Das Reisjahr beginnt in der Lombardei im März, wenn die Temperaturen sowie die Pegelstände der Flüsse steigen. Beides ist für den traditionellen Nassanbau von Reis, der in der Po-Ebene rund um Pavia seit dem 15. Jahrhundert betrieben wird, eine Grundbedingung. Die Region ist perfekt geeignet: Im Frühjahr fließt das Schmelzwasser von den Bergen in die Flüsse und speist die angelegten Kanäle, die rund um die leicht abfallenden Felder angelegt sind. So können die Reisfelder geflutet werden und bieten u.a. Carnaroli- oder Arborio-Risottoreis jene Bedingungen, die er so liebt: Im Wasser gedeihen die Pflanzen – geschützt vor Temperaturschwankungen und nährstoffraubendem Unkraut – prächtig. Der Rohreis, der im September und Oktober eingebracht wird, wird gelagert, an traditionellen kleinen Reisbörsen der Gegend mehrmals im Jahr verhandelt und, wenn man sich einig ist, an einen Vermarkter bzw. an eine Reis-Mühle geliefert. Etwa an Riso Gallo, ein Familienunternehmen in 6. Generation, das mit einer Produktionsmenge von rund 120.000 Tonnen Italiens größte Reismarke ist. Ein Prozess, der über Jahrhunderte eingeübt ist und sowohl das Landschaftsbild als auch die Menschen prägt.
Veränderungen.
Doch die Nassanbaumethode stößt immer häufiger an ihre Grenzen, denn Wasser wird global und auch in Italien knapp. „Viele Bäuer:innen haben aufgrund der Trockenheit diesen Frühling überlegt, ob sie anstelle von Reis Soja anbauen“, schildert Nicoletta Gasperini Export Marketing & Sales bei Riso Gallo. Innovative Landwirt:innen reagieren auf die Wasserknappheit, indem sie die Methode langsam verändern. Stefano Cavigiolo, Agronom und für Nachhaltigkeitsprojekte bei Riso Gallo verantwortlich: „Die Aussaat erfolgt immer häufiger trocken und man flutet erst, wenn die Pflanze ein paar Zentimeter groß ist. Das hilft Wasser zu sparen und ist sicherlich ein fixer Trend für die Zukunft.“ Zudem werden neue Varietäten entwickelt und ausprobiert. Riso Gallo etwa betreibt eine eigene Farm mit Testfeldern, auf denen widerstandsfähige Kreuzungen erforscht und Saatgut entwickelt wird, das effektiver am Feld ist. Und nicht zuletzt auch mit einem Plus an Nachhaltigkeit punktet, denn umso seltener die Felder unter Wasser stehen, umso weniger Methangas entwickelt sich – ein Treibhausgas, dessen Emissionen ebenso wie CO2 dringend reduziert werden müssen.
Nicht mit der Gießkanne.
Einige Bäuer:innen, die das Unternehmen beliefern, nutzen auch hochmoderne Hilfsmittel für ihre tägliche Arbeit. Etwa „Precision Farming“ mit Satellitenbildern, die genau anzeigen, welche Bereiche zu nährstoffarm und welche nährstoffreich sind. Andrea Bandi, der auf seinen Feldern Reis und Pappeln kultiviert, zeigt uns die App auf seinem Mobiltelefon. Fast alle Bilder sind tiefgrün, ein gutes Zeichen, denn sind sie rot, müssen Nährstoffe her. Die Methode macht Sinn: Ressourcen werden punktgenau eingesetzt und Verschwendung vermieden. „Verändern sich die klimatischen Bedingungen, müssen sich die Pflanzen anpassen – und auch wir“, bringt es Andrea Bandi auf den Punkt.
Gebündelt.
Mit dem „Rice that sustains“-Projekt bündelt Riso Gallo seit vier Jahren diese und weitere Ansätze. Das Projekt umfasst heute 181 Landwirt:innen, die auf rund 24.000ha Fläche Reis anbauen und sich in Kooperation mit dem Unternehmen zu einer nachhaltigen Landwirtschaft verpflichten. Ziel ist es, so viele Bäuer:innen wie möglich an Bord zu holen und so den Anteil an nachhaltig zertifiziertem (FSA Standard vom SAI Platform) Reis unter der Marke „Riso Gallo“ weiter auszubauen. Aktuell ist man bei etwas über 10%. Ein ansehnlicher Erfolg, denn die Zertifizierungsprozesse sind aufwendig. Gasperini ist daher zu Recht stolz: „Wir sind die erste internationale Marke in der Branche, die Risotto-Reis aus nachhaltiger Landwirtschaft produziert und auf den Markt bringt.“


