Hier leisten gerade einige Markenartikelhersteller Pionierarbeit und zeigen auf, was möglich ist. Die Forcierung von Nachhaltigkeit und Tierwohl sind „ein Gebot der Stunde“, heißt es dazu von Berger. Dort reagiert man innerhalb des Programmes „Regional-Optimal“ mit einer Tierwohl-Initiative. „Wir sind davon überzeugt, dass die Verbesserung des Tierwohls essentiell für die gesamte Branche ist. Konsumenten wollen wissen, wie die Tiere gehalten wurden“, so GF Rudolf Berger. Kunden würden Fleisch und Fleischprodukte konsumieren, aber dabei ein gutes Gefühl haben wollen. Ab Herbst gibt es von Berger erste entsprechende Produkte versehen mit dem „Tierwohl kontrolliert“-Label – eine Kooperation mit der Boku Wien, kontrolliert durch unabhängige Zertifizierungsstellen. Die umfassenden Kriterien für Partnerbetriebe sind beim Schinkenspezialisten für die Schweinehaltung ausgelegt (doppelte Fläche, Buchtenhaltung, Auslauf, Verzicht auf Schwanzkupieren bzw. betäubungslose Kastration). Bei den Bauern setzt Berger hier auf langfristige Verträge und Abnahmegarantie zu einem Preis über dem Marktwert.
Niederschwellig.Zudem ist es möglich, Tierwohl schrittweise umzusetzen. „Wir wollten möglichst niedrigschwellig damit beginnen, Verbesserungen im Bereich Tierwohl anzuregen: Auch bei jenen Landwirten, die nicht umbauen können oder wollen, sollen Verbesserungen für die Tiere erfolgen. Es gibt immer Möglichkeiten, die weder mit großem Aufwand noch einem hohen Investment verbunden sind“, so Berger: „Tierwohl ist ganz klar ein Thema, das Zeit braucht, und zwar auf allen Seiten.“
Natürlich müssen auch Handel und Konsumenten bereit für diese Entwicklung sein. Denn diesen Mehraufwand heißt es abzugelten.
Neben dem hauseigenen Musterhof gibt es 24 „Hofkultur“-Landwirte, die sich mit Begeisterung dem Tierwohl widmen und auch selber davon profitieren. Nicht zuletzt durch eine Abnahmegarantie über dem Börsenpreis. Dafür haben die Schweine und Rinder u.a. mehr Platz, jederzeit Auslauf, eingestreute Liegeflächen und bekommen regionales, GMO-freies Futter sowie Beschäftigungsmaterial. Ende 2018 wird ein eigener Schlachthof in Betrieb genommen, Tierwohl ist dann über die gesamte Wertschöpfungskette sichergestellt. „Mit der Marke ‚Hofkultur‘ hat sich die Familie Hütthaler als Ziel gesetzt, die Rahmenbedingungen für eine artgerechte Tierhaltung neu zu definieren und ein verantwortungsvolles Zusammenleben von Mensch und Tier zu gewährleisten“, so Hütthaler: „Durch diese starke Tierwohl-Marke hebt sich Hütthaler deutlich von nationalen und internationalen Mitbewerbern ab.“
Landschaftspfleger.Ein Leben auf 7m² statt den gesetzlich vorgeschriebenen 3m² führen die „Almo“-Ochsen im Winter. Im Sommer sind sie ihrem Namen folgend auf der Alm. Dort finden sie Gräser und Kräuter und erfüllen eine wichtige Funktion zum Almlandschaftserhalt. „Almo“-Produkte gibt es von Schirnhofer bei Metro, Penny und Merkur, zertifiziert mit dem „Tierschutz kontrolliert“-Label von Vier Pfoten. Vor allem in Deutschland wächst die Nachfrage stark, zum einen wegen der Fleischqualität, zum anderen ist das Thema Tierwohl stärker präsent (siehe Factbox). „Wichtigkeit wird primär unterstützt durch das Schaffen von Bekanntheit. In Kombination mit der laufenden gesellschaftlichen Sensibilisierung für ethisch korrekt erzeugte Lebensmittel, wird sich daraus in Zukunft sukzessive eine zunehmend größere Zielgruppe bilden. Und uns ist es wichtig einen Beitrag zu leisten, weil es unserer familiären Wertehaltung entspricht“, erzählt Karl-Heinz Schirnhofer (Marketing). Was das Unternehmen selbst betrifft, hat man übrigens mittlerweile die letzten Schritte aus der Insolvenz getan und sieht positiv in die Zukunft.