Schlucke fürs Klima

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Um den ökologischen Fußabdruck eines Produkts gering zu halten, ist die Entscheidung für ein nachhaltiges Packaging-Konzept ein entscheidender Hebel. Insbesondere im Bereich Getränke gibt es dafür unterschiedliche Ansätze, die allesamt positive Auswirkungen haben. Wir haben einige Pioniere gebeten, uns ihren Nachhaltigkeitsbeitrag zu schildern.

Um es gleich zu Anfang auf den Punkt zu bringen: Die eierlegende Wollmilchsau unter den Verpackungsmaterialien für alkoholfreie Getränke gibt es (noch) nicht. Zu unterschiedlich sind die Konsumanlässe und die Anforderungen der unterschiedlichen Produkte – von Mineralwasser über Limonade und Eistee bis hin zu Fruchtsaft. Und so sind es je nach Segment ganz unterschiedliche Konzepte und Innovationen, die für mehr Nachhaltigkeit in der Getränkestraße sorgen sollen. Oberste Devise ist dabei stets, soviel Material wie möglich einzusparen und verwendete Ressourcen möglichst gut und lange im Kreislauf zu halten. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Comeback von Mehrweg-Gebinden im großen Stil, das von Vöslauer bereits 2014 eingeläutet und seither massiv weiter forciert wurde. Eines jener Unternehmen, das sich ganz klar zu Mehrwegglas bekennt, ist Egger. „An Mehrweg führt kein Weg vorbei, denn alles, was nicht als Einweg-Gebinde auf den Markt gebracht wird, braucht nicht gesammelt, recycliert und wiederaufbereitet werden“, ist Egger-GF Frank van der Heijden überzeugt. Egger selbst offeriert etwa Marken wie „Granny’s“ oder „Radlberger Limö“ in Mehrweg-Glasflaschen, ist aber auch als Lohnfüller für Marken anderer Unternehmen, die nicht über die entsprechenden Anlagen verfügen, aktiv. Schließlich hat man für die Glasabfüllanlage, die im März 2020 als modernste ihrer Art in Betrieb ging, kräftig investiert und will sie nun auch entsprechend ausgelastet sehen. „Die Entscheidung, auf Mehrweg zu setzen, war nicht nur aus ökologischer Sicht goldrichtig“, lautet Van der ­Heijdens Resümee. „Wir sehen, dass das Angebot bereits jetzt – also noch bevor die verpflichtende Quote greift, immer stärker nachgefragt und angenommen wird.“ Tatsächlich ist Mehrweg für immer mehr Marken wieder ein großes Thema geworden – oder ohnehin immer geblieben. Brands wie „Römerquelle“, „Coca-Cola“, „Waldquelle“, „Almdudler“ oder „Pago“ sind heute selbstverständlich auch in wiederbefüllbaren Flaschen zu haben.

Kunst(stoff)stück.

Vöslauer hat sich dem Thema Mehrweg ebenfalls (wieder) voll verschrieben und profiliert sich nun einmal mehr als Vorreiter auf diesem Gebiet. Denn neben wiederbefüllbaren Glasflaschen hat man seit April diesen Jahres auch eine zeitgemäße Version von PET-Mehrwegflaschen im Einsatz, die Vöslauer gemeinsam mit dem Kunststoff-Spezialisten Alpla entwickelt hat. „Dies war für uns der nächste logische Schritt, da PET-Mehrweg die ökologisch sinnvolle Ergänzung zu unserem bestehenden Sortiment, allen voran zu Glas-Mehrweg, ist“, schildert Geschäftsführerin Birgit Aichinger. Denn die PET-Mehrwegflasche hat einen um bis zu 30% niedrigeren CO2-Fußabdruck als die bestehenden „Vöslauer“-Pfandgebinde. Zwölf Umläufe sind in der Regel damit möglich, was ihr u.a. das Österreichische Umweltzeichen beschert hat. Letztlich soll das neue Gebinde aber natürlich auch mit handfesten praktischen Vorteilen überzeugen. Aichinger: „Als Marktführer im Bereich Pfand war es uns wichtig, als Alternative zu unserer Glas-Mehrwegflasche ein Mehrweggebinde für jene auf den Markt zu bringen, die nicht so schwer tragen können oder auch wollen.“ Generell will man das Engagement in Sachen Mehrweg in Zukunft noch verstärken, wie Birgit Aichinger ankündigt: „Wir planen die Verdoppelung unserer Mehrweg-Quote von derzeit rund 20% auf 40%, und zwar bis 2030.“

Wertvoll.

