Mehr ist Mehr

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Der Ketchup-, Senf- und Saucenmarkt ist nicht nur sehr vielfältig, sondern auch umkämpft. Nach einem kontinuierlichen Wachstum in den vergangenen Jahren bescherten die Krisenmonate der Kategorie ein sprunghaftes Hoch. Dem soll jetzt kein Absturz folgen. Neuheiten und saisonale Editionen für die Grillsaison heizen die Lust der Verbraucher jedenfalls entsprechend an.

Darüber sind sich alle Marktteilnehmer einig: Der Markt für Ketchup & Co ist 2020 stark gewachsen. Da jedoch der Corona-Effekt mit einem starken At Home-Konsum und entsprechenden Umsatzzuwächsen hier massiv zugeschlagen hat, macht es wenig Sinn, sich dieses Wachstum als Messlatte herzunehmen. Weitaus wichtiger ist die Feststellung, dass die Kategorie, getrieben durch die steigende Liebe der Österreicher zum Grillen, aber auch durch kulinarische Trends, wie Burger, Wraps und Snacks im Allgemeinen, seit Jahren kontinuierlich wächst. Sabrina Zaffalon, Customer & Channel Marketing Foods bei Unilever Austria: „Der Markt für Party- und Grillsaucen erlebt seit Jahren ein Wachstum und dieser Trend ist auch in Zukunft zu erwarten. Der Grund liegt insbes. in der Popularität des Grillens und darin, dass die Grillsaison – bis hin zum Wintergrillen – ausgedehnt wird.“ Klassikern wie Tomaten-Ketchup, Sauce Tartare oder auch Senf kommt eine wichtige Rolle zu, Neuheiten, Innovationen und saisonale Limited Editions treffen allerdings längst auf zahlreiche neugierige Shopper, die ihren Gästen beim Grillen gerne Neues anbieten – und sich dafür im Frühjahr auch mal so richtig eindecken. Heike Wagener, Junior Product Manager & Marketing Global Sales bei Kühne: „Die Kategorie ist stark innovationsgetrieben. Es wird viel probiert und die Shopper rüsten sich gern vor dem Start der Saison mit gleich mehreren Saucen. Da landen dann neben einigen Klassikern gerne auch mal etwas neuere Geschmacksrichtungen im Einkaufswagen. So ist für jeden etwas dabei.“

Vielseitig.

Einiges in Bewegung ist zurzeit im Bereich Ketchup. Mit einem Anteil von über 62% (Nielsen, Wert, LEH exkl. H/L, KW 12/2021) ist die Marke „Felix“ hier deutlicher Marktführer. Für die Sommersaison kommen jetzt aufgrund der großen Nachfrage im vergangenen Jahr die beiden Limited Editions „Felix Zwiebel Knoblauch Ketchup“ und „Felix Steakhouse Ketchup“ auch heuer wieder in die Regale des Handels. Potential ortet man bei Felix aber auch im Bereich Bio und bei zuckerreduzierten Angeboten. Mit zwei Varianten („Bio Ketchup weniger Salz & weniger Zucker“ und „Pur Bio Ketchup“) ist man etwa in Sachen Bio erfolgreich unterwegs. 

Bewegung.

Neben den Brands des Handels und „Felix“ sind in diesem Segment v.a. die Marken „Heinz“ und „Spak“ sichtbar. Erstere darf getrost als Kultmarke bezeichnet werden, die ihre treuen Fans hat. Seit Jahresbeginn ist das Kraft Heinz-Portfolio (zu dem auch die Marke „Bull´s Eye“, „Weight Watchers“-Suppen und natürlich Produkte wie „Heinz Baked Beans“ oder die „Heinz Tomatensuppe“ zählen) nicht mehr im Hause Winkelbauer daheim, sondern bei H.M. Weihs. Franz Peischl, Product-/Key Account-Manager bei H.M-Weihs: „Aufgrund des effizienten und leistungsfähigen Dienstleistungsangebots der Firma H.M. Weihs hat Kraft Heinz per Februar 2021 die Betreuung des österreichischen Marktes in die Hände der erfahrenen Weihs-Mannschaft übergeben.“ Während diese Umstellung noch am Laufen ist, präsentieren andere bereits ihre Neuheiten für die Saison. Winkelbauer etwa lanciert mit „Wild Bill“ eine komplett neue Marke, die jung und frech für Freude am Essen und Leben steht (Produktvorstellung). Spak erweitert sein Portfolio um die Geschmacksfusion „Ajvar Ketchup“ sowie um die Bio-Variante des „Masterketchup“ (Produktvorstellung Seite 36) und lanciert mit dem „Das Österreicher Ketchup“ eine Neuheit im „Das Österreicher“-Saucen-Sortiment. GF Alexander Müller: „Regionalität sehen wir als hochrelevantes Thema für Österreichs Shopper. Mit unseren Premium-Saucen ‚Das Österreicher‘, die sich preislich stark vom Markt abheben und zu 100% mit österreichischen Paradeisern hergestellt werden, konnten wir im ersten Quartal 2021 ein Wachstum von 10,5% verzeichnen – noch vor unserem Sommer-Schwerpunkt mit Display-Initiative auf der Großfläche.“ Und auch Spitz ist bereit für die Grillsaison, die das Unternehmen gerne mit ausgefallenem wie „Kürbisketchup“ oder würzigem „Superscharfem Ketchup“ begleitet. 

