Schwein gehabt

Sie grunzen, schlafen, spielen, ärgern sich gegenseitig. Mastferkel auf Partnerbetrieben der „Hütthaler Hofkultur“ zu besuchen, zeigt Bauernleben, wie es im Bilderbuche steht.

Die „Hütthaler Hofkultur“ ist Tierwohlprogramm und Marke in einem. Aktuell gibt es 31 Partnerbetriebe, 130 Landwirte stehen bereits auf der Warteliste. Neben glücklichen Tieren erhalten die Bauern u.a. eine Abnahmegarantie für fünf Jahre und Zuschläge auf den Mindestbörsenpreis. „Das sind circa € 50,- mehr pro Schwein. Die Bauern steigen damit aus dem gesamten europäischen Marktdruck aus“, erläutert Geschäftsinhaber Florian Hütthaler.

Extremes Potential.

Nachfrage nach Tierwohlprodukten gibt es zweifellos. Im August wurde eine weitere Kooperation, nämlich mit Unimarkt, bekannt gegeben. „Tierwohl hat ein extremes Potential. Und wir in Österreich haben dafür auch bereits die Strukturen“, erzählt Andreas Haider (GF Unimarkt Gruppe) im Rahmen einer Pressekonferenz. In Europa einzigartig ist das Abdecken der gesamten Wertschöpfungskette, vom Landwirt über den Frächter und den Schlachthof bis zur Verarbeitung und dem Handel. Festgelegte Grundsätze des Programms sichern einen guten physischen und psychischen Zustand der Tiere sowie kurze Transportwege oder regionale Futtermittel. Möglichkeiten zur Ausübung eines artgemäßen Verhaltens durch Auslauf oder Beschäftigungsmaterialien und das Verbot des Schwanzkupierens oder der Enthornung zählen ebenfalls zu den erarbeiteten Kriterien. Hierfür wurden im Vorfeld die Forschung und namhafte Tierschutz-Organisationen einbezogen. Der Ansatz „From nose to tail“, also die Verarbeitung möglichst aller Teile eines Tieres vom Kopf bis zum Schwanz, ist ein weiteres Charakteristikum der Marke. Externe Stellen kontrollieren die Einhaltung der Standards. Ausgezeichnet ist man etwa von „Vier Pfoten“ mit dem „Tierschutz kontrolliert“ Gütesiegel in „Silber“ im Bereich der Mast, Transport und Schlachtung. Zusätzlich sind alle Partnerbetriebe mit dem AMA Gütesiegel ausgezeichnet. Zusätzlich sind alle Partnerbetriebe mit dem AMA Gütesiegel ausgezeichnet.

Entscheidungen.

2019 wurde ein eigener Rinder- und Schweineschlachthof auf die grüne Wiese gestellt, der speziell nach Tierwohlkriterien funktioniert. Dazu zählen etwa ein Wartestall mit anpassungsfähigen Buchtensystemen, optimales Raumklima, Sprühnebelkühlung an warmen Tagen, Holz als natürliches Material, leicht steigende Treibwege oder barrierefreies Abladen. Die reduzierte Schlachtgeschwindigkeit und optimierte Arbeitsbedingungen ermöglichen es den geschulten Mitarbeitern, sich mehr Zeit für das einzelne Tier zu nehmen. „Wenn man Schlachthof nach Tierwohlgrundsätzen hört, ist das natürlich für viele im ersten Moment verwirrend. Das kann aber auch daran liegen, weil sich kaum einer mit dem Thema bisher beschäftigt hat. Wir sind ein fleischverarbeitender Betrieb, essen selbst Fleisch und unsere Kunden logischerweise auch. Einen würde- und respektvollen Umgang mit dem Tier bis zur Tötung sehen wir daher als eine unanfechtbare Grundsätzlichkeit“, schildert Hütthaler. Aktuell wird an drei Tagen pro Woche geschlachtet, womit die Kapazitäten offenkundig noch nicht ausgeschöpft sind. „Wir wollen auch keine Überproduktion“, bringt es Hütthaler auf den Punkt. Denn dies hätte dementsprechende Auswirkungen in Sachen Preispolitik. Und was sagt der Handel dazu? „Das ist der Vorteil von Familienbetrieben. Die treffen Entscheidungen für sich selbst und nicht für Aktionäre“, so Haider. 

Ein Wartestall mit anpassungsfähigen Buchtensystemen aus Holz sorgt für eine stressfreie Atmosphäre im tierwohlzertifizierten Schlachthof.
v.l.: Inhaber Florian Hütthaler und Andreas Haider, GF Unimarkt Gruppe, geben ihre Zusammenarbeit im Bereich der Hütthaler Hofkultur-Marke bekannt.
Florian Hütthaler (re.) besucht gemeinsam mit Andreas Haider den Partnerbetrieb der Familie Gruber (OÖ).