Ein großer Teil der Getränke-Umsätze wird freilich weiterhin mit Einweg-PET-Flaschen gemacht. Doch auch hier haben die Markenartikler bereits ihre Hausaufgaben gemacht und praktizieren soweit als möglich den Kreislaufwirtschafts-Gedanken. Schließlich ist PET sehr gut recyclebar. „Deshalb trommeln wir stetig, dass PET kein Müll, sondern ein Wertstoff ist“, berichtet Vöslauer-GF Birgit Aichinger, deren Unternehmen gemeinsam mit Coca-Cola Hellenic Österreich, Egger Getränke, Rauch und Spitz das Recycling-Unternehmen PET to PET betreibt, das sich um die Wiederverwertung von Kunststoffflaschen kümmert und aus alten Gebinden das Ausgangsmaterial (also Granulat bzw. Flakes) für neue Flaschen macht. Recycling-PET (kurz: rePET) hat sich in den letzten Jahren zu heißer Ware entwickelt. Schließlich wird wiederverwerteter Kunststoff mittlerweile bei immer mehr Produkten und in immer höheren Anteilen eingesetzt. Vöslauer präsentierte 2018 als Pionier die erste Flasche aus 100% rePET. Heute gibt es (im Bereich Mineralwasser etwa von „Vöslauer“ oder „Römerquelle“) ganze Linien, die ausschließlich in rePET abgefüllt werden. Bei Rauch betont man stolz, das erste Unternehmen weltweit gewesen zu sein, das Fruchtsaft und Eistee in Flaschen aus 100% rePET auf den Markt gebracht hat. Zahlreiche weitere Marken nutzen dieses Nachhaltigkeits-Argument ebenfalls, und zwar keineswegs aus Kostengründen. „Es ist kein Geheimnis, dass im Falle von PET recyceltes Material einfach sehr teuer und auch rar geworden ist“, schildert Birgit Aichinger, Vöslauer. Und auch Rauch-GF Daniel Wüstner bestätigt: „Dieses PET kostet zwar weitaus mehr als sogenanntes ‚Virgin PET‘ aus Erdöl, ist aber mit fast 90% weniger CO2-Belastung viel besser für das Klima.“

Pflanzlich.

Auch im Bereich Getränkekartons gibt es heute klimaschonendere Produkte als früher, etwa den neuen pflanzenbasierten „TetraPak Plant Based“, der seit Herbst 2021 beispielsweise bei Rauch zum Einsatz kommt. „Dieses neu entwickelte Verpackungsmaterial besteht aus 83% pflanzlichen Rohstoffen, wodurch wir 2.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen“, so Daniel Wüstner.

Verkleinert.

Eine weitere spannende Idee, um den CO2-Abdruck von Getränkekartons zu reduzieren, hat das Unternehmen Green-Bag vor zwei Jahren nach Österreich gebracht: Unter der gleichnamigen Marke lancierte man Bio-Fruchtsaft-Konzentrate, die von den Konsument:innen zu Hause selbst mit Wasser aufgegossen werden. Sprich, statt einer 1L-Packung reicht eine 0,25L-Einheit aus. Somit können 66% des Verpackungsmaterials eingespart werden. „Aus Nachhaltigkeitssicht bedeutet dies aber nicht nur 66% weniger Müll, sondern auch 80% weniger Transportvolumen“, schildert Co-Gründerin Martina Giczy. „Ein einfaches Konzept mit großem Potential“, urteilte im Jahr 2020 die Jury des ÖGUT Umweltpreises. Auch bei Eckes-Granini hat man diese Art und Weise Material und somit CO2 einzusparen für gut befunden und lancierte heuer mit „hohes C Bio Essence“ Fruchtsaft-Konzentrate in Bio-Qualität und kleiner Verpackung.

Entscheidend?

Bleibt die Frage, inwieweit die Konsument:innen sich in ihrer Kaufentscheidung von der Nachhaltigkeit einer Verpackung auch wirklich beeinflussen lassen. Die Nachfrage nach entsprechenden Konzepten steigt jedenfalls, was den Willen der Verbraucher:innen aufzeigt, hier klimaschonenden Produkten den Vorzug zu geben. Freilich wird dieses Bekenntnis zur Umwelt in Zeiten, in denen weniger Geld zur Verfügung steht, auf die Probe gestellt. Gut, dass die Innovationen der Markenartikler und Verpackungshersteller aber auch in praktischer Hinsicht überzeugen können und Verbraucher:innen dadurch auch mit anderen Argumenten abholen. Martina Giczy, Green-Bag: „Bei vielen Konsument:innen steht der persönliche und praktische Nutzen im Vordergrund, in unserem Fall z.B. weniger Schleppen, lange Haltbarkeit, wenig Stauraum.“ Und auch bei Vöslauer ist man überzeugt, dass nachhaltige Produkte nur dann funktionieren können, wenn das Gesamtkonzept stimmt. GF Birgit Aichinger: „Klima- und Umweltschutz sind mittlerweile zu wesentlichen Faktoren in puncto Kaufentscheidung geworden. Am Ende des Tages geht es aber um die Bedürfnisse unserer Konsument:innen und darauf zu schauen, was sie wollen und brauchen – denn dann ist auch die Akzeptanz für Produkte gegeben.“ Dies bedeutet natürlich auch, dass es den Verbraucher:innen leicht gemacht werden muss, das jeweilige Material korrekt zu entsorgen bzw. in den Kreislauf zurückzuführen. Denn, so Birgit Aichinger: „Die schlechteste Verpackung ist die achtlos weggeworfene, die damit nicht wiederverwertet werden kann.“ 

Produkte mit Zukunft

Getränke-Verpackungen
HERAUSFORDERUNGEN:

• CO2-Abdruck klein halten
• Material reduzieren & Kreisläufe forcieren

Im Sinne von Reuse, Reduce, Recycle begegnen die Getränkehersteller der Herausforderung ihre Packagings so nachhaltig wie möglich zu gestalten auf unterschiedliche Weise. Mehrweg-Gebinde aus Glas oder PET sind deshalb wieder klar auf dem Vormarsch. Bei Einweg-Flaschen kommt immer öfter sog. rePET, also Recycling-Kunststoff zum Einsatz. Auch bei anderen Packaging-Lösungen wird versucht Material einzusparen bzw. klimaschonende Material-Varianten zu bevorzugen.