Snackification

© grafvision/shutterstock

Die Heilige Dreifaltigkeit der Vor-, Haupt- und Nachspeise hat ihren Stellenwert längst eingebüßt. Genauso sind feste Essenszeiten nicht mehr die Lebensrealität vieler, gerade unter der Woche. Hanni Rützler spricht in ihrem Foodreport 2020 von der „Erosion der klassischen Mahlzeit“, was Snackwürsteln neue Potentiale eröffnet.

Kategorie: Stories
Der Foodtrend-Forscherin zufolge ersetzen kleine, meist gesunde Happen zunehmend bisherige Ernährungsgewohnheiten. „In der künftigen Esskultur kann jedes Lebensmittel, jedes Getränk und jede Speise zu einer Mini-Mahlzeit werden: Snacking wird die neue Art zu essen“, beschreibt Rützler im Foodreport. Ein Trend, der von den USA in den deutschsprachigen Raum überschwappe und daher gern „Snackification“ genannt wird. Es versteht sich von selbst, dass im LEH dementsprechende Produkte wahrlich unverzichtbar sind und eine auffallend gute Performance hinlegen. Der Bereich der Roh- und Dauerwurstsnacks wuchs laut RollAMA in den letzten Jahren kontinuierlich. Im 1. Quartal 2020 gab es ein Mengenplus von 3,1% im Vergleich zum 4. Quartal 2019, Corona zum Trotz.
Dynamisch.
Andreas Nentwich, GF Maresi Austria, bestätigt die dynamische Entwicklung der letzten Jahre im Snackwürstel-Bereich (MAT 2020 KW 12: 77,7 M€ / +10% vs. VJ LEH inkl. H/L – Nielsen Wert): „Als Marktführer mit unserer Marke ‚Knabber Nossi‘ (25% wertmäßiger Marktanteil) sehen wir die große Beliebtheit unmittelbar“, freut sich Nentwich. Das mit Abstand erfolgreichste Produkt von „Knabber Nossi“ ist die „Classic“–Variante in sämtlichen Größen, einzeln, Duo-Pack oder 12-Stk.-Packung. Den „Knabber Nossi Pausenwrap“ gibt es seit drei Jahren und er zählt mittlerweile zu den Bestsellern. Neu hingegen ist „Knabber Nossi Chicken“, sortenrein vom Huhn. Dabei ist bereits der nächste Produktlaunch in Sicht – das sortenreine „Knabber Nossi Beef“. Werbe- und Marketingaktivitäten tun ihres dazu, die Marke hoch zu halten: Bald startet eine „Back to School“-Promotion inklusive Schulstart-Set-Verlosung. Beworben wird diese auf der 12er-Packung „Knabber Nossi Classic“, in der finden Tafelklassler auch einen gratis „Jolly“-Buntstift.
snack knabbernossi 1 a
Junior.
Die wichtigsten Snack-Produkte von Wiesbauer sind Dauerwurst-Spezialitäten wie etwa „Gipfel Stangerl“ („Klassik“ und „Scharf“), „Cabanossi“, „Kaminwurz´n“, „Knofi“ und „Pfeffi“ sowie die „Bergsteiger Junior“ als jüngste Innovation. „Wir konnten feststellen, dass die Markteinführung nicht nur voll eingeschlagen, sondern sogar große Begeisterung ausgelöst hat“, freut sich Thomas Schmiedbauer (GF Wiesbauer). Neben Qualität und Geschmack wurde auf die Verpackung spezielles Augenmerk gelegt. Eine Besonderheit ist die Haptik, da man das Produkt nicht nur außen abgebildet sieht, sondern die Form der „Bergsteiger Junior“ auch „erfühlen“ kann. Auf der Rückseite findet man neben standardisierten Angaben einen Barcode in Wurstform, einen pfiffigen, zielgruppenorientierten Spruch (z.B.: „Wie die Jause, so die Pause“) und einen QR-Code samt Logo – eine Kooperation mit der österreichischen Bergrettung – der führt zu einem Video über die wichtigsten Maßnahmen zur Verhinderung eines Bergwanderunfalls.
snack 2n
Genussvoll.
Zu den Top-Produkten unter den Snackartikeln von Messner zählen die „Salami Sticks“ in den Sorten „classic“ und „pikant“ sowie die zuletzt eingeführte „Snack Box“. Darin findet man Landjäger, Hauswürstel und Jausenstangerl. Die Produkte punkten generell mit einer hippen, modernen Aufmachung und dem unverwechselbaren Geschmack aus 100% österreichischem Qualitätsfleisch, ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern, künstlichen Aromen bzw. Farbstoffen. „Egal ob auf dem Weg zur Arbeit, beim Wandern oder beim gemütlichen Zusammensitzen mit Freunden. So kann man mobil, schnell und genussvoll seine Energiereserven neu auftanken“, ist Prokuristin Johanna Messner überzeugt. Eine Herausforderung in der Produktentwicklung sieht Messner in der Unvorhersehbarkeit und Schnelllebigkeit des Marktes, nicht nur in diesem, sondern auch in anderen Segmenten. „Die Innovationszyklen werden immer kürzer, wodurch an unsere Produktentwicklung immer höhere Anforderungen gestellt werden“, schildert Messner. 
