Routen zur Getränkestraße

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Fruchtsaft ist ja manchmal weit gereist. Wir haben versucht zu ergründen, warum das einerseits gar nicht so schlecht ist wie es scheint und ob eine rein regionale Getränkestraße überhaupt möglich wäre.

Kategorie: Stories
Die Österreicher lieben Saft. Vom vitaminreichen Tagesstart zum Frühstück bis in die Nachtstunden als Bestandteil von Cocktails erfreut sich gepresstes oder auch püriertes Obst hierzulande großer Beliebtheit. Und zwar in vielfältigen Geschmacksvariationen. Und damit ist auch schon mal klar, dass die Hersteller hier natürlich auch auf Rohstoffe von anderswo zurückgreifen müssen. Rauch-Geschäftsführer Daniel Wüstner erklärt: „Circa zwei Drittel des heimischen Fruchtsaftmarktes sind nicht heimische Früchte, sondern Exoten – von Ananas über Orange und Mango bis zu Zitrone.“ Aber wie sieht es etwa mit Apfelsaft aus? Schließlich werden jährlich rund 476.633t Äpfel in Österreich erzeugt (Land schafft Leben, 2020). Diese werden jedoch zum Großteil als Frischobst verkauft. „Die österreichischen Bauern erzielen auf diese Weise viel höhere Preise“, erläutert Wüstner. Eine komplette Eigenversorgung für den Saftbereich ist somit schlicht nicht möglich.
Regional.
Freilich gibt es aber speziell im Apfelbereich auch Konzepte, die rein auf österreichische Zutaten setzen. „Unser steirischer Apfeldirektsaft stammt zu 100% aus der Steiermark“, berichtet etwa Höllinger-Geschäftsführer Gerhard Höllinger. „Für uns hat die regionale Herkunft eine sehr hohe Bedeutung. Wir verpflichten uns gegenüber mehr als 2.000 Bauern in der Oststeiermark, ihnen ihr Press­obst zu einem fairen Preis abzunehmen und vor Ort zu verarbeiten.“ Dass es sich dabei um Direktsaft handelt und nicht um Konzentrat, war bei der Einführung dieses Produktes im Jahr 1998 eine Pionierleistung, die Höllingers Image bis heute prägt. Gerhard Höllinger: „In diesem Segment sind wir erster Ansprechpartner des Einzelhandels, wenn es um die aktuelle Ernte oder um die Entwicklung der Pressobstsituation in Europa geht.“
Konzentriert.
Auch Rauch verarbeitet – heute wie vor über 100 Jahren, als das Unternehmen als kleine Mosterei gegründet wurde – traditionell Äpfel aus der Region. Doch das Unternehmen hat natürlich längst eine Größe erreicht, in der einerseits die heimischen Ernte-Mengen nicht mehr ausreichen und das Sortiment andererseits weit über Apfelsaft hinaus gewachsen ist. Und wie gesagt sind es gerade auch exotischere Geschmacksrichtungen, die von den Österreichern gerne in flüssiger Form gekauft werden. Was für Rauch nicht nur aus ernährungsphysiologischer Sicht, sondern auch hinsichtlich Nachhaltigkeit eine gute Lösung ist. Daniel Wüstner: „Wir sind der Überzeugung, Fruchtsaft ist die optimale Art und Weise, wie man Früchte genießen kann. Denn erstens werden sie im Herkunftsland am optimalen Reifezeitpunkt geerntet und verarbeitet, zweitens wird dieser Saft mit minimalem Aufwand zu uns transportiert.“ Denn der Transport der meisten Fruchtsaft-Sorten erfolgt heute auf folgende Weise, wie Hans Lanzinger, Geschäftsführer Marketing & Sales bei Hermann Pfanner Getränke, erläutert: „In vielen Fällen wird der Saft im Ursprungsland zu Saft verarbeitet und anschließend noch vor Ort zu Konzentrat weiterverarbeitet. Somit wird er auf 1/6 seines ursprünglichen Volumens reduziert.“ Und dies bringt natürlich Vorteile mit sich. Lanzinger: „Durch das Konzentrieren des Saftes werden Umweltbelastung, Lagerkapazitäten und Transportkosten reduziert.“ Auch Daniel Wüstner von Rauch meint: „Konzentrat ist optimal. Denn hier muss nur ein Bruchteil der Menge des Originalsaftes transportiert werden. Das entzogene Wasser wird dann bei uns wieder zugefügt, man nennt dies auch Rekonstituieren.“ Dass es wenig Sinn macht, die Früchte vor der Saftproduktion als Ganzes nach Österreich zu bringen, erläutert Daniel Wüstner am Beispiel Mango: „Eine Mango besteht aus sehr viel Schale und einem großen Kern. Die Früchte werden in Indien bei der optimalen Reife geerntet, sie werden schnellstmöglich zu Püree verarbeitet. Es wird dann nur noch dieses Püree zu uns transportiert und hier zu ‚happy day Mango‘ weiterverarbeitet.“
Und hier?
