Visch oder Vleisch?

© Die Ohne/ Marcher Fleischwerke

Die Nachfrage nach Alternativprodukten wächst auf kleinem, aber feinem Niveau und damit auch das Angebot. Unter anderem sind mittlerweile neben jenen für Fleisch auch welche für Fisch erhältlich.

Kategorie: Stories

In Österreich setzen mittlerweile alle Handelsketten auf alternative Produkte. Auch die Zielgruppe verbreitert sich, wie die aktuelle RollAMA feststellt. Einen Zusammenhang zeigen die RollAMA-Zahlen übrigens mit dem Alter und der Bildung der Konsument:innen. Je jünger respektive gebildeter diese sind, desto eher wie auch öfter greifen sie zu Imitaten.

Pionier.
„Unser Sortiment hat sich sowohl im In- als auch im Ausland sehr erfreulich entwickelt“, bestätigen die Marcher Fleischwerke den Aufwärtstrend. Mit „die Ohne“ hat die Gruppe den Pionier der fleischfreien Marken am heimischen Markt im Sortiment. Vor zwei Jahren wurden die Aufschnitt-Produkte hinsichtlich der Zutaten überarbeitet. Im Zuge dessen wurde die Herstellung von zertifiziert bezogenem Palmöl auf Sonnenblumenöl umgestellt. Ganz neu am Markt ist ein veganes Schnitzel – vorrangig für die Gastronomie – von der Marcher-Marke „Blasko Convenience“ (Produktvorstellung S. 86). In Kürze gesellen sich vegane Cabanossi, Bacon und Schinken dazu, die jedoch unter einer Handelsmarke gelauncht werden. „Unsere Produkte zeichnet der Geschmack aus – es wird uns immer wieder in Vergleichsverkostungen bestätigt, dass wir einfach sehr nahe am ‚Ursprungsprodukt‘ sind. Vor allem unsere Nuggets sind kaum von Chicken Nuggets, die wir ja auch produzieren, zu unterscheiden“, heißt es aus dem Hause Marcher. Die verwendeten Rohstoffe sind je nach Produkt sehr unterschiedlich. Bewusst will man sich nicht auf einen bestimmten festlegen, verwendet zumeist aber Erbsen oder Weizen. Ausgewählt wird immer jene Zutat, die das bessere Ergebnis im Geschmack liefert. Beworben werden die Produkte primär über soziale Medien, wo man mit Humor, vielen Informationen und auch Rezepten punktet.
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Schweizer Berge.
Auf Witz und Augenzwinkern in der Kommunikation setzt auch das Schweizer Start-Up „The Green Mountain“ (Hilcona). „Dabei sprechen die ‚The Green Mountain‘ -Jungs und -Girls mit den Kund:innen wie mit guten Freund:innen“, schildert GF Werner Ott. Darüber hinaus stehen Schweizer Werte wie Qualität, Authentizität und Nähe zum Menschen im Mittelpunkt. Hergestellt werden die veganen Alternativen aus Weizen, Soja und Erbsen ohne Geschmacks- oder Konservierungsstoffe. Neu am Markt ist ein pflanzenbasiertes Hähnchen nach Art einer marinierten Hühnerburst. Doch auch Würstel sind von der Marke erhältlich. „‚The Green Mountain‘ möchte die Marktchancen offensiv wahrnehmen und das bestehende große Potential der Flexitarier:innen abschöpfen. Klar ist aber auch, dass sich das Team nicht an Preisschlachten beteiligen wird“, fasst Ott zusammen: „Die entscheidende Frage für die Marke ‚The green Mountain‘ ist nicht, was sie kostet, sondern was sie wert ist. Wert- statt Preisfrage ist das einzige Mittel gegen die grassierende Seuche der Schnäppchenjagd. Die Qualität bleibt bestehen, wenn der Preis schon lange vergessen ist.“
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Schweizer Pflanzen.
Ebenso vegan und ebenso aus der Schweiz ist die Marke „planted“. Um den Konsument:innen die Produkte aus Erbsenproteinen im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft zu machen, kooperiert das Unternehmen mit Spitzenköch:innen. „In Restaurants können Gäste professionell zubereitete pflanzliche Produkte probieren. Zeitgleich gibt uns das die Möglichkeit, den Geschmack der Verbraucher:innen besser einschätzen zu können und gegebenenfalls unsere Produkte zu optimieren“, beschreibt Pascal Bieri, Mitgründer und Mitglied der Geschäftsleitung von Planted, die Strategie. Und diese geht offenbar auf ganzer Linie auf: „Dass die Nachfrage an Fleischalternativen am österreichischen Markt kontinuierlich steigt, spiegelt sich auch in unserer Produktion wider. Das Werk in Kemptthal in der Schweiz gewinnt stetig an Bedeutung: So konnten wir in der letzten Zeit sehr stark in den Kapazitätsausbau investieren, wodurch sich das Produktionsvolumen verdoppelt hat. Der Standort wird damit zur größten, schweizerischen sowie modernsten europäischen Produktionsstätte für pflanzenbasiertes Fleisch“, freut sich Bieri.
