Mit Vorhandenem auskommen

Stefan Perne

Stefan Perner auf der Weide

Stefan Perner ist seit 2016 als Milchbauer tätig, mit am Hof wohnen seine Eltern, seine Großmutter sowie am Wochenende seine Brüder mit Familie.

Nachgefragt

Herr Perner, schildern Sie uns bitte einen typischen Arbeitstag.
Tagwache ist ca. um 5:15. Der Tag ist von der morgendlichen und abendlichen Stallarbeit eingerahmt. Im Sommer werden dazwischen die Erntearbeiten erledigt, aber auch die Arbeiten auf der Alm, wo unsere Jungtiere den Sommer verbringen. Danach erledige ich z.B. Reparaturen von Zäunen, aber auch Wartungsarbeiten der Maschinen. Im Winter ist es ähnlich, wobei hier auch zu Mittag meist eine Stunde für die Stallarbeit einkalkuliert wird, die Kühe kommen in den Auslauf, Kälberboxen werden ausgemistet und ähnliche Routinearbeiten erledigt, für die bei der morgendlichen und abendlichen Stallarbeit die Zeit fehlt. Meist hat der Tag zu wenige Stunden, dass man alles erledigen könnte und so gibt es eben immer eine Prioritätenliste, die abgearbeitet wird und wo eben immer etwas hinten bleibt. Aber da geht es wahrscheinlich vielen Selbstständigen, auch in anderen Berufssparten, so.

Reine Lungau

Stefan Perner
Stefan Perner „Reine Lungau“-Milchbauer

Wie sieht ein Sommertag im Leben Ihrer Kühe aus?
Am Morgen liegen meine Kühe zum Großteil noch auf der Weide, ein bis zwei warten vielleicht schon vor dem Weidetor, bei ihnen ist die innere Uhr ausgeprägter. Sobald ich aber zur Weide komme und sie rufe, stehen sie alle auf. Ich öffne das Tor und sie gehen selbstständig in den Stall. Die Alten gehen voran, die wissen schon Bescheid, und die Jüngeren lernen es dadurch. Ich vergrößere in der Zwischenzeit die Weide, das heißt ich stecke den Weidezaun weiter, damit sie wieder frisches Gras für den Tag haben. Wenn ich in den Stall komme, ist normalerweise schon jede Kuh auf ihrem Platz. Die Kühe bekommen im Stall etwas Heu zu fressen, werden gemolken und gehen nach etwa einer Stunde wieder selbstständig auf die Weide. Ich mache den Stall wieder sauber, füttere das Heu für den Abend ein und gehe zum Schluss wieder das Tor zur Weide zumachen. Zugefüttert wird im Sommer nichts, die Kühe sind eigentlich immer auf der Weide. Außer es sind sehr heiße Tage, dann kommen sie manchmal schon nach dem Mittagessen rein, oder auch bei Dauerregen.

Welchen Schwierigkeiten begegnen Sie als „Reine Lungau“-Bauer?
Wir dürfen nur Biofutter aus dem Lungau verwenden, und das stellt schon eine Herausforderung dar. Ich muss immer wieder darauf achten, dass ich tendenziell eher zu wenige Kühe habe, denn wenn das Futter knapp wird, kann ich nicht einfach welches kaufen. Ich muss wieder langfristiger planen. Stellen Sie sich vor, sie gehen in den Supermarkt einkaufen und es gibt nicht von jedem Produkt fünf verschiedene Varianten und alles in dem Ausmaß, dass man sich zwangsläufig fragt, wer das alles essen soll. Aber trotzdem sehe ich das als tolle Chance, es entschleunigt auch und reduziert vieles wieder auf das Wesentliche.

Möchten Sie uns eine Anekdote aus Ihrem Leben als Milchbauer schildern?
Im Winter dürfen die Kühe über Mittag immer in den Auslauf, wobei speziell von November bis Jänner je nach Wetter die Lust dazu oft gar nicht so groß ist. Zwischen dem Tor vom Auslauf und der Stalltüre ist ein etwa 30m langer Triebweg. Als ich letzten November die Kühe raus ließ, ist eine der Kühe im letzten Moment beim Tor wieder durch geschlüpft und in vollem Galopp zurück zur Stalltüre gelaufen. Ich hinterher und wollte sie noch überholen, aber vier Beine waren dann doch schneller als zwei. Die Kuh ist bei der Stalltür rein und sofort auf ihren Platz und hat mich mit einem Blick angesehen, frei nach dem Motto: Heute kannst du selber raus gehen, ich bleib im Stall.

Der Hof

20ha Grünland in Mariapfarr auf 1.260m Seehöhe, das seit 1992 nach Bio-Kriterien bewirtschaftet wird, seit letztem Jahr als „Reine Lungau“-Lieferanten, das heißt, es darf neben den Auflagen der biologischen Landwirtschaft nur Futter aus dem Lungau – praktisch nur das eigene Futter – an die Tiere verfüttert werden. Tierbestand: 15 Milchkühe + weibliche Nachzucht, in Summe zwischen 35 und 40 Tiere, außerdem ca. 15 Islandpferde, Möglichkeit zum Urlaub am Bauernhof.