(Weniger)Süßer Tagesstart

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Zweifelsohne, die Bedeutung des Frühstücks hat sich in den letzten Jahren recht deutlich verändert. Doch immer noch nehmen süße Brotaufstriche eine der Hauptrollen bei der ersten Mahlzeit des Tages ein.

Unser allzuoft durchgetakteter Alltag lässt vielen Österreichern unter der Woche zu wenig Zeit, um sich ein Frühstück im althergebrachten Stil zu gönnen. Das heißt von Montag bis Freitag daher oft: Frühstück on the go oder man verlegt die erste handfeste Nahrungsaufnahme gleich auf die Mittagszeit. Am Wochenende aber will man auch heute noch wie ein Kaiser in den Tag starten. „Wir beobachten, dass sich das Frühstück im traditionellen Sinn mehr und mehr auf das Wochenende verlagert“, bestätigt Staud´s-GF Stefan Schauer. Auch bei Zentis stellt man fest, dass das herkömmliche Frühstück unter der Woche aus Zeitmangel an Bedeutung verliert. Oliver Böcker, Gesamtgeschäftsleiter Marke: „Das klassische, ausgiebige Frühstück findet in den meisten Haushalten nur noch am Wochenende statt.“ Aber, und das dürfte die Hersteller süßer Brotaufstriche freuen: „Nach wie vor sind für viele Menschen Konfitüre und Honig unverzichtbarer Bestandteil einer Morgenmahlzeit“, so Martin Darbo, Vorstandsvorsitzender der Darbo AG. So haben sich beide Märkte im vergangenen Jahr auch wieder recht positiv entwickelt: Die Konfitüren-Umsätze im LEH (exkl. Hofer/Lidl) sind um 1,3% gestiegen und beliefen sich auf knapp 42,3 Mio. €. Der Absatz blieb mit -0,1% praktisch stabil auf etwas über 7.000 Tonnen. Die Honig-Umsätze beliefen sich nach Zuwächsen in Höhe von 3% 2019 auf rund 22,9 Mio. €. Auch in der Menge konnte dieser Markt zulegen, und zwar um 2,1%. (Nielsen, LEH ohne Hofer/Lidl).

Prägend.

Beeinflusst werden die Verkaufszahlen, zumindest was Konfitüre angeht, u.a. von den Vorgängen in den Küchen der Konsumenten, wie Martin Darbo ausführt: „Der Konfitürenmarkt ist in seiner Entwicklung sehr stark von den Selbereinkochmengen der privaten Haushalte abhängig und diese werden wiederum durch die heimische Obsternte beeinflusst.“ Darbo rechnet demzufolge mit einer Fortsetzung des Wachstums bis zur neuen Ernte im Sommer. „Die beliebteste Sorte ist dabei nach wie vor die Marille, gefolgt von Erdbeere und Himbeere“, schildert Jutta Mittermair, Head of Corporate Communications bei Spitz, zu dessen Portfolio übrigens mittlerweile auch die Marke „Honigmayr“ zählt.

Wie süß?

Neben den Geschmacksrichtungen ist aber im Zuge der allgemeinen Zucker-Diskussion natürlich auch die Rezeptur ein Thema geworden. Varianten mit weniger Zucker sind derzeit besonders gefragt: Passend dazu erweitert Darbo seine Fruchtaufstrich-Linie „Zuckerreduziert“ um die Sorten „Himbeere“ und „Heidelbeere“. Mit einer weiteren Neuheit geht man auf einen Trend ein, der den Konfitürenmarkt ebenfalls seit einiger Zeit prägt, nämlich die Vorliebe der Konsumenten für fein passierte Produkte. So wird das „darbo Naturrein“-Portfolio um die Kreation „Erlesene Brombeeren“ ergänzt. Sowohl Konfitüre als auch Honig wird Darbo heuer wieder mittels TV-Kampagnen werblich unterstützen, um die Marke „darbo“ weiterhin mit hohen Bekanntheits- und Sympathiewerten aufzuladen. Zusätzlich sind unterschiedliche PoS-Aktivitäten geplant. 

Hälfte.

Bei Zentis bedient man die aktuellen Konsumentenbedürfnisse natürlich ebenfalls und erweitert unter dem Motto „zwei Trends auf einen Streich“ die Linie „Zentis 50% weniger Zucker“ um drei fein passierte Varianten, nämlich „Himbeere“, „Erdbeere“ und „Waldfrucht“, die allesamt ohne Stückchen oder Kerne auskommen. Außerdem wird die „50% weniger Zucker“-Range noch um die stückige Sorte „Pfirsich-Maracuja“ ergänzt.

Bio.

Gerade auch weil die Markenartikler in direktem „Mitbewerb“ mit den Privathaushalten stehen, hat Natürlichkeit im Konfitüren- wie im Honigbereich an Bedeutung gewonnen. Staud´s präsentierte deshalb bereits im Jahr 2018 ein acht Sorten umfassendes Bio-Konfitüren-Sortiment, das man Ende letzten Jahres um drei Bio-Honige (sowie um Bio-Röster und -Apfelmus) ergänzt hat. Die Unterweger Früchteküche freut sich ebenfalls über den großen Erfolg ihrer Bio-Fruchtaufstriche im 260g-Glas und dehnt das Konzept deshalb jetzt auf den Großverbraucher-Bereich aus. Speziell für Gastronomie und Patisserie lanciert man Bio-Fruchtaufstriche im 2kg-Eimer, und zwar in den Sorten „Marille“, „Marille passiert“, „Erdbeer“, „Heidelbeer-Cassis“ sowie „Preiselbeer“. Und auch bei Pletterbauer – Fine Vienna setzt man auf ökologische Argumente und bringt – auf vielfachen Kundenwunsch – den Bio-Honig aus Brasilien in der 17g-Portionspackung wieder auf den Markt. Zur Präsentation, z.B. am Frühstücksbuffet, stehen Spender aus Vollholz – gestaltet von einem niederösterreichischen Künstler – zur Verfügung.

Your tube.

Eine spannende Neuheit, die auf die mangelnde Zeit am Morgen eingeht, präsentierte letztes Jahr die Marke „Marmetube“. Nomen est omen bietet man Fruchtaufstriche in der Tube an, die einfach und schnell portioniert werden können. News gibt´s aktuell im Bereich Packaging: Die Tube soll demnächst aus 100% recyceltem Aluminium hergestellt werden.

Im Wandel.

Neben einer derzeit erfreulichen Marktentwicklung stehen die Hersteller aber auch vor einer Herausforderung, und die heißt Klimawandel. „Der Klimawandel beschäftigt uns von allen Entwicklungen am stärksten“, schildert Michaela Hysek-Unterweger, GF der Unterweger Früchteküche, und meint weiter: „Ernteausfälle von bis zu 70% machen eine Planung unheimlich schwierig. Zuletzt waren davon die Preiselbeeren betroffen, davor Äpfel und Zwetschken.“ Bei Staud´s betont man in diesem Zusammenhang, sich stets um eine Intensivierung der Kooperationen mit den Landwirten aus Österreich zu bemühen. „In Zeiten des Klimawandels ist das wohl eines der Themen, die uns noch länger beschäftigen werden.“

Einflussreich.

Die Märkte für Konfitüren und Honig werden also sowohl von klimatischen als auch gesellschaftlichen Entwicklungen geprägt, ebenso wie von den aktuellen Konsumentenwünschen nach weniger Zucker und cremiger Konsistenz und dem generellen Bedürfnis nach Produkten wie selbstgemacht.