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Markenbotschafter.
„Beyond Meat“ entwickelt weltweit Alternativen für Geflügel, Rind- und Schweinefleisch. In Europa sind aktuell vier Produkte am Markt, „Beyond Burger“, „Beyond Meatballs“, „Beyond Sausages“ und mit „Beyond Mince“ ein pflanzliches Faschiertes. Zur Produktentwicklung steht allerdings ein stattliches Team zur Verfügung. „Derzeit tüfteln fast 200 Wissenschaftler:innen, Köch:innen und Ingenieur:innen daran, unsere bestehenden und neuen Produkte noch köstlicher und umweltfreundlicher zu machen und vor allem: noch weniger unterscheidbar von tierischem Fleisch. Jedes Produkt, das Sie in der Fleischtheke finden, ist auch ein potenzielles Innovations-Ziel“, erläutert Verena Wiederkehr (Beyond Meat, European Plant-Based Evolution Lead). Seit Februar gibt es Europas ersten „Beyond Meat“-Markenbotschafter, und zwar FC Bayern München-Spieler Serge Gnabry. Um ihn wird sich auch die erste europäische Markenkampagne drehen.
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Erbsenzähler.
Die vegane Marke „vegini“ zählt bei der Herstellung ihrer Produkte ebenso auf Erbsen. Doch soll zukünftig auch Kichererbsen- und Reisprotein zum Einsatz kommen. „Wir haben unser Sortiment stets erweitert und freuen uns, nun auch schon Fischalternativen und Würstchen anbieten zu können“, so CEO Andreas Gebhart: „Wir werden im Frühling eine Bratwurst mit Alginat-Darm launchen. Die ist knackig im Biss und der perfekte Begleiter zu Sauerkraut, als Bratwurst im Semmerl oder einfach zu Baguette und Grillgemüse. Ein Highlight wird der Launch unserer Scampi sein, die dem Original in nichts nachstehen“, kündigt Gebhart an.
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Grün
Eine vegane Alternative zu Fisch bietet auch „Green Legend“, eine Marke der deutschen PHW-Gruppe. Neben den „Green Legend FleischSteaks“ in zwei Sorten sind „Lachs Filets Lemon & Herbs“ und „FischFilets“ in einer „Garlic & Olive“-Marinade neu am Markt. Hauptzutaten sämtlicher Artikel sind traditionelle Ackerfrüchte wie Erbsen, Ackerbohnen, Mais und Weizen. „Es ist uns wichtig, auf kritisch diskutierte Zutaten wie zum Beispiel Palmfett oder Geschmacksverstärker, aber auch auf das Allergen Soja zu verzichten“, beschreibt Ingo Stryck, GF Marketing der PHW-Gruppe. Werblich setzt man aktuell auf TV-Spots sowie eine reichweitenstarke Kampagne auf Social Media (Instagram, Facebook). „Zusammen mit unseren weiteren Social-Media-Aktivitäten und dem Sponsoring bei Werder Bremen erreichen wir mit ‚Green Legend‘ im ersten Halbjahr über 150 Millionen Bruttokontakte“, freut sich Stryck.
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Erfolgsgeschichte.
„BettaF!sh“ hingegen hat sich rein auf Fischimitate spezialisiert und legte in den letzten Monaten mit ihrer „Tu-nah“-Range eine beeindruckende Erfolgsgeschichte hin. „Wir haben BettaF!sh erst im Herbst 2021 in Deutschland gelauncht und nur fünf Monate später haben wir bereits vier Länder von unseren Produkten überzeugt“, freuen sich die Gründer:innen Deniz Ficicioglu und Jacob von Manteuffel. Darunter auch Österreich, wo es neben einer „Tu-Nah“-Pizza im TK-Bereich nun auch zwei Varianten Sandwiches („classic“, „sweet chili“) gibt. Als nächstes kommen „Tu-Nah Cremes“ in den Sorten Natur, Tomate-Chili, Kapern, Olive auf den Markt. Mit weiteren Neuheiten will man im Sommer an den Start gehen.
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