Trendsetter

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Das Teigwaren-Regal ist interessanterweise immer ein guter Gradmesser für die Themen, die die Verbraucher aktuell beschäftigen. Jetzt kann man feststellen, dass sich hinsichtlich der Verpackungen etwas tut: Plastik wird reduziert und nachhaltigere Papierverpackungen halten Einzug.

Kategorie: Stories

Und ausnahmsweise zitieren wir uns hier einmal selbst. In PRODUKT Ausgabe 6/2017 hieß es nämlich: „Will man wissen, welche die aktuell wichtigsten Konsum-Trends sind, braucht es nur einen aufmerksamen Blick auf ein gut sortiertes Nudelregal. Die Teigwaren-Spezialisten reagieren nämlich perfekt auf allgemeine Verbraucher-Themen und halten auf diese Weise die Kategorie beständig am Laufen.“ Das ist auch aktuell die passendste Einleitung für unseren Teigwaren-Marktüberblick. Während damals die Trends alternative, gesunde Teigwaren-Varianten, vegan ausgezeichnete Nudeln und glutenfreie Pasta waren (und übrigens immer noch sind), sorgt jetzt – zusätzlich – das heiße Thema Verpackungen für Bewegung. Damit liegen die Markenartikler auch voll im Trend, denn selten waren die Shopper sensibler hinsichtlich Produktverpackungen und -Entsorgung als jetzt. 

