Michael Schubert: Weil das einfach ein völlig neuer, Zielgruppen-orientierter Ansatz war und mich Produkteinführungen schon immer sehr interessiert haben. Damals habe ich selbst bereits einige Jahre für einen der vier Fachtitel gewerkt, die allesamt am liebsten über genau das Gleiche berichtet haben – Handelsunternehmen und deren Capos. Die Stars am PoS aber – die Sortimente und Produkte – landeten ungeliebt am Ende des Heftes. PRODUKT hingegen hat von Anfang an auf durchgängige Warengruppen-Kompetenz gesetzt.
Sonja Zauner: Grundsätzlich ist es natürlich um jedes Medium, das vom Markt verschwindet, schade. Eine klare Positionierung ist hier essentiell – und das gilt in gleicher Weise für FMCG- wie für Medienprodukte.
Kiki Sabitzer: Und ganz ehrlich: Ich schätze unseren Mitbewerb und ich finde, dass jeder davon seine Berechtigung hat. Für mich stellt sich weniger die Frage, ob hier der eine oder andere Titel wegfällt oder dazukommt. Spannender finde ich, wie sich die Handelsmedien insgesamt verändern oder versuchen sich zu ändern – Stichwort Generationen-Wechsel. Und wie sich Print generell verändert. Wer jetzt die Vorteile, die gedruckte Medien haben, konsequent herausarbeitet und mit Freude und Kreativität umsetzt, hat meiner Meinung nach schon gewonnen. Und mit ihm v.a. die Leser – schließlich machen wir das ja nicht nur zu unserem Gaudium, sondern immer mit der Frage im Kopf: Was wollen, gefällt und brauchen unsere Leser?
Michael Schubert: Entscheidend war es, die richtigen Leute für mein Team zu finden. Denn PRODUKT-Redakteure mussten und müssen nicht nur gut recherchieren und schreiben können, sondern ihre jeweiligen Ressorts bzw. Warengruppen in- und auswendig kennen, um mit ihren Partnern in der Industrie auf Augenhöhe sprechen zu können. Das geht nur, wenn man diese Materie selbst sehr wertschätzt. Das PRODUKT-Team war und ist da unschlagbar.
Michael Schubert: PRODUKT war als Magazintyp revolutionär, seine Veränderungen in der Folge aber eher evolutionär – sie erfolgten in vielen Schritten, die sich dann gehörig summierten. Vergleicht man heute eine der Ausgaben aus den frühen 2000ern mit einem aktuellen Heft, wird der Unterschied sehr deutlich. Aber immer noch liegen dem Medium jene Grundideen zugrunde, die es von allen anderen Magazinen am Markt unterscheidet: eine klare Warengruppenstruktur, thematische Fokussierung und Kompetenz, punktgenaue, pointierte Informationen über alle wichtigen neuen Produkte – egal ob Inserent oder nicht. Ein Meilenstein war bestimmt die Schaffung des „PRODUKT Champion“ in Zusammenarbeit mit der AMA, der bis heute der wichtigste Branchenpreis in der Frische ist. Und einer der wichtigsten Schritte war es seinerzeit sicher auch, den Produkten für die Gastronomie einen eigenen Heftteil zu widmen. Denn speziell in den F&B-Sortimenten ist diese oft der ideale Testmarkt für neue, innovative Produkte und Konzepte der Markenartikel-Industrie.
Kiki Sabitzer: Keine leichte Frage – Mut, fällt mir ein. Mut, den Konsumenten zu zeigen, wie die Welt der Lebensmittelproduktion aussieht. Der Vorteil heute ist ja, dass ich als Markenartikler viel direkter mit den Verbrauchern in Verbindung treten kann. Gleichzeitig fühlen sich die Konsumenten aber den Marken und der Lebensmittelproduktion immer weiter entfernt. Man sollte sie wieder an Bord holen. Mit einer ehrlichen und offenen Kommunikation. Was nicht bedeutet, dass man auf eine emotionale Marken-Positionierung verzichten muss.
Brigitte Drabek: Da bin ich ganz bei dir. Man kann und sollte den Konsumenten durchaus Einblicke in die Erzeugung geben – Transparenz ist schließlich heutzutage das Um und Auf. Und tatsächlich hätten die meisten Marken ja unglaublich viel Spannendes zu erzählen.
Sonja Zauner: Und definitiv nichts zu verstecken, wie wir uns ja oft selber vor Ort überzeugen können. Wir sehen in unserem Berufsalltag so viele spannende Dinge. Es ist schade, dass das den meisten Konsumenten vorenthalten bleibt.
Brigitte Drabek: Ganz klar: einen wertschätzenderen Umgang mit der Markenartikel-Industrie. Denn Markenartikel sind und bleiben unverzichtbar für ein abwechslungsreiches Einkaufserlebnis.
Kiki Sabitzer: Manchmal scheint es so, als ob Handel und Markenartikler gegen- und nicht miteinander arbeiten. Ein Bekenntnis des Handels dazu, dass Markenartikler essentiell wichtig sind – nämlich nicht nur für den eigenen Erfolg, sondern im Sinne einer guten, fairen und innovativen Lebensmittel-Produktion – wäre manchmal nicht fehl am Platz.
Michael Schubert: Ich chille und grille. Auch schriftlich. Mit dem Magazin „GrillZeit“ bringt meine Agentur „produktiv“ ja schon seit über zwölf Jahren zwei Mal per anno das auflagenstärkste deutschsprachige Printmedium zum Thema Grill und Barbecue heraus. Und die Zeiten dazwischen sind gut mit Projekten als Autor und Marketing-Spezialist gefüllt.
Michael Schubert: Da gibt es einige. Beispielsweise war der Verlag in seinen Anfängen in meinem Privathaus in Korneuburg untergebracht, ohne dass unser Postillion das so richtig mitbekommen hatte. Jetzt gab es aber plötzlich viel mehr Post und neben meiner hübschen Frau noch drei weitere attraktive junge Damen in meinem Team, die dem staunenden Postboten abwechselnd die Türe öffneten. Bis er es nach einigen Wochen nicht mehr aushielt und an Sonja die Frage stellte: „Wie stehen Sie zu Herrn Schubert?“.