Sicher schön

Bernhard Voit, General Manager Henkel Beauty Care Österreich

Bernhard Voit, General Manager Henkel Beauty Care Österreich, stand uns Rede und Antwort in Sachen „Nachhaltige Kosmetik-Produkte“. Was kein einfaches Unterfangen ist, denn gerade in diesem Bereich wünschen sich die Verbraucher zwar möglichst viel Natur, aber auch Wirkung und vor allem sichere Produkte. Und: Diskussionen rund um die Inhaltsstoffe sind für einen Laien ohne akademische Ausbildung meist nur schwer zu verstehen.

PRODUKT: Was meinen Sie, warum sind Konzepte, die natürliche, milde, ökologische oder ethische Aspekte in den Mittelpunkt stellen, so gefragt? 
Bernhard Voit: Die Diskussion um den Klimawandel und um begrenzte Ressourcen, in Kombination mit einer weltweiten Bevölkerungsprognose, die in Richtung neun Milliarden Menschen geht, führen dazu, dass Nachhaltigkeit zum globalen Mega-Thema geworden ist. Ihm müssen sich sowohl die Politik als auch die Wirtschaft stellen. Henkel ist sich dieser Verantwortung bewusst. Mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie zielen wir daher darauf ab, bis zum Jahr 2030 um zwei Drittel effizienter und damit ressourcenschonender zu wirtschaften als im Vergleichsjahr 2010.

PRODUKT: Was bedeutet das auf Produkt-Ebene – wächst die Nachfrage nach „nachhaltigen“ Konzepten?
Bernhard Voit: Der Zugang zu Informationen ist heute durch die digitalen Kommunika­tionsoptionen sehr transparent geworden. In Folge dessen sind Verbraucher generell kritischer geworden, hinterfragen zum Beispiel Produktkonzepte und damit verbunden Inhalts- oder Rohstoffe, Verpackungsmittel, die Art und Weise der Produktion etc. Die Nachfrage nach nachhaltigeren Produktkonzepten ist aber eine Evolution und keine Revolution. Das heißt: Die Nachfrage wächst definitiv. Auf der anderen Seite ist Vorsicht angebracht und die Unterscheidung zu machen zwischen dem besorgten Bürger, der vieles per se in Frage stellt, und eben diesem besorgten Bürger als Konsumenten, der am Regal dann – etwa aus Convenience-Gründen – eine dazu vollkommen diametrale Kaufentscheidung fällt.

PRODUKT: In Verruf geraten sind u.a. Inhaltsstoffe wie Aluminiumsalze, Parabene, Mikroplastik, PEGs, Silikon, Paraffine… – also Inhaltsstoffe, die in vielen Kosmetikprodukten seit Jahren verwendet werden. Ihre Meinung zu dieser Diskussion? 
Bernhard Voit: Henkel setzt alles dafür ein, dass unsere Produkte für Mensch und Umwelt sicher sind. Für uns ist dies ein wesentlicher Bestandteil unseres Anspruchs, unsere Geschäfte in einer verantwortlichen Weise zu führen und ein wesentlicher Faktor, um Vertrauen in unsere Produkte zu schaffen und zu erhalten. Wir unterziehen alle Rohstoffe sowie fertige Produkte vor der Markteinführung umfangreichen Prüfungen und Bewertungen. Bei der Auswahl und dem Einsatz von Inhaltsstoffen verfolgen wir auch kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit über die Sicherheit chemischer Inhaltsstoffe in Produkten. Dabei werden die von den Stoffen ausgehenden Risiken von Wissenschaft und Öffentlichkeit häufig unterschiedlich beurteilt. Die Ursachen sind vielfältig. Besonders oft wird von der potentiellen Gefährdung, die von einem Stoff für Mensch oder Umwelt ausgehen kann, direkt auf ein Risiko geschlossen, ohne dass die so genannte Exposition Berücksichtigung findet, das heißt in welchem Umfang Mensch oder Umwelt dem Stoff tatsächlich ausgesetzt sind. Wir halten diese Differenzierung zwischen Gefahr und Risiko für notwendig und wesentlich, damit eine realitätsnahe Sicherheitsbewertung von Inhaltsstoffen erfolgen kann. Aus diesem Grund lehnt Henkel generelle Stofflisten ab, mit denen der Verzicht auf kontrovers diskutierte Inhaltsstoffe gefordert wird, da bei diesen eine solche Differenzierung oft nicht stattfindet.

