Hüttner-Wilkinson: Österreich ist über die Grenzen hinweg insbesondere für die ausgezeichnete Qualität von Weizen bekannt. Für uns steht die Qualität unserer Produkte und somit der eingesetzten Rohstoffe an erster Stelle. Deshalb arbeiten wir nur mit Lieferanten zusammen, welche unsere hohen Qualitätsanforderungen erfüllen können. Wir beziehen daher alle Rohstoffe aus Österreich, sofern diese in ausreichender Menge und Qualität verfügbar sind, weil wir von der Qualität der Produkte der heimischen Landwirtschaft überzeugt sind. Das entspricht auch unserem Nachhaltigkeitsgedanken. Wir pflegen eine wertschätzende und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Dies spiegelt sich in den langjährigen Geschäftsbeziehungen wider.
PRODUKT: Welchen Stellenwert hat die „Herkunft Österreich“ aus Ihrer Sicht für die Bäcker bzw. den LEH?
Hüttner-Wilkinson: Für die österreichischen Konsument:innen ist die Herkunft Österreich sehr wichtig, da es ein großes Vertrauen in die österreichische Landwirtschaft gibt. Aber auch international sind österreichische Rohstoffe begehrt, da sie sich durch ihre hohe Qualität auszeichnen, z.B. wird der österreichische Premiumweizen von unseren Nachbarländern stark nachgefragt, da die Proteingehalte und -qualitäten dort nicht erreicht werden können. Ein eigenes Gütesiegel dafür halten wir aber für nicht notwendig und auch nicht geeignet.
PRODUKT: Was meinen Sie, wie wichtig ist es für die österreichische Landwirtschaft, dass sich Bäcker dazu verpflichten regionale Grundstoffe zu verwenden?
Hüttner-Wilkinson: Dies wäre praktisch gar nicht möglich, weil nicht alle Rohstoffe in der benötigten Menge und Qualität verfügbar sind. Wir denken nicht, dass es eine Verpflichtung geben sollte. Wenn die Rohstoffe durch ihre Qualitäten überzeugen, wird jeder Bäcker gerne auf österreichische Grundstoffe zurückgreifen.
PRODUKT: Was wir kaufen, beeinflusst natürlich auch, was angebaut wird. Welche Trends in der Backwarenbranche können Sie erkennen?
Hüttner-Wilkinson: Aufgrund der allgemeinen Kostensteigerungen bemerken wir, dass Konsument:innen auch bei Brot und Backwaren genauer auf den Preis achten und vermehrt preiswertere Produkte wie Semmeln und Mischbrote oder Aktionsangebote auswählen. Verpackte Brote sind für Konsument:innen interessant, da sie meist ein längeres Haltbarkeitsdatum aufweisen und somit weniger rasch verzehrt werden müssen. Aus diesen Gründen hat sich die Anbaufläche von Weizen und Roggen kaum geändert bzw. hat sogar geringfügig zugenommen.
PRODUKT: Können Sie bestimmte Veränderungen bei Qualität oder Beschaffenheit unterschiedlicher Zutaten wahrnehmen, die bereits eine Folge des veränderten Klimas sind?
Hüttner-Wilkinson: Da die Qualitäten von Getreide und Saaten unter anderem vom Klima, Witterungsbedingungen, von der Aussaat bis zur Ernte, abhängen, wirkt sich jede Änderung im Klima sehr wohl auf die Funktionalität der daraus hergestellten Rohstoffe aus. Das sehen wir jedes Jahr vor allem dann, wenn die neue Ernte erfolgt. Trockenheit oder Starkregenereignisse führen nicht nur zu einer Reduzierung des Ertrages, sondern verlangen von uns ein ständiges Reagieren auf schwankende Rohstoffqualitäten und diese Herausforderungen werden durch den Klimawandel weiter verstärkt.
PRODUKT: Danke für das Gespräch!


