Verwöhnfaktor auf Brot

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Kaum eine Produktgruppe ist so stark mit dem Frühstück als Verzehranlass assoziiert wie die süßen Brotaufstriche. Dass sie am Morgen weiterhin für viele unverzichtbar sind, sieht man an den Marktzahlen.

Kategorie: Stories
Durch die letztes Jahr über Monate hinweg geschlossene Gastronomie nahm uns Corona u.a. lange die Möglichkeit, uns ein schönes Frühstück in gediegener Atmosphäre außer Haus zu gönnen. Dafür gewann die Morgen-Mahlzeit daheim kräftig an Bedeutung und so schraubten sich die Umsätze entsprechender Produkte im Nielsen-Universum ordentlich in die Höhe. 2021 war ja bekanntlich auch kein gastronomisches Jubeljahr, aber die Östereicher:innen waren offensichtlich doch wieder öfter unterwegs bzw. galt es wohl auch etwaige gehamsterte Aufstrich-Vorräte aufzubrauchen. Das ergab zusammen betreffend der Verkaufszahlen von Konfitüre im LEH: -2,5% im Wert bzw. -3,1% in der Menge (Basis kg, NielsenIQ; LEH ohne Hofer/Lidl, YTD 2021 bis KW48). Bei Honig waren -6,3% im Wert und -5,8% in der Menge zu verzeichnen. Dazu Martin Darbo, Vorstandsvorsitzender der Darbo AG: „Es ist für uns wenig überraschend, dass das Marktniveau von 2020 nicht mehr ganz gehalten wird, aber im Vergleich zum Jahr 2019 erzielen beide Märkte (Konfitüre und Honig) einen wertmäßigen Zuwachs von je 13%.“ Das heißt wohl nichts anderes, als dass sich die Österreicher:innen auch oder gerade in schwierigen Zeiten schöne Frühstücks-Momente mit feinen Lebensmitteln nicht nehmen lassen möchten. Was insofern ein kleiner Trost ist, als jene Hersteller, die üblicherweise auch in der Gastronomie stark vertreten sind, deren Schließung natürlich besonders hart zu spüren bekommen haben. Die LEH-Absätze konnten diese Ausfälle insgesamt aber natürlich nicht kompensieren. 
Fixstarter.
Nichtsdestotrotz, es wird also vielerorts immer noch oder wieder daheim gefrühstückt und süße Brotaufstriche spielen dabei weiterhin eine zentrale Rolle. Warum eigentlich? „In unseren Breiten werden zum Frühstück kleinere Mahlzeiten konsumiert. Brot und süße Aufstriche sind dafür ideal geeignet, zumal sie keinen Zubereitungsaufwand verursachen“, meint Martin Darbo und ergänzt: „Außerdem dürfte der Zucker auch ein Thema sein. Gerade in der Früh sehnt sich der Körper nach einem Energieschub und den liefert nun mal Zucker. Die vernünftige Dosierung ist dabei ein Kriterium.“ Michaela Hysek-Unterweger, Geschäftsführerin der Unterweger Früchteküche meint dazu: „Brot ist eines der vielfältigsten Grundnahrungsmittel und spielt eine wichtige Rolle in der Basis der Ernährungspyramide. Marmeladen und Honig sind perfekt geeignet, um geschmacklich eine besondere Note und etwas Frische mitzubringen.“ Staud’s-GF Stefan Schauer wiederum ist der Ansicht, dass der Verwöhnfaktor hier eine große Rolle spielt: „Es ist der kleine Luxus am frühen Morgen! Dazu kommt der Frühstückstrend ‚more jam, less ham‘ sowie Initiativen wie ‚Veganuary‘, die in Richtung vegetarische oder sogar vegane Ernährung gehen.“ 
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Apropos.