PRODUKT: Können Sie uns dazu ein aktuelles Beispiel geben?
Bernhard Voit: Ein aktuelles Beispiel für eine kontroverse Inhaltsstoffdiskussion sind so genannte endokrine (hormonartige oder hormonähnliche) Effekte von Inhaltsstoffen. Ein endokrin aktiver Stoff kann zwar eine hormonartige oder hormonähnliche Wirkung haben. Diese muss aber nicht mit negativen Effekten für die menschliche Gesundheit verbunden sein. Dies zeigen viele Inhaltsstoffe in Lebensmitteln wie zum Beispiel in Soja oder Bier. Sie haben eine schwach endokrine Wirkung, aber keine nachteiligen Effekte. Nach heutigem Wissensstand ergibt sich durch den Einsatz von möglicherweise schwach endokrin wirksamen Stoffen zum Beispiel in kosmetischen Mitteln keine Gefahr für die Gesundheit der Verbraucher. 

PRODUKT: Dennoch, Produkte mit Formulierungen, die ohne diese „in Diskussion stehenden“ Zutaten auskommen – bzw. mit sehr einfachen und transparenten Formulierungen punkten –, liegen im Trend. Wie reagieren Sie darauf?
Bernhard Voit: Im Unternehmensbereich Beauty Care haben wir den Anspruch, dass jede Innovation durch Leistung und Attraktivität sowie durch Umweltverträglichkeit, gesellschaftliche und soziale Verantwortung überzeugt. Dem entspricht auch das Nachhaltigkeitsprofil der neuen Haar-­ und Körperpflegemarke „Nature Box“. Sie besteht aus fünf Haar-­ und Hautpflegelinien, die unter anderem 100% kaltgepresste Öle enthalten. Die in „Nature Box“ verwendeten Öle sind vegan und frei von Silikonen, künstlichen Farbstoffen, Sulfaten sowie Parabenen. Zudem enthalten die Formeln bis zu 95% naturbasierte Inhaltsstoffe. „Nature Box“ arbeitet mit internationalen Entwicklungsorganisationen zusammen und fördert Kleinbauern beim nachhaltigen Anbau von Guar und Palmkernöl, beides Ausgangsstoffe für Rohstoffe in den Formulierungen. Zudem bestehen die Flaschen für Shampoo, Conditioner, Duschgel und Körperlotion zu 25 Prozent aus recyceltem Plastik. 

PRODUKT: Auch bei „Diadermine“ und „syoss“ gibt es Neuheiten, die in diese Kerbe schlagen?
Bernhard Voit: Ja, mit „syoss Pure“ gibt es eine neue Pflegereihe für alle Konsumenten, die keine Silikone, Parabene, Mineralöle oder künstliche Farbstoffe an ihre Haare lassen möchten. Die Produkte sind von Ecarf getestet und für ihre Allergiker-freundliche Qualität zertifiziert worden. Außerdem ist die umweltfreundliche Formel der Haarpflegeprodukte von EU Ecolabel getestet und zertifiziert worden und die Flaschen bestehen zu 25% aus recyceltem Plastik und leisten so auch einen aktiven Beitrag für eine bessere Umwelt. Mit „Diadermine Purely Essential“ wird das Hautpflege-Sortiment um eine einfache, aber gleichzeitig hochwirksame Pflege erweitert. Auch diese Produkte sind Ecarf-zertifiziert, frei von Parfum und Farbstoffen, Silikonen, Mineralölen und Sulfaten.

PRODUKT: Danke für das Gespräch! 

fördert Kleinbauern
Verpackung zu 25% aus recyceltem Plastik
ohne Silikone, Parabene, Mineralöle