Marcher: Hier ist ein großer Unterschied zwischen einem reinen Fleischverarbeitungsunternehmen und einem Schlachtunternehmen. Während Verarbeiter darauf Wert legen, dass die Schlacht- und Zerlege-Betriebe, von denen sie das Fleisch beziehen, die technischen, organisatorischen und hygienischen Anforderungen zeitgemäß erfüllen, beziehen wir als Schlachtunternehmen die Tiere von landwirtschaftlichen Betrieben, die idealerweise in der Nähe des Schlachtbetriebs beheimatet sind. Die Bedingungen, unter welchen die Tiere dort gehalten und gefüttert werden, werden soweit es sich um herkömmliche Haltungsformen handelt, von den zuständigen Behörden überwacht. Bei Standards, die darüber liegen (mehr Tierwohl, AMA, Bio etc.) sind es die jeweiligen Programmbetreiber, die ihrerseits die Einhaltung der über dem gesetzlichen Standard geforderten Kriterien kontrollieren.
PRODUKT: Tierwohl, Bio, Herkunft: Das alles kostet Geld – wo bzw. warum geht sich manchmal nicht alles aus, was sich die Verbraucher:innen rein theoretisch wünschen?
Marcher: Haltungsformen, die über der gesetzlichen Norm liegen, verursachen naturgemäß höhere Kosten für Landwirt:innen (größerer Platzbedarf, teureres Futter bei Bio oder GVO-frei etc.), die in Form eines höheren Preises für das ganze Tier abgegolten werden müssen. Da kaum ein:e Konsument:in im Supermarkt ein ganzes Schwein kauft, ist eine der größten Herausforderungen, möglichst viele Teile dieses teureren Tieres auch unter der entsprechenden höherwertigen Auslobung teurer verkaufen zu können. Dies ist auch deshalb so herausfordernd, weil einzelne Teilstücke (Schnitzel, Filet, Spareribs) wesentlich stärker gefragt sind als andere. Auch die kurze Haltbarkeit von Frischfleisch schränkt die Möglichkeiten ein. Die Herausforderung der Ganztiervermarktung ist nachvollziehbarerweise bei Rind und Schwein deutlich größer als bei Huhn.
PRODUKT: Wenn Sie an Ihre Partner aus der Landwirtschaft denken, was denken Sie, was sind die wichtigsten Punkte, damit sich Landwirtschaft in Österreich auszahlt?
Marcher: Es ist sowohl ein legitimer Anspruch unserer Landwirt:innen in der Nutztierhaltung, die eigene Leistung angemessen bezahlt zu bekommen als auch mehr Wertschätzung für ihr Tun zu erhalten. Durch die immer wiederkehrenden Bilder von Missständen wurde letztlich der gesamte Berufsstand diskreditiert. Für einen nachhaltigen Imagewandel gilt es einerseits akute Missstände konsequent abzustellen und andererseits muss es der Branche besser gelingen, ein realistisches Bild des Status quo der Nutztierhaltung der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln. Dieses ist derzeit zwischen den Extremen der werblichen Idyllisierung auf der einen Seite und verstörenden Bildern auf der anderen Seite angesiedelt. Letztlich muss es aber auch eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung sein, die Rahmenbedingungen in der Nutztierhaltung systematisch zu verbessern. Dies gilt insbesondere für die Schaffung zeitgemäßer Stallungen.
PRODUKT: Thema fleischfreie Alternativen: Gerade in diesem Bereich sind Sie besonders innovativ – wie entwickelt sich das fleischlose Angebot in Ihrem Unternehmen?
Marcher: Mittlerweile ist der Markt sehr kompetitiv geworden. Außerdem verstärkte sich der Wunsch nach rein veganen Artikeln und so wurde 2023 eine komplette Rezepturänderung aller Produkte unter der Marke „die Ohne“ vorgenommen. Diese Änderung haben wir auch zum Anlass für ein Rebranding der Packungen genommen. Außerdem haben wir Convenience-Produkte entwickelt und das Sortiment um Käseersatzprodukte erweitert. Aktuell launchen wir eine fleischlose „Weißwurst“ und wir legen unsere Bemühungen auf die Herkunft der Proteinquellen, wo wir sehr stark in Richtung Upcycling denken.
PRODUKT: Vielen Dank für das Gespräch!