snack 3
50 Tonnen.
„Der Snackwürstelbereich in unserem Haus hat sich im 5-Jahres-Vergleich mengenmäßig genau verdoppelt. Das liegt auch an den Erfolgen im Export. Damit verlassen wöchentlich über 50 Tonnen an Cabanossi & Co unser Stastnik-Werk“, sagt Franz Radatz (GF Radatz/ Stastnik). Dies ist die Hälfte der Gesamtproduktion des Gerasdorfer Betriebes. „Voran liegen immer noch unsere traditionellen Cabanossi, die sich insbesondere durch die traditionsreiche – und mittlerweile leider immer seltener angewandte – Kalträucherung auszeichnen, die ihnen diese zart-bekömmliche Rauchnote verleiht“, beschreibt Radatz. Ein wichtiges Produkt im Export sind hingegen die „Salamipeitschen“ – dünne, lange, rohe Snackwürstel in drei Würzvarianten. „Es macht stolz, dass wir als Österreicher in Europa speziell in diesem Segment mittlerweile einen Namen haben und die hochwertigen Snackwürstel aus unserem Land weit über die Grenzen geschätzt und konsumiert werden“, so Radatz. Als besondere Herausforderung sieht man den Trend zu kleineren Packungen, die technisch als auch in der Gestaltung Hürden mit sich bringen. Nicht zu unterschätzen sind ebenso Preisschwankungen bei Rohstoffen, gerade im Schweinebereich. Aufgrund der hohen Abtrocknung der Dauer- und Rohwurststangerl wirken sich Verteuerungen beim Rohmaterial hier wesentlich stärker auf die Produktkosten aus.
snack 4n
Neues.
Bei den Marken „Landhof“ und „Loidl“ (Marcher Werke) tat sich in diesem Jahr im Bereich der Snackprodukte bereits so einiges. So wurden die Verpackungen der „Landhof Cabanossi“ neu designt und die Range um die mittlerweile bereits sehr beliebte Sorte „Puten Cabanossi“ (100% Putenfleisch) erweitert. Gedacht für alle, die eine Alternative zu den Schweinefleisch-Produkten suchen. Zudem sind seit Anfang des Jahres die „Loidl Salami Sticks“ erhältlich, und zwar in den Sorten „Klassik“ und „Chili“. „Unserer Erfahrung nach sind Snackwurst-Konsumenten eher traditionelle Genießer. Bei Cabanossi oder Salami­snacks werden vom Konsumenten keine Geschmacksexperimente erwartet, im Gegenteil. Wichtig für das Segment war außerdem,“ ist man bei Marcher überzeugt, „die Alginat-Produktion, um diese Würste ohne Haut herzustellen“. Auch den Snackwurstbereich um Geflügelfleisch zu erweitern, habe sich als sehr gute Entscheidung erwiesen, heißt es aus dem Unternehmen.
snack 7
Natürlich.
„Die Verbraucher greifen auch bei Snacks immer mehr zu Produkten ohne Zusätze. Auf hohe Produktqualität, Transparenz und ehrliche Produktion wird sehr stark geachtet“, beobachtet Johannes Wechner, Prokurist von Handl Tyrol. Aufgestellt mit einem breiten Snacking-Sortiment, zählt dieser Bereich zu den bedeutendsten des Tiroler Unternehmens. „Im Segment der Roh- und Dauerwurstsnacks gehört Handl Tyrol österreichweit zu den Marktführern. Der Markterfolg unserer ‚Tyrolini‘ war sogar so groß, dass sich der Produktname zu einem Synonym für diese Produktgattung entwickelte“, berichtet Wechner stolz. Jüngster Spross in der Produktfamilie sind die „Klettermaxi“, extra für Kinder entwickelt und erfolgreich am Markt eingeführt. Bei besagten „Tyrolini“ tut sich auch etwas, nämlich in Sachen Verpackungsoptimierung. Es gelang, 3cm Kopfraumhöhe einzusparen, beim „Tyrolini Multipack“ sind es sogar 4cm. Die Produkte sind ab Juli in diesem neuen Packaging erhältlich.
snack 5
Puls der Zeit.
Neu im Portfolio von Conaxess Trade sind die „BiFi Roll Turkey“, einzeln und im 3er-Pack erhältlich. „Zu unseren Top-Produkten zählen definitiv unsere Teigprodukte, wie etwa ‚BiFi Roll‘, ‚BiFi Roll Hot‘ und das ‚BiFi Roll 3-pack‘. Diese Ready-to-eat-Snacks zeichnen sich durch den unvergleichbaren Teigmantel aus, der um ein leckeres Salamiwürstchen gewickelt ist“, beschreibt Managing Director Gerd Trimmal. Für ihn ist es die größte Herausforderung, den Geschmack der Konsumenten immer zu treffen. „‚BiFi‘ versucht deshalb immer am Puls der Zeit zu bleiben, deshalb wurde auch auf andere Fleischsorten gesetzt, wie etwa Turkey & Beef“, so Trimmal. Wie bei allen spielt auch hier die Preisdebatte eine Rolle: „Die Schweinepreise wirken sich selbstverständlich auch auf ‚BiFi‘ aus. Deshalb mussten über Straffung des europäischen Portfolios zusätzliche Synergien gefunden werden“, schildert Trimmal.
snack 6