Das Wichtigste gleich vorweg: Den Kühen auf den heimischen Bauernhöfen geht es im internationalen Vergleich blendend. Einerseits sind die vorgegebenen Rahmenbedingungen bei uns strenger als anderswo. Veronika Breyer, Marketingleiterin der NÖM AG: „Mit einem der strengsten Tierschutzgesetze in Europa liegt Österreich ganz vorne.“ Zugleich ergeben sich aber auch aus der hierzulande typischerweise kleinstrukturierten Landwirtschaft zahlreiche Vorteile für die Tiere. Denn während in den Ställen anderswo Industriebetriebs-Stimmung herrscht, leben die Kühe auf den österreichischen Bauernhöfen quasi im Familienverbund. „Unsere Heumilch-Bauern halten durchschnittlich weniger als neun Kühe pro Hof“, schildert etwa Christian Kröll, Geschäftsführer der Erlebnissennerei Zillertal. „Daraus ergibt sich ein Betreuungsschlüssel von einer Person für drei Kühe.“ Das ist aber in Wahrheit nichts Neues. Zum Glück. Denn – und das ist den Herstellern wichtig zu betonen: Dass es den Tieren gut geht, war den Milchbauern und Molkereien seit jeher wichtig. Nicht nur aus tierischer Nächstenliebe, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen, wie Woerle-Inhaber Gerrit Woerle erläutert: „Wenn Kühe stressfrei, naturnahe und artgerecht gehalten werden, wirkt sich das wesentlich auf die Qualität der Milch aus.“
Verbessert? Aber geht es den Tieren durch die unterschiedlichen Initiativen auch wirklich besser oder wird nur der Status quo verstärkt kommuniziert? Sowohl als auch. „Tierwohl spielt in unserer Kommunikation tatsächlich eine größer werdende Rolle“, bestätigt Berglandmilch-GF Josef Braunshofer. „Seit 2018 verweisen wir auf den Packungen des Kernsortiments auf die NÖM Tierwohlgarantie“, berichtet NÖM-Marketingleiterin Veronika Breyer. Auch Woerle-Inhaber Gerrit Woerle ist überzeugt, dass das Thema Tierwohl verstärkt betont werden sollte: „Konsumenten wünschen sich mehr Transparenz darüber, wie Nutztiere gehalten werden. Als Hersteller möchte ich natürlich klar kommunizieren, dass wir für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur und den Tieren stehen.“ Und von der SalzburgMilch hört man: „Seit 2017 ist unsere Kommunikation genau darauf aufgebaut“, so GF Andreas Gasteiger. Zugleich hat sich aber auch in den Ställen und rundherum tatsächlich einiges verändert. „Es hat durch unsere Tiergesundheits-Initiative konkrete Verbesserungen bei allen Kühen unserer rund 2.500 Bauern gegeben. Die letzten wenigen Bauern, die noch die dauernde Anbindehaltung betrieben haben, haben 2017 auf Kombinationshaltung umgestellt mit mind. 120 Tagen Auslauf im Jahr. Viele haben auch mit relativ wenig Aufwand neue Ausläufe geschaffen oder auf 365 Tage Freilauf umgestellt“, berichtet Andreas Gasteiger, GF SalzburgMilch. Auch Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer hält fest: „Den Kühen geht es heute auf den Betrieben sicherlich viel besser als früher. Allein die Fortschritte im Bereich der Haltungssysteme, wie die stark zugenommene Verbreitung von Laufställen, oder der Fokus auf Auslauf und Weidehaltung, unterstreichen dies deutlich.“
Entscheidend? Und wie groß ist der Einfluss von Tierwohl-Faktoren auf die Kaufentscheidung? „Wir sind der Meinung, dass dieses Thema die Kaufentscheidung auf alle Fälle bestärkt“, so Christian Kröll, GF der Erlebnissennerei Zillertal. Auch bei der Berglandmilch ist man überzeugt, dass man mit Tierwohl-Argumenten bei den Verbrauchern punkten kann: „Das bestätigen zahlreiche Konsumenten-Befragungen“, so GF Josef Braunshofer. Und SalzburgMilch GF Andrea Gasteiger berichtet ebenfalls über entsprechende Erkenntnisse: „Aus unserer Marktforschung wissen wir, dass das Thema Tierwohl in den letzten Jahren immer mehr kaufentscheidend geworden ist. Über 85% geben an, dass sie mehr Wert auf Tierwohl legen als früher.“
Richtig. Bei einem Lebensmittel mit tierischer Herkunft stehen die Produktionsbedingungen heute mehr denn je im Fokus. Gut, dass die Molkereien hier ihre Bemühungen offensiv kommunizieren und auch für konkrete Upgrades auf den Bauernhöfen sorgen. Für den Markt kann das nur von Vorteil sein.





Außerdem übt die Beziehung zwischen Mensch und Tier oder die Tierbetreuung wesentlichen Einfluss auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistung unserer landwirtschaftlichen Nutztiere aus. Rinder zeigen uns, ob sie mit dem Stall zufrieden sind („Kuh-Signale“). Wer die natürlichen Verhaltensweisen seiner Tiere kennt und seine Herde regelmäßig beobachtet sowie auch den Gesundheitszustand überprüft, erhält wichtige Auskünfte über das Wohlbefinden der Tiere. So können Probleme frühzeitig erkannt und wichtige Lösungsstrategien zur Verbesserung des Tierwohles entwickelt werden. Jedes Haltungssystem ist nur so gut, wie es betrieben wird. Letztendlich muss uns aber bewusst sein, dass die Verantwortung für das Nutztier keine alleinige Aufgabe von Bäuerinnen und Bauern ist, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die jeden Einzelnen herausfordert.
