Die Milch von heute

Die Technik bringt auch am Milchbauernhof Erleichterungen – so wie hier sieht es allerdings in der Realität im Stall noch nicht aus. (© Scharfsinn/shutterstock)

Die Zeit bleibt selbstverständlich auch am Bauernhof nicht stehen. In der Milchviehhaltung bringen heute moderne Technologien entscheidende Vorteile für Mensch und Tier.

Das romantisch verklärte Bild vom Landwirt am Melkschemel, der jeder Kuh händisch das Euter ausstreicht, hat natürlich weitgehend ausgedient. „Maschinelles Melken ist in österreichischen Betrieben Standard“, berichtet Leopold Gruber-Doberer, GF der MGN – Milchgenossenschaft Niederösterreich, die Teilhaber der NÖM ist. Zum Einsatz kommen dabei Maschinen, die den Melkvorgang zügig, hygienisch und effizient gestalten. Das sog. Vormelken sowie die Reinigung erfolgen in diesem Fall von Hand, danach wird das Melkzeug aufgesetzt und die Milch durch Unterdruck aus den Zitzen gesaugt. „Aufgrund der völligen Entleerung des Euters trägt es wesentlich zu einer nachhaltigen Eutergesundheit bei“, fügt Gruber-Doberer hinzu. Wie beim händischen Melken sind die Landwirt:innen hier zweimal täglich gefordert und zeitlich gebunden. Eine Erleichterung bringen sog. Melkroboter, die ebenfalls bereits auf vielen Höfen vorzufinden sind. Ihr großer Vorteil: Die Kühe suchen diese Vorrichtung (auch dank Belohnung durch Kraftfutter) selbstständig auf, der Roboter dockt üblicherweise automatisch ans Euter an und übernimmt den kompletten Melkvorgang. Selbstverständlich läuft hier alles digital – die erfassten Daten ermöglichen es u.a., Milch zu erkennen, die nicht verkehrsfähig ist. Aber auch Tiere mit gesundheitlichen Problemen, die etwa aufgrund schmerzender Klauen den Roboter nicht so oft wie üblich aufsuchen, werden automatisch identifiziert und der/die Landwirt:in darüber informiert. Doch nicht nur für die erwachsenen Milchkühe, sondern auch für Kälber bietet die moderne Technik Methoden zur Überwachung der Gesundheit: MSD Tiergesundheit präsentierte erst kürzlich die branchenweit erste Monitoringtechnologie für Kälber von der Geburt bis zum ersten Lebensjahr. Eine spezielle Ohrmarke erkennt mittels Algorithmus, wenn das Verhalten des Tieres von seiner Norm abweicht und zeigt dies mittels blinkendem LED-Licht an. Die Landwirt:innen können so umgehend reagieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

On the road.

Auch beim Transport der Milch vom Hof in die Molkerei hat in den letzten Jahren die Digitalisierung Einzug gehalten, wie Florian Schwap, Head of Marketing & Innovation bei der SalzburgMilch, ausführt: „Daten werden hier automatisch erfasst und digital übermittelt. Außerdem spielt GPS eine große Rolle zur Nachvollziehbarkeit der Milchströme.“ Schwap berichtet weiters von Fortschritten, die derzeit in der Umsetzung sind: „Aktuell werden als Maßnahme zur Reduktion von fossilen Treibstoffen Milchsammelwägen mit elektrischen Absaugvorrichtungen ausgestattet. Für uns als Spezialmilch-Molkerei besonders interessant sind moderne Milchsammelwägen, die mit vier Kammern ausgestattet sind, um auf einer Tour verschiedene Milchsorten getrennt sammeln zu können.“ Was natürlich nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch in Nachhaltigkeits-Belangen ein Fortschritt ist. Diesbzgl. hat auch Leopold Gruber-Doberer Positives aus der NÖM zu berichten: „Wir arbeiten zum Teil bereits mit fossilfreier Milchsammlung: Biogener Kraftstoff der NÖM-Milchsammelwägen ermöglicht 90% weniger CO2-Ausstoß. Möglich wird dies durch eine Umstellung auf HVO-Treibstoff.“

Grüner.

Generell ist festzuhalten, dass die größten Meilensteine der letzten Jahrzehnte allesamt auf mehr Nachhaltigkeit abgezielt haben – wie etwa die Umstellung auf gentechnikfreie Fütterung, auf die sich die heimische Milchwirtschaft vor einigen Jahren verständigt hat. Oder auch das Comeback von Milchprodukten in Mehrweggebinden, das ja ebenfalls darauf abzielt, den ökologischen Fußabdruck von Milch weiter zu verringern. Diesbzgl. sind wohl auch in den kommenden Jahren Innovationen im Sinne des Fortschritts zu erwarten.