Mehr Prickeln im Alltag

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Schaumwein – unabhängig von Herkunft, Farbe oder Herstellungsart – ist der Inbegriff für Situationen, in denen man es sich gutgehen lässt. Egal ob man auf einen Erfolg, das neue Jahr oder – immer öfter – einfach so anstößt, Sparkling sorgt für gute Laune.

Und offenbar hatten die Verbraucher in den letzten zehn Jahren häufig richtig gute Laune, denn der Sparkling Wines-Markt ist im vergangenen Jahrzehnt wertmäßig um 57% gewachsen (IWSR 2009-2019, Retail Value, Sparkling Wines exkl. Champagner, Gastronomie und LEH). Auch im letzten Jahr hat sich dieser Trend fortgesetzt: Die Kategorie verzeichnete ein Wachstum von 13,7% im Umsatz und 18,7% im Absatz (Nielsen LEH exkl. H/L, YTD KW 52/19). Das preislich in der Mitte positionierte Segment „Sekt“ (Nielsen versteht darunter alle Schaumweine mit einer zweiten Gärung, also auch Prosecco Spumante, Cava oder eben Sekt) ist mit etwa 71% des Gesamtmarkt-Umsatzes nicht nur das größte, sondern auch jenes, das sich am dynamischsten entwickelt (+ 6,4% Marktanteil). Das günstigere „Frizzante“-Segment (also alle Sparklings, bei denen Kohlensäure zugesetzt wird, egal welcher Herkunft) verliert indessen an Marktanteilen. Und das „Champagner“-Segment (Schaumwein aus der Champagne), das immer noch das teuerste Angebot im LEH verkörpert, vergrößert seinen Marktanteil hinsichtlich Umsatz um 2,4% (2019 vs. 2018). 

Die goldene Mitte.

Das prosperierende Mittelfeld (Spumante, Sekt, Cava etc.) – bei dem es von Tankgärungs-Schaumweinen über Flaschengärungs-Kreationen bis hin zu ausgefallenen, lange gelagerten Sekten wiederum ein breites Qualitäts- und Preis-Spektrum gibt – zeigt sich die letzten Jahre auch besonders aktiv. So kommen die Verbraucher aktuell in den Genuss einer variantenreichen Auswahl, die der Kategorie an sich sicherlich gut tut, da sie die Neugier und auch das Qualitäts-Bewusstsein fördert. Dass es für den Markt gut ist, die Neugier und das Wissen der Verbraucher zu fördern, darüber ist sich die Branche – egal ob heimische oder internationale Hersteller – einig. 

Multikulturell.

Marktführer am heimischen Schaumweinmarkt ist, mit einem mengenmäßigen Anteil von 38,5%, Henkell Freixenet mit Marken wie „Kupferberg“, „Henkell“, „Mionetto“, „Freixenet“ oder auch „Wiener Hofburg“-Sekt (Nielsen, LEH, KW 1-32/20). GF Philipp Gattermayer: „Es ist für uns wichtig, dass es uns gelingt, den Konsumenten die ganze Vielfalt des Schaumweins noch näher zu bringen und sie auch betreffend Wert, Herstellungsverfahren und Qualität zu informieren und aufzuklären. Die Branche befindet sich aus unserer Sicht auf einem guten Weg.“ Die ganze Vielfalt von Schaumwein meint hier insbesondere den internationalen Aspekt, schließlich sind Proseccos, aber zunehmend auch Cavas oder Cremants bei den Verbrauchern durchaus gefragt. Gattermayer: „‚Mionetto Prosecco‘ ist hierzulande mit einem Plus von 46,3% die am schnellsten wachsende Schaumweinmarke und auch unsere Cavas zeigten ein erneutes Wachstum von knapp 15%.“ Mit dem „Wiener Hofburg“-Sekt bietet Henkell Freixenet seit kurzem auch einen ausschließlich aus heimischen Trauben und in Österreich hergestellten Sekt an. Dieses Projekt hat Henkell Freixenet gemeinsam mit Norbert Szigeti auf den Weg gebracht. 

Begrifflichkeiten.

In der erst kürzlich eröffneten Kellerei kreiert Norbert Szigeti aber zudem natürlich sowohl für die Gastronomie (unter der Marke „ANobis“) als auch für den LEH („Jo´s“ und „Norbert Szigeti“) beste Sekte. In Sachen Schaumwein kennt sich der Fachmann also entsprechend aus und setzt sich – u.a. mit der neuen Kellerei – dafür ein, dieses Wissen weiterzugeben. „Denn“, so Norbert Szigeti: „In den letzten Jahren ist ‚Prosecco‘ zum Synonym für Schaumwein bzw. Sekt geworden. Das sollte uns schon zu denken geben.“ Offensichtlich haben die Italiener, das muss man neidlos feststellen, hier wohl etwas richtig gemacht: Man darf mutmaßen, dass es neben den (auch preislich oft) sehr zugänglichen Proseccos, insbesondere das Image des „Dolce far niente“ war, das dem Thema einen verlockenden Geschmack nach Urlaub verliehen hat.

An die Arbeit.