Vorsichtig.
Transparente Plastikverpackungen – mit all ihren Vorteilen, wie Sichtbarkeit der Produkte oder rasche und unkomplizierte Produktions-Prozesse – sind aktuell noch ganz klar die am häufigsten gewählten Verpackungen, sowohl bei den Herstellern als auch den Verbrauchern. Alternativen, wie Karton oder unbeschichtetes Papier, gewinnen aber langsam an Regal-Fläche: Barilla setzt seit langem auf Karton-Verpackungen mit einem kleinen Sichtfenster aus Plastik, Wolf bietet seit dem Vorjahr die „Vegan“-Linie in einer Monopapier-Verpackung an und jetzt präsentiert der Marktführer der Kategorie, Recheis, seine „Bio“-Linie ebenfalls vollständig in Karton- bzw. Papier verpackt.
Viel zu entwickeln.
Was im Regal als scheinbar simple Papierverpackung steht, hat in Wirklichkeit einen langen Weg hinter sich. Davon kann jedenfalls Joachim Wolf, GF von Wolf Nudeln, ein Lied singen. Denn neben den technischen Problemen, die man in rund drei Jahren Entwicklungsarbeit und mit entsprechender Investitionsbereitschaft gelöst hat, musste auch noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die Nichtsichtbarkeit der Produkte ist schließlich für die Verbraucher und für die Handels-Partner neu, insofern war man im ersten Schritt entsprechend vorsichtig. Mittlerweile zeigt sich aber, dass die nachhaltigen Verpackungen gut angenommen werden und so geht man aktuell bei Wolf einen Schritt weiter und stellt auch die Linien „Vollkorn“ und „Dinkel“ auf die neuen Verpackungen um. Joachim Wolf: „Eine neue Druckmaschine von Mondi sorgt jetzt wieder für mehr Flexibilität, wir können daher die Linien rascher umstellen.
wolf 2 f
Natürlich.
Marktführer Recheis zieht jetzt mit – schließlich hat man sich auch in Hall in Tirol intensiv mit neuen Verpackungskonzepten auseinandergesetzt, aber auch insgesamt mit einem respektvollen Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen. Seit April 2018 arbeitet das Unternehmen CO2-neutral und das gesamte Teigwarensortiment als auch das Unternehmen sind klimaneutral. Ein Teil des „Recheis“-Sortiments ist bereits in Kartonverpackungen erhältlich gewesen, in Kürze kommen die weiteren „Bio“-Varianten in Papier in die Regale. Martin Terzer, GF Recheis: „In dieser nachhaltigen Verpackung stecken unsere hochwertigen Produkte in bester Bio-Qualität. Nach intensiver Entwicklungsarbeit gelingt es uns, für unsere Produkte diese sichere und umweltfreundliche Verpackung einzuführen.“ Die Verpackung besteht aus 100% recyclebarer Cellulose, hergestellt mit Holz aus FSC-zertifizierter Waldwirtschaft. Terzer: „Das schont Ressourcen, reduziert CO2 und schützt die Teigwaren genauso gut wie herkömmliche Verpackungen.
recheis bio
Darüber hinaus.
„Seit 1877“, so Matthias Spiess, GF Barilla Austria, „arbeitet Barilla nach der Maxime ‚Gib den Menschen Essen, das Du auch deinen eigenen Kindern geben würdest‘ und produziert bereits einige Zeit nach der Philosophie ‚Gut für Dich – Gut für den Planeten‘. Neben vielen Verbesserungen, wie Einsparungen im Wasserverbrauch oder einer CO2-Reduzierung um 30%, bestehen bereits 99,4% des Verpackungsmaterials aus dem Hause Barilla aus recycelten Rohstoffen.“ Hinsichtlich Nachhaltigkeit geht man bei Barilla auch noch einen Schritt weiter und beschäftigt sich im Rahmen einer doppelten Ernährungs-Pyramide mit Ernährungskonzepten, die nicht nur gesund für den Menschen, sondern auch für den Planeten sind. Ein Beispiel ist hier etwa Pasta aus Hülsenfrüchten, wie die kürzlich eingeführten Pasta-Varianten aus roten Linsen bzw. Kichererbsen-Mehl, die zum einen viel pflanzliches Protein bieten und zum anderen weniger Wasser und weniger Dünger (und damit weniger CO2) im Anbau benötigen.
barilla lentilles
Inhaltlich.
Weg von der Packung – hin zur Frage, welche Segmente bzw. Nudel-Varianten entwickeln sich gut und dürfen daher als ernsthafte Trends wahrgenommen werden? Hier hat sich im Prinzip die Tendenz der Vorjahre bestätigt: Während herkömmliche Teigwaren mit und ohne Ei auf hohem Niveau stagnieren, weisen Dinkel-Varianten ein Wachstum von 13,6% auf, glutenfreie Angebote wachsen um 2,9% und Hülsenfrüchte erzielen – freilich auf einem niedrigen Niveau – ein Plus von 48,3% (Nielsen, LEH exkl. H/L, %-Veränderung YTD 2018 zu YTD 2017, Wert). 
Keine Beschwerden.
Spannend ist einmal mehr das glutenfreie Segment. Spezialist ist hier sicherlich das Unternehmen Dr. Schär, das an Zöliakie leidende Menschen mit entsprechenden Alternativen unterstützt. Dass darüber hinaus auch Verbraucher ohne Erkrankung zu glutenfreien Lebensmitteln greifen, wird dabei wohlwollend beobachtet. Matthias Müller-Thederan, Head of Sales: „Dank des zunehmenden Wissens und Interesses der Konsumenten rund um das Thema Ernährung essen viele Menschen glutenfrei, weil sie sich dadurch besser fühlen. Das hat positive Effekte, da dies zu einer steigenden Nachfrage und in Folge zu mehr Produktvielfalt führt.“ Viel Arbeit wird daher auch in die (Weiter-)Entwicklung von Rezepturen gesteckt. Seit letztem Jahr enthält die „Schär“-Pasta zum Beispiel 20% Hirse, die reich an Vitaminen ist und die Verwertung von Kohlenhydraten, Eiweißen und Mineralstoffen unterstützt. 
teigwaren schaer
Ausbau.
Die erfreuliche Entwicklung der „Senza Glutine“-Linie hat auch Barilla dazu bewogen, dieses Segment auszubauen. Nachdem die Range bereits neben Spaghetti, Penne und Fusilli auch Tagliatelle umfasst, ist für die nächsten Monate schon die nächste Einführung geplant und auch die „Barilla“-Hülsenfrüchte-Linie, die ebenfalls glutenfrei ist, wird demnächst ausgebaut.
barilla senza glutiine neu
Al dente.
Die heimischen Verbraucher lieben Teigwaren. Ein Großteil greift nach wie vor zu „ganz normalen“ Varianten (80,6% des Marktes werden mit Teigwaren mit und ohne Ei abgedeckt), als Wachstumsmotoren fungieren allerdings innovative Produkte mit einem starken Gesundheits- und Nachhaltigkeits-Fokus.