Reiner Tisch

Christian Szuchy, Country Business Development Manager Austria bei Frosta, erzählt im Interview, warum der Verzicht auf jegliche Zusatzstoffe gesundheitlich relevant sein kann, sich aber in jedem Fall deutlich in der Bilanz von Lebensmittelproduzenten niederschlägt.

PRODUKT: Seit 2003 verzichtet Frosta auf sämtliche Zusatzstoffe wie Aromen – auch auf sog. natürliche. Warum ist das gesundheitlich relevant?
Szuchy:
Es geht uns bei diesem Thema in erster Linie um die Transparenz. Ein großer Teil der verarbeiteten Lebensmittel ist aromatisiert, da Hersteller dadurch echte Zutaten und damit Kosten einsparen. Dies ist für die Verwender oft nicht klar zu erkennen, aber natürlich sehr relevant, da es einen wesentlichen Einfluss auf die Eigenschaften des Produktes hat. Insbesondere der Begriff „natürliches Aroma“ ist für die meisten Verbraucher:innen missverständlich. Er suggeriert, dass das Aroma aus der Zutat gewonnen wurde, nach der es schmeckt. Dies wird aber vom Gesetzgeber nicht verlangt. Es muss lediglich der Ausgangsstoff und der Herstellungsprozess „natürlich“ sein. So kann also z.B. ein „natürliches Aroma“ Typ Himbeere aus dem Naturprodukt Zedernholz extrahiert werden.

PRODUKT: Was aber nicht gesundheitsschädlich ist…
Szuchy:
Klar ist, dass Aromen gesundheitlich unbedenklich sein müssen. Es gibt aber Fachleute, die davor warnen, dass sich bei häufigem Genuss aromahaltiger Produkte ein Gewöhnungseffekt einstellen kann. Plötzlich schmeckt die echte Erdbeere nicht mehr so gut wie das intensive Erdbeeraroma aus dem aromatisierten Joghurt. Wenn dies dazu führt, dass die Menschen kein frisches Obst mehr essen, dann hat dies unter Umständen auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit.

PRODUKT: Warum hat der Verzicht auf Zusatzstoffe wirtschaftliche Folgen?
Szuchy:
Zusatzstoffe und Aromen werden in der Lebensmittelindustrie eingesetzt, um dort Geschmack zu erzeugen, wo eigentlich keiner ist. Wenn man auf Aromen und Geschmacksverstärker verzichtet, dann muss der Geschmack aus den guten Zutaten kommen, die natürlich teurer sind als Zusätze. Seit der Umstellung unserer Produktion im Jahr 2003 verwenden wir z.B. nur noch Freilandtomaten, da diese deutlich mehr Geschmack haben als Gewächshaustomaten. Vor 2003 war eigentlich nur das Aussehen der Tomaten wichtig – der Geschmack kam aus einem zugesetzten Aroma, einer Brühe oder einem Hefeextrakt.  Auch die Herstellung unserer Gerichte ist durch unser Reinheitsgebot aufwendiger geworden: Wir verwenden keine fertigen Gewürzmischungen, sondern Einzelgewürze, anstatt Knoblauchpulver zu verwenden, pressen wir ganze Knoblauchzehen und auch Pfeffer wird jeden Tag frisch gemahlen. Wir verwenden ausschließlich frische Milchprodukte statt der üblichen Pulverprodukte, was natürlich die Logistik, Lagerung und Verarbeitung aufwendiger macht, aber der Geschmack ist deutlich besser. Wir haben noch viele solcher Beispiele.

PRODUKT: Die Auflagen des Frosta-Reinheitsgebotes sind gerade bei Fleisch- und Fisch-Ersatz schwierig zu erfüllen. Warum?
Szuchy:
Die Herausforderung bei uns war vor allem die Konsistenz ohne Zusatzstoffe hinzubekommen. Üblicherweise kommt der Geschmack in veganen Fisch- und Fleischalternativen aus dem Labor, also in Form von Aromen, Hefeextrakten oder anderen Geschmacksverstärkern. Auch das war für uns natürlich keine Option. Unsere neuen veganen Fischalternativen bestehen v.a. aus vielen verschiedenen, hochwertigen Gemüsesorten wie Schwarzwurzeln, Jackfrucht und Borlottibohnen. Für die Konsistenz sorgen sowohl die Schwarzwurzeln als auch Flohsamenschalen. Und ein wenig Leinöl gibt ihnen einen leichten Geschmack nach Meer.

PRODUKT: Seit 2022 sind Sie auch im österreichischen LEH (wieder) präsenter. Ihre Ziele?
Szuchy:
2022 haben wir 13 neue Produkte gelauncht. Unser Fokus für 2023 ist es, diese noch mehr Menschen in Österreich anbieten zu können und daher möchten wir mit unserem bestehenden Portfolio an der Distribution und Vermarktung arbeiten.

PRODUKT: Besten Dank für das Gespräch!

Was drinnen ist und sogar, woher jede einzelne Zutat kommt, erfährt man auf der Rückseite.
Asia-Food mit frischen Nudeln, ohne Aromen, Geschmacksverstärkern oder Hefeextrakt.
Christian Szuchy, Country Business Development Manager Austria bei Frosta.