Wahl nach Material

© Iya Balushkina/shutterstock

Durch das Comeback der Glasflaschen im Trinkmilchbereich geht es im Kühlregal jetzt wieder etwas vielfältiger zu. Ob Kartonverbund, PET oder Glas, jede Gebindeform hat andere Vorteile – und somit auch unterschiedliche Zielgruppen.

Milch in braunen Glasflaschen – was früher Usus war, hat sich durch geänderte Konsumgewohnheiten und den starken Convenience-Trend im Laufe der Jahre zu einem Ausnahmefall mit Retro­charme entwickelt. Heute wird das Gros der Trinkmilch, konkret 94%, in der sog. Weichpackung verkauft (Nielsen, MAT KW20/2019, LEH inkl. Hofer/Lidl). Und dies hat natürlich gute Gründe: Die gängigen Kartonverbund-Verpackungen sind leicht, bruchsicher, bieten Lichtschutz und können einfach entsorgt werden. Und sie wurden im Laufe der Jahre immer besser an die Bedürfnisse moderner Konsumenten angepasst. So sind die Packungen von heute etwa in Sachen Ausgussöffnung, dichte Wiederverschließbarkeit oder auch was die Faltbarkeit nach dem Entleeren angeht, deutlich anwenderfreundlicher als noch vor ein paar Jahren. „Die Milchpackung hat in den letzten Jahren einiges an Veränderungen erlebt“, bestätigt auch Erik Hofstädter, Marketing- und Verkaufsleiter der NÖM AG. Gefragt sind heute Lösungen, die Nachhaltigkeits- wie Convenience-Ansprüche gleichermaßen erfüllen. „Wir setzen bei unseren SalzburgMilch Premium-Milchen auf eine FSC-zertifizierte Getränkekarton-Verpackung mit einer großen Ausgießkappe“, schildert etwa Florian Schwap, Prokurist und Bereichsleiter Marketing bei der SalzburgMilch.


„Getränkekartons bieten optimalen Produktschutz und sind durch leichte Stapelbarkeit
und 
geringes Gewicht vorteilhaft im logistischen Handling.“
Josef Braunshofer, GF Berglandmilch

Wächst nach.

Dass die Hersteller verstärkt auch die Nachhaltigkeit bei der Auswahl geeigneter Verpackungen für ihre Produkte im Fokus haben, bemerkt man natürlich auch bei Tetra Pak. Im Trinkmilch-Bereich kommen etwa die „Tetra Rex“- oder auch „Tetra Brik Edge“-Verpackung aus 100% nachwachsenden Rohstoffen zum Einsatz. Der Karton stammt dabei aus FSC-zertifiziertem Holz und das Polyethylen für die Laminierung wird aus Zuckerrohr gewonnen. Letzteres wird in Brasilien auf nicht mehr genutztem Weideland angepflanzt und steht dadurch nicht in Konkurrenz zur Lebensmittelversorgung.


„Lebensmittelsicherheit und die gewohnt hohe Qualität der Frischmilch werden
durch das umweltfreundliche Material kompromisslos gewährleistet.“
Monika Praschek, Key Account Manager bei Tetra Pak

Wieder da.

Dass Kartonverbundverpackungen generell zahlreiche Vorzüge haben, bestätigt auch Berglandmilch-GF Josef Braunshofer: „Getränkekartons bieten optimalen Produktschutz und sind durch leichte Stapelbarkeit und geringes Gewicht vorteilhaft im logistischen Handling.“ Die „Schärdinger“-Milch in der Kartonverbundverpackung punktet außerdem seit Juni mit einem neuen Design. Ergänzend dazu hat die Berglandmilch aber auch Glas als Packaging-Material im Trinkmilch-Bereich ein Comeback ermöglicht. Seit vergangenem Jahr offeriert man wieder Milch in Glasflaschen und hat dafür bereits viel positives Feedback erhalten: „Die Milch in der Glasflasche kennen viele Konsumenten noch aus früheren Zeiten – und wird deshalb nicht nur aufgrund der Nachhaltigkeit, sondern auch der hohen Wertigkeit wegen geschätzt“, meint Braunshofer. Apropos Nachhaltigkeit: Etwaigen Argumenten, dass Einwegglas aus Umweltsicht nicht die beste Lösung sei, begegnete man mit der Ankündigung, noch bis Ende dieses Jahres auf Mehrweg-Glasflaschen umzustellen. Aber nicht nur Menschen mit ausgeprägtem Nachhaltigkeits-Denken dürften sich von der Glasflasche angesprochen fühlen, wie Herbert Kühberger, Direktor Marketing und Verkauf bei Vetropack Austria, ausführt: „Glasflaschen im Milchbereich erfüllen genau die Wünsche vieler Konsumenten. Glas ist inert, d.h. zwischen dem Glas und dem Inhalt gibt es keinerlei Migration, damit sind Glasflaschen auch die perfekte Alternative für gesundheitsbewusste Menschen. Glasflaschen können sowohl als Einweg- als auch als Mehrweggebinde eingesetzt werden. Sie lassen sich zu 100% in einem geschlossenen Kreislauf recyceln, und das ohne jeglichen Qualitätsverlust und unendlich oft.“ Derzeit haben Glasgebinde im Trinkmilchbereich einen Marktanteil von 3,6% (Nielsen, KW20, LEH inkl. H/L).


„Die Milch in der Glasflasche wird nicht nur aufgrund der Nachhaltigkeit,
sondern auch der hohen Wertigkeit wegen geschätzt.“
Josef Braunshofer, GF Berglandmilch

PET-Bedeutung.

2,2% der Trinkmilch gehen in PET-Flaschen, wie sie die Nöm anbietet, über die Ladentische. Bei der Nöm freut man sich trotz vergleichsweise geringer Bedeutung dieser Gebindeart über eine gute Performance: „Unsere ‚nöm Vollmilch‘ in der PET-Flasche verkauft pro führendem Geschäft doppelt so viel wie die meistverkaufte Glasflasche“, berichtet Erik Hofstädter. Die verwendete PET-Flasche besteht übrigens bereits zu 25% aus Recyclat und kann jetzt auch in den Recyclingzyklus rückgeführt werden. „PET-Einwegflaschen mit hohem Recyclatanteil liegen in der Ökobilanz vor der Glas-Mehrwegflasche“, berichtet Erik Hofstädter unter Bezugnahme auf „Ökobilanz von Verpackungen“ von Roland Fehringer (April 2019) und meint weiter: „Getränkeverbundkartons für Milch zeigen ähnliche Ergebnisse wie die PET-Einwegflasche mit 50% Recyclatanteil.“

Individuell.

Je nachdem, ob einem gerade der leichte Transport, eine möglichst nachhaltige Lösung, ein hochwertiger Auftritt, sauberes Ausgießen oder leichte Entsorgung am Herzen liegt, wird also die Kaufentscheidung am PoS anders ausfallen. Der Konsument hat die Wahl.