Bunte Palette.

Ebenso wie bei Ketchup freuen sich die Verbraucher bei Grill- und Party-Saucen über impulsstarke Abwechslung. Claudia Leser, Senior Product Group Manager Felix Austria: „Gerade im Bereich Ketchup & Saucen wünschen sich die Konsumenten Vielfalt. Und genau das ist es, was Ketchup & Saucen auch am besten können: Im Handumdrehen einen zusätzlichen Geschmacks­twist geben und Mahlzeiten unkompliziert je nach persönlicher Präferenz aufpeppen.“ Einer starken Nachfrage erfreuen sich hier weiterhin klassische BBQ-Varianten, so Leser, und ungebrochen ist auch weiterhin der Erfolg der Nummer 1 am heimischen Saucenmarkt, der „Felix Sourcream Sauce“. Dank einer breiten Angebotspalette und einem hohen Zuspruch der Verbraucher war Felix auch im Saucen-Segment im 2. Halbjahr 2020 (neuer) Marktführer. Für die aktuelle Saison stillt man die Lust auf Neues mit der „Red Hot Sauce“ mit fermentierten Aji Chilis. 

Scharf & Vegan.

„Kuner“ zählt ebenfalls zu den beliebtesten Marken im stark fragmentierten Saucenmarkt. Neues gibt es hier mit der Variante „Chili Knoblauch“. Ein großes Augenmerk liegt aber auch auf der Deli-Style-Brand „Hellmann´s“ unter der kürzlich, neben der Geschmacksrichtung „Mayonnaise Mit Knoblauchnote“, spannende vegane Mayo-News (etwa „Hellmann´s Vegan Chipotle“) gelauncht wurden. 

Neue Gefilde.

 Auch die Marke „Thomy“ hat in Österreich neue bzw. wieder den ursprünglichen Ansprechpartner und ist nicht mehr im Portfolio von Maresi, sondern wird wieder von Nestlé direkt betreut. Die Marke, die insbesondere für Mayonnaise bekannt ist, überraschte bereits voriges Jahr mit einer stylishen Saucenrange in wertigen Glasflaschen, aber zum Mainstream-Preis. Diese Range wächst nun von vier auf sechs Geschmacksrichtungen an, neu sind „Salsa“ und „Aioli“. Zudem nimmt man auch hier den veganen Lifestyle wahr und platziert saisonal neben den bestehenden „Thomy“-Grillsaucen zwei neue rein pflanzliche Varianten. 

Fruchtig.

„Auch wenn BBQ-Saucen weiterhin stark nachgefragt sind“, stellt Heike Wagener, Junior Product Manager & Marketing Global Sales bei Kühne fest, „bleiben die klassischen roten Grillsaucen, die eher fruchtiger daherkommen, das Maß aller Dinge.“ Daher belebt man den Markt heuer mit den zwei „Made for Meat“-Zugängen „Flame Roasted Paprika“ (mit Röstaromen und Sesam) sowie „Steakhouse Argentina Style“ (mit einer leichten Rauchnote).

Fixplatz.

Ohne Senf geht es natürlich bei keiner Grillerei. Und auch hier – in diesem eigentlich weniger innovationsgetriebenen Segment – tummeln sich zum Saisonstart einige Neuheiten. So gibt es den Klassiker „Mautner Markhof Original Estragon Senf“ nicht nur in einer Jubiläumsedition, sondern den „Original Kremser Senf“ nun auch in einer Bio-Variante. Jürgen Brettschneider, GF Mautner Markhof: „Der ‚Bio Estragon Senf‘ konnte sich sowohl im Umsatz als auch im Absatz im letzten Jahr verdoppeln. Nun folgt mit ‚Bio Kremser Senf‘ die Erweiterung unseres Bio-Sortiments.“ Im Bereich Saucen präsentiert Mautner Markhof zudem eine neue „Sour Cream mit Schnittlauch“ von „Develey“ und eine Limited Edition der Marke „BBQUE“.

Spezialisten.

Bei Haas ist man über den Geschäftsverlauf des letzten Jahres im LEH ebenso erfreut wie die Mitbewerber. Corinna Ofner, Marketingleitung: „Klassiker sind die unerschütterliche Basis, auf die der Konsument nicht verzichten möchte, neue Produkte beleben die Kategorie.“ Daher lanciert das Trauner Traditionsunternehmen aktuell „Haas Kräutersenf“ (siehe Seite 28) und „Dr. Schweitzer Rote Feige“-Spezialsenf (mit 5% Fruchtanteil und fruchtig-süßer Rezeptur). Und in Wien, bei Ramsa-Wolf bietet man schließlich allen Gourmets mit dem „Ramsa Trüffel-Senf“ in der Glasverpackung eine Senfspezialität mit schwarzen Trüffelstückchen.


Fertig, los! Nachdem die Corona-Maßnahmen – aber vor allem das regnerische Wetter im April und Mai – die Grillparty-Freude noch etwas gedrückt haben, heißt es mittlerweile „Nichts wie ran an den Griller“. Zumindest geschmacklich wird es hier, angesichts der vielen Neuheiten, sicher nicht fad.