Stimme für den Kunststoff

Alpla CEO Philipp Lehner

Die Debatte um Müllentsorgung wird hochemotional geführt, v.a. im Plastiksegment. Wir haben um die Einschätzung aus der Sicht eines hier international agierenden Spezialisten gebeten und mit Philip Lehner, CEO der Alpla-Gruppe, gesprochen.

PRODUKT: Wo gibt es noch Verbesserungspotential bei Plastikrecycling in Österreich?
Lehner: Wichtigstes Ziel ist es, die Recyclingquoten weiter zu erhöhen. Jede Flasche, die zurückkommt, ist aktiver Klima- und Umweltschutz und ein Schritt in die richtige Richtung. Plattformen wie „Verpackung mit Zukunft“ bieten wertvolle Unterstützung. Hier haben sich österreichische Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammengeschlossen, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen und Österreich als Vorreiter für nachhaltige Verpackungslösungen zu etablieren.

PRODUKT: Wie stehen Sie zur Einführung des Einwegpfandes?
Lehner: Die Einführung eines Pfandes auf PET-Getränkeflaschen ist generell sinnvoll, um die auf europäischer Ebene gesetzlich festgesetzten Sammelquoten bis 2029 zu erreichen. In Österreich haben wir mit dem Gelben Sack ein System, das bereits heute zu hohen Sammelquoten führt. Ob jedoch die genannten Ziele mit dem bestehenden System erreicht werden können, ist fraglich. Wir unterstützen deshalb die Einführung eines Pfandsystems für Einweggetränkeflaschen. Gleichzeitig muss jedoch die Aufrechterhaltung der anderen Sammelströme von Kunststoffverpackungen garantiert werden. Als Recyclingspezialist befürworten wir Maßnahmen, die Menge und Qualität der Recyclingströme erhöhen und den Flasche-zu-Flasche-Kreislauf fördern. Zudem treten wir entschieden dafür ein, dass ein Dialog auf Basis von Fakten geführt wird. Im Moment ist das Thema emotional aufgeladen und es sind Bilder von Plastik in der Umwelt, die in der gesellschaftlichen Wahrnehmung verankert sind. Wichtig zu wissen ist, dass Kunststoff in der Klimabilanz in den meisten Fällen anderen Verpackungsmaterialien wie Glas oder Aluminium überlegen ist.

PRODUKT: Alpla hat die Kampagne „aVoice“ ins Leben gerufen – worum geht es hier?
Lehner: Wir sagen: Richtig eingesetzt ist Kunststoff der heimliche Klima-Champion. Die Bewusstseinsbildung darüber gelingt durch Aufklärung. Dafür steht unsere „aVoice“-Kampagne. Durch sie geben wir Kunststoff eine Stimme. Mit dem Projekt möchte Alpla die Bevölkerung für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Kunststoff als Wertstoff sensibilisieren und mit den Menschen ins Gespräch kommen. Fakten, Argumente und der Mut zur Diskussion tragen dazu bei, mit den Mythen rund um das Material aufzuräumen. Neben Österreich sind auch in Polen, Mexiko, Italien, Spanien, Portugal, Deutschland, Brasilien und Rumänien schon Kampagnen angelaufen oder stehen kurz davor.

PRODUKT: Anfang dieses Jahres gab Alpla bekannt, bis 2025 jährlich durchschnittlich 50 Mio. € in den Ausbau von Recyclingaktivitäten zu investieren. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Lehner: Erst kürzlich hat Alpla die Übernahme eines deutschen PET-Recyclers bekanntgegeben. Wenige Wochen zuvor wurde mit Partnern ein Joint Venture für das PET-Recycling in Rumänien gegründet. Im Vereinigten Königreich kooperieren wir seit diesem Jahr mit dem britischen Abfallwirtschaftsunternehmen Biffa zum Bezug von Recyclingmaterial. Geplant ist die weitere Internationalisierung von Maßnahmen zur Gewinnung hochqualitativer Rezyklate sowie der Ausbau der Kapazitäten.

PRODUKT: Danke für das Gespräch!