte Concept Fresh vermarktet, wurde bereits im Jahr 2012 auf einen reinen Bio-Betrieb umgestellt. Eine interessante Neuheit von „Schlierbacher“ lancierte man kürzlich mit dem „ofenheißen Bio-Käsegenuss“, der in den Varianten „mild-aromatisch“ und „herzhaft-würzig“ zur Verfügung steht und sich durch eine einfache Zubereitung auszeichnet.

Guter Grund.

„Das Thema Bio wird in Zukunft ein immer wichtigeres Argument beim Konsumenten sein“, lautet die Einschätzung von Andreas Geisler, Geschäftsführer der Käserebellen. Das Unternehmen hat auf der Biofach gleich mehrere passende Neuheiten vorgestellt, darunter etwa der „Bio Kaffee Rebell“ mit mildem Kaffeearoma, das an cremigen Cappuccinoschaum erinnert. Ebenfalls neu ist der „Bio Sommer Rebell“ mit Tomaten und Basilikum, der auf der Biofach in der Kategorie Frischeprodukte zum „Best New Product“ gekürt wurde.

Bionier.

Ein Pionier unter den Bioproduzenten ist auch die Pinzgau Milch, die ebenfalls bereits seit 1994 Bio-Bergbauernmilch sammelt und heute als einer der größten Biomilch-Verarbeiter Österreichs gilt. Eine der letzten entsprechenden Neuheiten ist der „Almsenner Kaiserwinkl Premium Bergkäse“, der sein würzig-kräftiges Aroma während der mindestens zwölfmonatigen Reifezeit entwickelt und dem Geschäftsführer Markus Buchmayr einiges zutraut, denn: „Das Thema Bio wird sich auch weiterhin positiv entwickeln“, ist er überzeugt.

Marken?

In der Ansicht, dass ökologisch erzeugte (Milch-)Produkte weiter an Bedeutung gewinnen werden, sind sich die Hersteller also recht einig. Und auch den Wunsch, dass etablierte Brands im Bio-Bereich sichtbar werden, haben wir im Zuge unserer Recherchen vielerorts vernommen. „Schließlich werden mit der Marke kaufentscheidende Merkmale verbunden und diese können starke Marken deutlich glaubwürdiger vermitteln, auch im Bio-Bereich“, so Käserebellen-GF Andreas Geisler. Und Florian Schwap, Bereichsleiter Marketing bei der SalzburgMilch, wirft die Frage auf: „Warum sollen Konsumenten in einem wachsenden Markt nicht auch die Möglichkeit bekommen, aus verschiedenen Marken auswählen zu dürfen?“ Ja, warum eigentlich?

Ergänzend: Barbara Köcher-Schulz über den Status quo von Bio in Österreich

Barbara Köcher-Schulz,
Bio-Marketing-Managerin der AMA

„Bio ist im Alltag der Konsumenten an­ge­kommen. Jeder fünfte Liter Milch, der im Supermarkt gekauft wird, ist Bio. Ebenfalls über dem Durchschnitt liegen die Bio-Anteile bei Joghurt, Butter und Käse. Bio ist bei Lebensmitteln eine geschützte Bezeichnung. Orientierung beim Einkauf geben die beiden unabhängigen Kennzeichnungen. Das EU-Biologo tragen alle in der EU hergestellten und vorverpackten Lebensmittel. Zusätzlich garantiert das AMA-Biosiegel eine freiwillig höhere als die gesetzlich vorgeschriebene Produktqualität. Rot-Weiß garantiert die österreichische Herkunft der Rohstoffe sowie die Be- und Verarbeitung in Österreich.
Die Produktion und Verarbeitung von Bio folgt klaren Regeln. Beispielsweise müssen Bio-Bauern ihre Kühe ausschließlich in Bio-Qualität und gentechnikfrei füttern. Die Tiere haben Zugang ins Freie, die Tierhaltung ist flächengebunden. Auch für Molkereien gibt es klare Regelungen, zum Beispiel gentechnikfreies Lab für die Produktion von Bio-Käse oder die klare Chargentrennung von bio­logischer und konventioneller Milch.“