Nice, dry

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Inkontinenz ist viel weiter verbreitet, als man denkt – und der Markt für entsprechende Produkte wächst deutlich. Die Hersteller arbeiten deshalb weiter daran, das Thema aus der Tabu-Zone zu holen und Betroffenen den Alltag durch moderne Lösungen zu erleichtern.

Ziemlich sicher ist auch in Ihrem näheren Umfeld jemand von Blasenschwäche betroffen. Und das muss nicht die Oma sein. Zwar steigt das Risiko für entsprechende Beschwerden im Alter, doch auch für viele Jüngere ist Inkontinenz ein relevantes Thema (siehe Factbox oben). Welche Beschwerden konkret auftreten, das kann unterschiedlich sein. Recht weit verbreitet ist etwa ein plötzlich auftretender Harndrang, der oft nicht genug Zeit lässt, eine Toilette aufzusuchen (sog. Dranginkontinenz). Bei anderen sind es nur ein paar Tröpfchen, die unbeabsichtigt beim Lachen oder Niesen abgehen (siehe auch Kasten rechts). Die Zahl an Betroffenen ist jedenfalls im Steigen begriffen, was u.a. auf die demografische Entwicklung der Gesellschaft zurückzuführen ist. Zwar ist auch das Bewusstsein für die Problematik generell gestiegen, dennoch ist das Thema immer noch mit einer gewissen Scheu behaftet. Dazu Markus Britz, Commercial Director Brand bei Marktführer Essity („Tena“): „Inkontinenz ist in unserer Gesellschaft immer noch ein großes Tabuthema. Manchmal dauert es Jahre, bis sich die Betroffenen trauen, über ihr Problem zu sprechen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ihre Scham ist so groß, dass sie lieber Einschränkungen in Kauf nehmen.“ Zugleich liegt es aber natürlich im Interesse der Hersteller, Betroffenen ein niederschwelliges Lösungsangebot zu machen. Und so arbeiten die Markenartikler seit Jahren daran, den betroffenen Konsument:innen zu kommunizieren, dass sie mit ihrem Problem nicht allein sind und dass es heutzutage vielfältige Produkte gibt, die den Umgang mit Blasenschwäche im Alltag erleichtern können. Dazu Astrid Schweiger, Verkaufsleiterin für Babypflege & Damenhygiene bei P&G in Österreich: „Es ist weiterhin das Ziel von ‚always‘, Blasenschwäche aus der Tabu-Zone zu holen. Es gibt schließlich keinen Grund, sich dafür zu schämen. ‚always‘ nutzt die Kommunikationskanäle kontinuierlich, um über das Thema aufzuklären.“ Bei Essity handhabt man das ähnlich. Markus Britz: „Wir leisten seit 50 Jahren einen Beitrag zur Enttabuisierung und Penetration der Inkontinenz-Kategorie, indem wir Betroffene ermutigen ihr Leben trotz Inkontinenz in vollen Zügen zu genießen.“

Problemlöser.

Genau darum geht es ja in dieser Kategorie auch, nämlich Menschen mit Blasenschwäche Produkte anzubieten, die einen normalen Alltag ermöglichen. Je nach Stärke und Art des Urinverlusts stehen dabei unterschiedliche Ausführungen zur Verfügung: von Slipeinlagen über Binden bis hin zu spezieller saugfähiger Unterwäsche. Allen Produkten gemein ist, dass sie speziell für die Aufnahme von Urin konzipiert wurden. Betroffene greifen allerdings oft zuerst zu herkömmlichen Damenhygiene-Produkten, doch diese können nur unzureichend Sicherheit bieten. Essity reagierte darauf letztes Jahr mit der Einführung von „Tena Dailies“ – einer dezidierten All-in-One-Lösung für alle Intimflüssigkeiten – von leichten Regelblutungen über Urintröpfchenverlust bis hin zu Ausfluss. Zielgruppe für die „Dailies“ sind Verwenderinnen herkömmlicher Slipeinlagen, die von leichter Blasenschwäche betroffen sind. Auch P&G präsentiert demnächst News für die Blasenschwäche-Kategorie und lanciert im Juli „always discreet 0%“. Diese Produkte kommen ohne Duft- und Farbstoffe aus. Zu haben sind zwei Einlagen-Varianten und zwei Höschen (Größe M und L).

Wächst.

Dass die Hersteller hier immer wieder innovative und conveniente Innovationen bringen und zugleich die Enttabuisierung des Themas durch unterschiedliche Aktivitäten vorantreiben, ist erfreulicherweise auch an den Marktdaten ablesbar: Die Kategorie konnte zuletzt um 10,9% zulegen (Nielsen MarketTrack YTD Februar 2022). Marktführer „Tena“ berichtet sogar von einem Plus seiner Marke in Höhe von 16,7%.

Re-use.

Wenig überraschend hat auch in dieser Kategorie das Stichwort Nachhaltigkeit massiv an Bedeutung gewonnen, wie etwa durch die steigende Beliebtheit von waschbarer Inkontinenz-Unterwäsche deutlich wird. Essity verweist hier auf den Erfolg der letztes Jahr eingeführten „Tena Silhouette“ für leichte Blasenschwäche. Die Unterwäsche kann zusammen mit der restlichen Kleidung bis zu 50-mal bei 40°C gewaschen und wieder getragen werden. Natürlich ist auch Convenience hier ein wichtiger Verbraucher:innenwunsch. Konkret sind immer dünnere und diskretere Produkte gefragt. Darauf gehen die Hersteller etwa mit schwarzen Einlagen, die auch in dunkler Unterwäsche nicht auffallen, ein. Weil Blasenschwäche aber keineswegs ein rein weibliches Problem ist, lässt sich am Markt noch ein weiterer Trend feststellen, nämlich jener zu geschlechtsspezifischen Produkten. „Ein zweistelliges Wachstum im Männersegment belegt die steigende Nachfrage nach bedürfnisspezifischen Produktlösungen“, berichtet Markus Britz, Essity. Hier schlummert noch jede Menge Potential, allerdings bleibt auch noch viel zu tun, wie Britz einräumt: „Neun von zehn Männern verwenden keine Inkontinenzprodukte. Rund die Hälfte der Betroffenen weiß noch nicht einmal, dass solche Produkte überhaupt existieren – und wie sehr sie ihnen das Leben erleichtern könnten.“ Regelmäßige Kommunikations-Maßnahmen sollen das ändern. „In Österreich liegt unser Fokus dabei auf TV-, Print- und Online-Werbung. Zudem sind wir in sozialen Medien aktiv“, berichtet Britz über die Aktivitäten von „Tena“. Und dies erscheint nicht nur hinsichtlich der weiteren Marktentwicklung, sondern auch der Lebensqualität der Betroffenen richtig sinnvoll.