Papier zieht an

Im Spätsommer 2018 hat Joachim Wolf, Inhaber von Wolf Nudeln, Österreichs Medien zu einer Pressekonferenz gebeten, um eine Innovation zu präsentieren: Papier- anstelle von Plastikverpackungen für Nudeln. Wir haben nachgefragt, wie es dem Projekt heute geht.

Kennt man Joachim Wolf, weiß man: Investitionen in seinen Betrieb macht der Mann aus Güssing immer auch unter der Prämisse ökologischer Verbesserungen. Daher gibt es bei Wolf Nudeln nicht nur einen eigenen Hühnerstall für die benötigten Eier, sondern auch eine Biogasanlage, in der der Hühnermist in wertvolle Energie für den Betrieb umgewandelt wird. Für die seit 2010 CO2-neutrale Produktion gab es bereits Auszeichnungen (etwa den Energy Globe Award) und das Unternehmen gilt damit auch als Vorzeigebetrieb der Region. 

Herzensangelegenheit.

Joachim Wolf setzt auf Papierverpackungen für seine Teigwaren.

Eines lag Joachim Wolf trotzdem aber noch im Magen, nämlich die Verwendung fossiler Rohstoffe, resp. Plastik, für die Verpackung der Nudeln: „Ich hab‘ schon immer hin- und herspekuliert, wie wir vom Plastik wegkommen könnten. Die Firma Bosch ist dann 2015 an uns herangetreten und wir waren bereit den Weg – und der war oft ziemlich steinig – mit ihnen zu gehen.“ Es ist durchaus nicht so, dass es einfach wäre, Nudeln in einer Frischfaser-Papier-Monolösung zu verpacken. Wolf, Bosch und der Papierlieferant Billarudkorsnäs haben hier eng in der Entwicklung zusammengearbeitet. Die Knackpunkte: Papier ist zum einem nicht so dehnbar wie Plastik (reißt also leicht in der Maschine) und zum zweiten muss, um eine Packung herzustellen – anders als bei Kunststoff – an einer ganz bestimmten Stelle Siegelmaterial aufgetragen, erhitzt, punktgenau mit der Gegenstelle verbunden und sofort abgekühlt werden. Und das natürlich in Windeseile.

Vor- und Nachteile.

Neben den technischen Knackpunkten, die man in rund drei Jahren gelöst hatte, taten sich aber auch noch weitere Herausforderungen auf, die man schlicht hinnehmen und einrechnen musste. Die beiden wichtigsten: Das hochwertige Papier ist teurer als Plastik und der Inhalt der Packungen ist natürlich nicht mehr sichtbar. Die höheren Kosten werden also auch noch vom Risiko begleitet, dass die Kundschaft die Nudeln aufgrund der ungewohnten Optik nicht mehr kauft. Der große Vorteil? Während Kunststoff aus Erdöl hergestellt wird (eine endliche Ressource) und weltweit zu Entsorgungs- und zu ökologischen Problemen führt, ist Papier ein weit unproblematischerer Stoff, da er aus Holz (nachwachsend) hergestellt und verrottbar ist. Wolf: „Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, weiß ich auch nicht, aber derzeit gibt es nichts Besseres. Wenn man auf die Umwelt schaut, kann man daran jedenfalls nicht vorbei.“

Geht gut.

Ausschließlich an die Umwelt zu denken geht natürlich auch nicht, schließlich müssen die Um- und Absätze gesichert sein, sonst steht die neue Maschine einfach still. Der Umstieg auf die Papierverpackung erfolgt daher entsprechend vorsichtig und die wichtigsten Linien, wie etwa die „Eigold“-Teigwaren wurden (noch) nicht angetastet. Erhältlich ist derzeit die „Vegan“-Linie (elf Varianten im 500g-Beutel), weitere hat man sich aber bereits vorgenommen. Wolf: „Ich bin schon sehr risikofreudig, aber auch verantwortungsbewusst. Da wir hier Vorreiter sind, mussten und müssen wir viel Überzeugungsarbeit leisten. Aber die ersten Monate zeigen deutlich: Das neue Sortiment bringt uns Zuwächse – nicht im Übermaß, aber die Verpackung setzt sich klar durch.“

Schritt für Schritt.

Letztlich muss der Verbraucher, und der ist aktuell überaus sensibilisiert, was die Thematik betrifft, auch erst sein Kaufverhalten umstellen. Das dauert natürlich seine Zeit, aber dort, wo die Produkte erhältlich sind, werden sie auch gekauft. Joachim Wolf ist also insgesamt sehr zufrieden mit seiner Innovation, fügt aber hinzu: „Ich bin überzeugt von den Papierverpackungen, aber man muss schon viel Herz für Nachhaltigkeit mitbringen, ohne dem geht es nicht.“