Die Gruppe der Biergenießer ist in den vergangenen 20 Jahren breiter geworden: alt, jung, männlich, weiblich. Das haben wir sicher auch dem Craft-Bier-Trend zu verdanken. Die Menschen mögen Abwechslung und wir Brauer haben hier einiges zu bieten“, erklärt Thomas Gerbl, Geschäftsführer von Stiegl den Imagewandel. Der aktuelle Bierkulturbericht der Brau Union Österreich bestätigt den Eindruck: Etwa die Hälfte der Befragten gab an, dass sich das Image von Bier in den letzten zehn Jahren verbessert hat. Für knapp 90 Prozent der Österreicher ist Bier wichtig für die österreichische Kultur. Insbesondere der Craft Bier Trend habe die Konsumenten für das Thema sensibilisiert, ist auch Markus Betz, Diplom-Biersommelier beim Ammersin Getränkehandel, überzeugt: „Aber auch die großen Brauereien haben in den letzten 20 Jahren eine enorme Biervielfalt entwickelt und dadurch die Bierkultur maßgeblich weiterentwickelt.“
So hat Stiegl mit seinen mittlerweile 24 Bieren für jeden Geschmack und für jede Gelegenheit das passende Bier: Vom Aperitif beim Gala-Dinner über den täglichen Mittagstisch bis hin zur Erfrischung nach dem Training. Der größte Erfolg der Brauerei ist und bleibt das Bio-Zwickl „Stiegl Paracelsus Naturtrüb“. Ursprünglich war es vor 25 Jahren eine saisonale Spezialität der kleinen Hausbrauerei. „Nachdem es immer beliebter wurde, haben wir es in einer größeren Menge gebraut und mit unserem Urgetreide aus Wildshut verfeinert. Mittlerweile ist unser „Paracelsus Zwickl“ die unangefochtene Nummer Eins im Zwickl-Segment“, freut sich Thomas Gerbl.
„Ein absolutes Highlight der letzten 20 Jahre war es auf jeden Fall, Radler in Flaschen abzufüllen“, sagt Biersommelier Markus Betz. Besonders der „Gösser NaturRadler“ sei hier nennenswert, denn dieser hat sich nicht nur in Österreich als beliebteste Sorte durchgesetzt, sondern wird auch in Deutschland sehr geschätzt. Der Ursprung des Radlers liegt in Göss bei Leoben. 2007 kommt der „Gösser NaturRadler“ mit Zitronengeschmack auf den Markt: 40 Prozent Bier, 60 Prozent Limonade und keine künstlichen Süßungsmittel.
Für Magnus Setnes, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich, war das der größte Überraschungserfolg der letzten zwei Jahrzehnte, denn der Radler reüssiert auch als Exportprodukt. „2009 wurde das Radlerkonzept aus Österreich in Ungarn umgesetzt, danach wurde er in Deutschland, Kroatien und der Slowakei eingeführt – mit Erfolg. Bis heute wurde das Konzept des „Gösser NaturRadlers“ auf allen Kontinenten in mehr als 35 Ländern umgesetzt.“ Der Erfolg inspirierte zu weiteren Innovationen: so z.B. der „Zipfer Limetten Radler“ im Jahr 2011 oder 2014 das „Gösser Kracherl“ – alkoholfreies Bier mit Limonade in den Sorten Holunder und Zitrone.
Für Ottakringer ist der größte Produkterfolg der letzten 20 Jahre das „Wiener Original“. Die Kreation des Braumeisters basiert auf einer 100-jährigen Rezeptur der Ottakringer Brauerei. Ein weiteres Highlight war die Gründung des Ottakringer BrauWerks, wo seit 2014 kreative Biere gebraut werden. Hier entstehen Spezialitäten wie das beim European Beer Star mit Gold ausgezeichnete Porter, „Black & Proud“ oder die „Schnittenfahrt“.
Die Zukunft des Bieres geht eindeutig in Richtung alkoholfrei. 22% der ÖsterreicherInnen trinken gerne alkoholfreies Bier, wie aus dem aktuellen Bierkulturbericht hervorgeht. „Die qualitative Verbesserung der alkoholfreien Biere hat dazu geführt, dass diese eine ernstzunehmende Konkurrenz für andere alkoholfreie Getränke geworden sind“, meint Bernhard Prosser, Geschäftsführer Verkauf und Marketing Egger Getränke. So kommt die alkoholfreie „Egger Zisch-Range“ nicht nur bei den Konsumenten gut an, auch die Profi-Tester beim DLG-Biertest „vergolden“ regelmäßig sowohl das alkoholfreie „Egger Zisch“ in der Dose als auch die naturtrübe Variante in der Flasche.
„Genau wie bei den anderen Bierstilen wird sich auch hier eine gewisse Vielfalt entwickeln, die sich nicht nur auf alkoholfreie helle Biere spezialisiert, sondern auch andere Stile, wie alkoholfreie Pale Ales oder Sauerbiere hervorbringt. Die Biermanufaktur Loncium hat z.B. erst kürzlich eines der ersten alkoholfreien IPAs auf den Markt gebracht“, erzählt Markus Betz. Aber nicht nur Alkohol, auch Zucker steht bei vielen Konsumenten immer weiter oben auf der Verzichtsliste.
Die Brau Union reagierte auf den Gesundheitstrend mit der Entwicklung des „Zipfer Hops“, einem alkoholfreien Biermischgetränk mit wenig Kalorien und geringer Süße. „Es gibt viele Menschen, die zum Mittagessen etwas Natürliches trinken wollen, aber nicht immer nur Wasser. Dieses Potenzial wollen wir nutzen“, so Magnus Setnes. Ein weiteres Produktbeispiel dafür ist das „Heineken 0.0“ – das erste alkoholfreie Bier ohne „Rest“-Alkohol.
Auch am Bier geht das Thema Regionalität nicht vorbei. „Das spielt uns als Privatbrauerei, die u.a. die Braugerste mehrheitlich direkt von den rund 300 Bauern der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf in Niederösterreich bezieht, natürlich in die Hände“, freut sich Thomas Gerbl von Stiegl. „Ich bin davon überzeugt, dass die Konsumenten in Zukunft noch stärker darauf achten werden, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden.“