Nichts Kurzfristiges

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Teigwarenhersteller, Bäcker, aber auch die Verbraucher:innen haben es längst registriert: Mehl ist teurer. Peter Stallberger, GF Goodmills Österreich, erzählt, warum man davon ausgehen muss, dass das kein kurzfristiges Problem ist – und warum gerade in unsicheren Zeiten starke Marken gefragt sind.

In der „Finis Feinstes“-Mühle in Schwechat bei Wien ist alles so, wie man es von einer Mühle erwartet. Getreide wird angeliefert, gesichtet und kontrolliert, kommt in die Mühle, wird zu Mehl, Grieß, Kleie etc. vermahlen und – nach der Qualitätskontrolle – in hübsche Verpackungen gefüllt. Was hier vermahlen wird, ist quasi zur Gänze österreichisches Getreide. Peter Stallberger: „Wir sind hier gut versorgt, denn 98% der Rohstoffe kommen aus Österreich, z.B. aus dem Marchfeld oder dem Weinviertel. Über Engpässe müssen wir uns dabei aktuell keine Gedanken machen – aber teuer wird es.“ Denn der Mehl-Preis steigt auch bei uns in Österreich, obwohl wir uns (rein rechnerisch) diesbezüglich selbst versorgen könnten. Bloß, wenn die Weltmarktpreise aufgrund von Ernteausfällen (Klimawandel) und dem Ukrainekrieg steigen, steigen sie natürlich auch bei uns. Stallberger: „Die Preise sind ja bereits 2021 deutlich angestiegen, mit dem Ukrainekrieg sind sie jetzt durch die Decke geschossen. Und das wird uns noch lange begleiten, da vieles zerstört wurde, Sachgüter genauso wie auch Vertrauen.“ Es ist also anzunehmen, dass sich der Weltmarkt langfristig verändern wird, die unterste Preisschiene wird daher bei uns wohl nicht mehr so ohne Weiteres bedient werden können. Stallberger: „Insgesamt ist das eine Situation, wo man nicht einfach durchtauchen kann.“

Fini ist stark.

Das Mehlregal im LEH ist übrigens in dieser Situation sehr gut frequentiert. Vermutlich forciert die Unsicherheit und auch die gestiegene Backkompetenz das Kaufverhalten der Verbraucher:innen. Im ersten Quartal 2022 (bis inkl. KW 12) ist die Kategorie im Absatz um 6% vs. Vorjahr gewachsen. „Fini’s Feinstes“ konnte im selben Zeitraum sogar um +21% zulegen (Nielsen, LH inkl. H/L). Die gute Performance von „Fini’s Feinstes“ wird dadurch unterstrichen, dass keine andere Marke oder Eigenmarke ein zweistelliges Wachstum verzeichnen kann. Stallberger: „Wir schließen daraus eine verstärkte Nachfrage und ein wachsendes Bedürfnis von Seiten der Kund:innen für vertraute und starke Marken.“ 

Zukunftsthemen.

Mehl ist auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt jene Produktgruppe, die durch ständige Innovationen auf sich aufmerksam macht. Aber auch hier gibt es Neuheiten (etwa die glutenfreie Range von „Fini´s Feinstes“ oder die regionalen Vollkornmehle) und spannende, innovative Projekte. Aktuell unterstützt Goodmills etwa Landwirt:innen beim Humus-Aufbau im Rahmen des Zukunft Erde-Projektes der RWA. Dabei profitieren Landwirt:innen nicht nur von gestärkten Böden, sondern zusätzlich von der Möglichkeit, diese in CO2-Zertifikate umzuwandeln. Die Zertifikate können dann von Unternehmen erworben werden, die sich klimaneutral aufstellen möchten. Stallberger: „Die Landwirtschaft verändert sich. Und wir können Mehl zwar nicht neu erfinden, aber Feinheiten können wir ändern. Dazu muss man sich aber die gesamte Wertschöpfungskette ansehen.“ 

Lerneffekt.

Zwei Jahre Pandemie, in denen gefühlt jede:r zweite zum Brotbacken angefangen hat, gefolgt vom Ukraine-Krieg mit unbestellten Feldern als Auslöser für einen weltweiten Anstieg der Mehlpreise und die Klimakrise ante portas – das hinterlässt auch bei den Verbraucher:innen Spuren. Stallberger: „Österreichisches Mehl und insgesamt regionale Rohstoffe haben durch die letzten Krisen enorm an Bedeutung gewonnen. Womöglich wird diese Bedeutung noch weiter steigen, etwa im Zuge des Ernährungswandels hin zu mehr pflanzlichen Nahrungsmitteln.“ 

„Fini‘s Feinstes“ gibt es auch glutenfrei – durchaus ein Thema mit Potential.
Aus dem Marchfeld, dem Weinviertel und Waldviertel – „Fini‘s“ Vollkornmehle.
Peter Stallberger, GF Goodmills Österreich