Ob die Früchte ihren Weg zu uns als Konzentrat, Püree oder Direktsaft finden, ist also je nach Hersteller und Produkt unterschiedlich. Natürlich bleibt bei allen Varianten aber stets auch im Zielland noch einiges zu tun, schließlich muss noch je nach Produkt ggf. rekonstituiert, gemixt und natürlich in jedem Fall abgefüllt werden, wie man uns auch bei Eckes-Granini schildert. General Manager Petra Nothdurfter: „Wir kaufen unser Obst und Gemüse stets frisch und zur bestmöglichen Qualität in den Teilen der Welt, wo sie gerade reif sind und geerntet werden können. Wir legen aber großen Wert darauf, dass alle Rohstoffe in Österreich verarbeitet und unsere Säfte und Sirupe unter den Marken ‚Yo‘ und ‚Pago‘ in Österreich produziert werden. Unsere ‚Pago‘-Säfte werden zum Beispiel seit über 125 Jahren in Klagenfurt hergestellt.“ Dies gilt natürlich auch für die jüngste Neuheit, die „Pago Limited Edition Drachenfrucht – Pink Guave“.
Getraenke
Markt.
Was die fertig abgefüllten Fruchtsäfte der unterschiedlichen Marken angeht, so wurden diese auch letztes Jahr stark nachgefragt. Zwar war am Markt der Wegfall vieler „On the go“-Gelegenheiten spürbar, insgesamt blieben die Mengen jedoch von 2019 auf 2020 weitgehend stabil, wobei einzelne Segmente sehr positiv hervorstachen. Bio-Säfte etwa konnten um satte 16% zulegen, auch bei gekühlten Säften setzte sich das Wachstum mit +8% fort. Noch auf vergleichsweise kleinem Niveau befinden sich Säfte in Glasflaschen, wobei diese zuletzt aber um 50% zulegen konnten (Nielsen, Fruchtsaft exkl. Shots, LEH exkl. H/L, Perioden Ende: 4 W 2020 52).
Gesundheit.
Als einer der wichtigsten Trends kristallisierte sich – vorangetrieben sicher auch durch die Coronakrise – jener zu Produkten mit Gesundheits-Aspekt heraus. So konnte etwa die Marke „hohes C“ ein Wachstum von 13% verzeichnen (Nielsen, Fruchtsaft Menge, exkl. Shots, LEH exkl. H/L, Perioden Ende: 4 W 2020 52). „‚hohes C‘ war somit die am stärksten wachsende Marke im Bereich Fruchtsaft im österreichischen Handel“, so Eckes-Granini General Manager Petra Nothdurfter. Den Gesundheits-Trend beobachtet man auch bei Fruchtsaft-Marktführer Rauch und freut sich über eine sehr positive Entwicklung von entsprechenden Produkten wie „happy day Immun Plus“ oder „happy day fruit & Veggie“. Auch 2021 wird bei den Rauch-Aktivitäten der „Healthy Lifestyle“ eines der wichtigsten Themen in der Kommunikation sein. Gerhard Höllinger bestätigt ebenfalls: „2021 steht ganz im Zeichen von Health & Beauty.“ Passend dazu bringt man zwei neue Shots auf den Markt, nämlich in den Varianten „Immun Plus“ (mit Ingwer) sowie „Cell-Care Plus“ (reich an Antioxidantien), jeweils in der 330ml-Glasflasche zum selber Portionieren. Auch Pfanner setzt auf das Trendthema Shots und lanciert einen „Ingwer Shot“ sowie einen „Ingwer Kurkuma Shot“, die sich durch ihre charakteristische Schärfe auszeichnen und in der 0,15L-Dose zu haben sind. Natürlich bleibt auch Nachhaltigkeit eines der bedeutendsten Themen, inbesondere im Verpackungsbereich sind diesbzgl. heuer sicher noch mehrere Neuerungen zu erwarten. Aktuell stellt etwa Innocent seine PET-Flaschen der Smoothie-Linie auf Gebinde aus 50% rePET und 15% pflanzenbasiertem PET, die mit weniger Material auskommen, um. 
Gutes aus vielen Welten.
Der Fruchtsaft-Markt stellt also eine spannende Mischung aus regionalen und internationalen Rohstoffen sowie viel Wertschöpfung in Österreich dar. Die Themen Gesundheit und Nachhaltigkeit werden diesen Bereich sicher auch heuer weiter prägen.
Global 16neu