Viele der aktuellen Ernährungs-Trends schlagen im Bereich der süßen Brotaufstriche besonders deutlich durch, wobei auch die Pandemie dazu einen Beitrag geleistet hat. Martin Darbo: „Die grundsätzlichen Ernährungstrends haben sich möglicherweise nochmals verstärkt. Hier ist vor allem die Regionalität zu nennen. Heimische Marken und Hersteller profitieren davon.“ Auch Michaela Hysek-Unterweger von der Unterweger Früchteküche bestätigt: „Regionalität spielt eine immer größere Rolle.“ Ein Wunsch, den zu erfüllen für die Hersteller nicht gerade einfacher wird. Hysek-Unterweger: „Gerade in Zeiten des Klimawandels wird es schwierig werden, in jedem Jahr jede Frucht aus der jeweiligen Heimatregion zu beziehen. 2021 hat uns hier leider sehr eindrucksvoll aufgezeigt, was Ernteausfälle bedeuten.“ Auch beim Honig ist eine österreichische Eigenversorgung schlicht nicht machbar. Martin Darbo: „Heimischer Honig ist in den letzten Jahren ein knappes und damit teures Gut geworden.“ Umso besser werden entsprechende Angebote angenommen, so Darbo: „Wir bieten seit vielen Jahren eine erfolgreiche Produkt-Range an, wo wir an der Packung den heimischen Imker anführen.“ Stefan Schauer von Staud’s, wo man Regionales regelmäßig in Form limitierter Sorten anbietet, ist überzeugt, dass das Bewusstsein für das Thema Herkunft auch bei den Konsument:innen gestiegen ist: „Neu ist ein wachsendes Verständnis der Kund:innen für limitierte regionale und saisonale Verfügbarkeiten. Regionalität hat eben ihre natürlichen Grenzen.“ Neben dem Wunsch einer geografischen Nähe von Produktion und Rohstoffen gewinnt auch das Thema Natürlichkeit hier weiter an Bedeutung. „Bio ist ein weiterer starker Trend“, schildert Michaela Hysek-Unterweger von der Unterweger Früchteküche, die diesen Verbraucherwunsch mit einem umfangreichen Sortiment bedient. „Bio-Qualitäten sind für viele Konsument:innen ein wichtiges und vielversprechendes Entscheidungskriterium“, bestätigt Martin Darbo. Generell ist auch im Bereich süßer Brotaufstriche spürbar, dass die Zutaten immer öfter hinterfragt werden – nach dem Motto „Ich gönn mir etwas, dann aber auf möglichst wertvolle Art und Weise. Das sieht man auch bei Mondelez so. Unternehmenssprecherin Livia Kolmitz: „Der Fokus auf ausgewogenere Produkte und Zutaten verstärkt sich. Bereits bei der Entwicklung des neuen ‚Milka Brotaufstrichs‘ wurde deshalb darauf geachtet, die Zutaten mit Bedacht auszuwählen – so verwendet ‚Milka‘ zum Beispiel Sonnenblumenöl und verzichtet bewusst auf Palmöl.“ Aber auch hinsichtlich des Zuckergehalts werden die Produkte immer öfter hinterfragt. „Nun ist Zucker per definitionem Bestandteil von Marmelade“, so Michaela Hysek-Unterweger, Unterweger Früchteküche. Launches, die hier ganz bewusst auf Zurückhaltung setzen, werden aber derzeit überaus gut angenommen. „Wir haben einige gute Alternativen mit höheren Fruchtanteilen im Sortiment“, so Hysek-Unterweger. Auch Martin Darbo berichtet: „Besonders erfreulich ist die Entwicklung unserer im Jahr 2019 eingeführten Range der zuckerreduzierten Konfitüren, wo wir im YTD 2021 bereits einen Marktanteil von 3,0% und eine Verkaufsmenge von über 600.000 Gläser in einem Jahr erreicht haben.“ Staud’s-GF Stefan Schauer erzählt ebenfalls von einer erfreulichen Performance seiner zuckerreduzierten Fruchtaufstriche mit 80% Fruchtanteil und 1/3 weniger Zucker: „Mit dieser Linie konnten wir auch andere Verzehranlässe generieren und neue Verwender:innen gewinnen.“ Die Range wird deshalb dieser Tage um drei Varianten („Erdbeere“, „Kiwi“ sowie „Haskap Beere“, alle in fein passierter Form) erweitert.
Wichtig.
Einig ist man sich jedenfalls, dass all jene Produkte, die ein gutes Frühstück ausmachen, auch weiterhin stark nachgefragt werden. Livia Kolmitz, Mondelez: „Das Frühstück als eine der wichtigsten Mahlzeiten des Tages birgt riesiges Marktpotential. Insgesamt haben süße Brotaufstriche beim Frühstück einen hohen Stellenwert.“