Aber auch die Österreicher haben natürlich sehr viel dazu beigetragen, Schaumwein zu forcieren. Seit mehr als zehn Jahren etwa präsentiert sich die heimische Branche mit einem einheitlichen Qualitäts-Konzept (der österreichischen Sektpyramide) sowie spannenden Veranstaltungen (u.a. am Tag des österreichischen Sekts), die heimische Kellereien und deren vielfältiges Angebot ins Rampenlicht rücken. Das schürt das Interesse an Schaumweinen generell und an österreichischem Sekt im Besonderen. Peter Szigeti, GF der gleichnamigen Kellerei: „Wir alle arbeiten hart an einem vermittelbaren Qualitätskonzept, das ist die Qualitäts-Pyramide für österreichischen Sekt g.U.“. Das wichtigste Sekt-Haus des Landes, Schlumberger, war und ist bei dieser Initiative an vorderster Front aktiv. Benedikt Zacherl, jahrelanger GF des Sektkomitees und seit kurzem in der Geschäftsführung von Schlumberger, ist jedenfalls überzeugt, dass u.a. auch der Trend zur Regionalität die Lust auf heimischen Sekt noch steigern wird und er appelliert: „Der Trend zu Regionalität darf nicht beim Prickeln im Glas enden.“ Vor kurzem wurde die Marke „Schlumberger“ überarbeitet, am Etikett findet sich jetzt prominent platziert die Aufschrift „Austrian Sparkling“. Zacherl: „Unter Austrian Sparkling beleben wir als Begründer der österreichischen Sektkultur die Kategorie neu und tragen diese als Botschafter für österreichischen Sekt hinaus in die Welt.“ Akzente setzt man aber auch mit der Empfehlung Sekt in größeren Gläsern (Champagner- oder Weißwein-Gläsern) zu genießen, anstatt in den doch recht traditionell-feierlich wirkenden Sektflöten. Schließlich suggeriert bereits das Glas, was weltweiter Trend zu sein scheint, nämlich eine Öffnung und Erweiterung der Kategorie: weg vom mehrheitlich förmlichen Drink, hin zu mehr Prickeln im Alltag.

Ganzjahrestauglich.

Immerhin wird rund die Hälfte des Schaumweins von Oktober bis Silvester konsumiert. Den Rest des Jahres zu forcieren, ohne das wichtige Jahresende zu vernachlässigen, macht also durchaus Sinn. Dass das auch bei den Verbrauchern angekommen ist, zeigt folgende Veränderung: Gaben 2014 noch ganze 67% der Befragten an, Schaumwein ausschließlich zum Anstoßen zu trinken, so ist dieser Wert 2019 bereits auf 48% zurückgegangen (lt. Schlumberger Sektreport 2019). Das kann auch Johannes Kattus, GF der gleichnamigen Kellerei, bestätigen: „Schaumwein ist zwar immer noch das Getränk für besondere Momente, aber die Anlässe haben sich verbreitert und Schaumwein ist in allen Bevölkerungsschichten angekommen.“ Entsprechend bietet man auch für unterschiedlichste Anlässe spannende Produkte: In Kürze überrascht man die Verbraucher z.B. mit einem „Kattus Prosecco Rosé DOC“ und aktuell ist bereits die zweite „Kunststück“-Limited Edition „Kattus Reserve“ erhältlich. 

Rosé-Push.

Ein Treiber ist ganz klar auch Rosé-Schaumwein, der quer über alle Segmente und Herkünfte ein starkes Wachstum zeigt: Nach Schaumwein „Trocken“ (MA 35,9%) sind „Rosé“-Varianten mit 12,4% am Gesamtumsatz mittlerweile auf Platz 2 hinsichtlich Umsatz (Nielsen LEH exkl. H/L, YTD KW52/19). Johannes Kattus: „Das wirkt sich positiv auf die ganze Kategorie aus. Rosé-Variationen und Sekt-Cocktails haben Sekt zum Sommergetränk gemacht.“ 

Offen.

Sogar die nobelste Riege der Schaumweine, nämlich jene aus der Champagne, zeigen sich übrigens offen für neue Verwendungsanlässe und Genuss-Trends. Johannes Tappauf, Sales Manager Off Trade Moët Hennessy Österreich: „Champagner steht dafür, Momente zu genießen und zu feiern. Neue Trends wie etwa der Rosé-Trend im Sommer oder die neu geschaffene Kategorie Champagne on Ice, sind dafür verantwortlich, dass Champagner das ganze Jahr lang genossen wird.“ 

Tut gut.

Schaumwein bringt generell einen großen Verwöhnfaktor mit. Dass dieser gefragt ist, zeigen die steigenden Absätze, die übrigens auch in Zeiten von Corona im LEH nicht eingebrochen sind. Mitbeteiligt an dieser Entwicklung waren und sind aber auch Faktoren wie: eine spannende internationale und nationale Auswahl in den Regalen des Handels, etwas italienische Unbeschwertheit, eine hochqualitative, aktive und kreative heimische Sekt-Szene, eine große Lust auf beschwingte Rosés und die Erlaubnis – für noch mehr Erfrischung – auch mal Eis in den Sprudel zu geben.