Wer bezahlt Tierwohl?

Hatten viel zu diskutieren: Berglandmilch-GF Josef Braunshofer, Martina Dörflinger von der Fachstelle für tiergerechte Tierhaltung und Tierschutz, Moderator Oskar Wawschinek, NR-Abgeordnete Carina Reiter und Johannes Mayr, Keyquest

Das Forum Ernährung heute möchte im Rahmen einer neuen Veranstaltungsreihe, dem sog. Mediendialog, zu einer Diskussion rund um die Themen Essen und Lebensmittelproduktion anregen. Das erste Event stand im Zeichen des Tierwohls und lieferte Denkanstöße rund um gestreichelte Schweine und heiße Kartoffeln.

In Befragungssituationen – Stichwort soziale Erwünschtheit – befinden rund 80% der Österreicher artgerechte Tierhaltung für wichtig. Im realen Einkaufsverhalten spiegelt sich dieser hohe Wert allerdings noch nicht wider. Zwar stoßen Produkte, bei denen der Tierwohl-Aspekt betont wird, auf steigendes Interesse, häufig steht der Preis dem Griff zum artgerechteren Produkt dann aber doch im Weg. Impulse rund um das Thema Tierwohl lieferten im Rahmen des Mediendialogs unterschiedliche Vorträge. Ulrich Herzog vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz regte an: „Tierwohl sollte als Gesamtpaket geregelt werden, in dem nicht zu viele Einzelregelungen sind.“ Berglandmilch-GF Josef Braunshofer hielt fest: „Der Konsument erwartet aus Österreich ein besseres Produkt – und da gehört Tierwohl einfach dazu.“ Und Johannes Mayr von der Keyquest Marktforschung stellte in den Raum, dass der Begriff Tierwohl – im Unterschied etwa zu Eiern aus Käfig-/Freilandhaltung – für die Konsumenten noch nicht greifbar genug sei. „Was ‚mehr Tierwohl‘ auf einer Fleischpackung konkret heißt, ist vielen nicht klar“, so Mayr. „Schließlich schmeckt ein gestreicheltes Schwein nicht besser.“


Heiß. Neben der Einigkeit, dass Handlungsbedarf besteht, blieb noch die Frage offen, wer nun für mehr Tierwohl bezahlen soll. Johann Schlederer von der Österreichischen Schweinebörse merkte an, dass die heiße Kartoffel der Frage „Wer zahlt das?“ seit 30 Jahren herumgereicht werde. Das müsse nun ein Ende haben.