Die Branche berichtet, dass quasi alle Segmente im LEH rückläufig performen. Oliver Dombrowski, GF Liquid Spirits: „Stand Anfang Oktober ist der Gesamtmarkt der Spirituosen im Handel rückläufig. Alle Kategorien verlieren lt. Nielsen gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr Mengen, besonders stark die Kategorien Cognac, Tequila, Schnaps und Inländer Rum.“ Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Ausnahmesituation der Corona-Jahre ist beendet und die Verbraucher:innen gehen wieder wie gewohnt aus, um einander zu treffen und einen Drink zu nehmen. Hinzu kommen ein gesteigertes Gesundheitsbewusstsein und die Teuerung.
Liköre & Cocktails.
Eugen Lamprecht, Top Spirit Geschäftsführer, ist aber dennoch zufrieden, denn manches funktioniert auch in diesen Zeiten: So verliert die Kategorie Liköre im Absatz zwar um -8,5%, bleibt aber im Umsatz stabil mit +1,4%. Und ein Detail-Blick verrät: „Mozart“-Likör (im Portfolio von Top Spirit) legt um +18,2% im Absatz und +25,4% im Umsatz zu (Nielsen, Liköre Total exkl. H/L KW 40/2023). Lamprecht: „Mit ‚Mozart‘ haben wir auch in diesem Jahr die Handelslistung der neuen Sorte ‚Coconut Chocolate‘ geschafft. Die mittlerweile zweite laktosefreie Variante in unserem Sortiment – ein Trend, der weiterhin anhält.“ Und auch in anderen Segmenten ist Top Spirit soweit zuversichtlich eingestellt. Etwa im noch recht jungen, aber aufstrebenden Bereich Cocktails und RTD-Varianten. Lamprecht: „Im rückläufigen Spirituosenmarkt ist die Kategorie Cocktails jene, die wächst, und zwar mit +87,4% im Absatz und +70,1% im Umsatz, wenngleich von einer niedrigen Basis kommend. Wir sind sehr zufrieden mit der Performance der Marke ‚Speakeasy‘, die Absatz und Umsatz verdoppelt hat.“ Bittergetränke verlieren zwar im Absatz (-3%), legen aber immerhin im Umsatz mit 7,1% zu. Zufrieden ist man hier aber dennoch bei Liquid Spirits. Dombrowski: „Sowohl die Kategorie Whisky/Whiskey als auch Bitter Digestifs verlieren Volumina. Beide großen Marken im Hause Liquid Spirits, ‚Jägermeister‘ und ‚Jack Daniel’s‘, wachsen jedoch entgegen dem rückläufigen Gesamtmarkt- und jeweiligen Kategorie-Trend.“
Gin & Whisky.
Auch das Segment Gin macht beim allgemeinen Trend nach unten keine Ausnahme. Bunt und vielfältig präsentieren sich die unterschiedlichsten Marken, die längst aus aller Welt kommen, in den Regalen des Handels. Dennoch: Auch hier performt der Markt seit 2022 rückläufig. Aktuell mit -7,8% im Absatz und -8,6% im Umsatz (Nielsen Gin Total inkl. H/L KW 40/2023). Und auch hier merkt Eugen Lamprecht, GF Top Spirit, an: „Unsere Marke ‚Hendrick’s Gin‘ wächst im selben Zeitraum aber mit +10,7% im Absatz und +9,7% im Umsatz und ist die einzige Gin-Marke der Top 10 mit positiver Performance.“ In Sachen Whisky – mit einem Minus von 9,2% im Absatz und 3% im Umsatz – zeigt sich, dass insbesondere Blended Scotch stark verliert, während Bourbon das einzige Segment mit positiver Entwicklung ist.
Trends.
Gefragt nach jenen Bereichen, die bei den Verbraucher:innen gut ankommen und auch für die zukünftigen Sortimente in den Fokus genommen werden sollten, merkt die Branche v.a. die Themen alkoholfrei und -reduziert, einfache Zubereitung (etwa RTD-Varianten), Liköre und insbesondere hohe Qualitäten an. Jürgen Bodingbauer, Brandmanager von „Gin Mare“ und „Diplomático“ bei Morandell: „Der Bereich Premium-Spirituosen hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Die Österreicher:innen trinken im Durchschnitt zwar weniger, setzen sich dafür aber mehr mit der Qualität der Spirituosen auseinander.
