Belegt: nachhaltig

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Wenn wir in dieser Ausgabe Konzepte vor den Vorhang bitten, die beim Konsumenten mit besonderer Qualität punkten wollen, dann dürfen auch Heumilchprodukte nicht fehlen. Eine aktuelle Studie legt dar, inwieweit sie sich – konkret im Bereich Nachhaltigkeit – von Standardmilch abheben.

An der Universität für Bodenkultur in Wien gibt es ein Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit. Dort hat man sich zuletzt (im Auftrag der ARGE Heumilch) sehr intensiv mit dem Thema Heuwirtschaft beschäftigt und diese hinsichtlich der 17 SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen abgeklopft. Dabei konnten die positiven Effekte dieser ursprünglichen Art der Milchwirtschaft wissenschaftlich bewiesen werden. So betonte Werner Zollitsch von der Boku etwa, dass die Tatsache, dass mittels Bewirtschaftung durch die Heumilchbauern Grünlandflächen erhalten bleiben, klimapolitisch hochrelevant sei. „Aufgrund des hohen Humusgehalts speichern Wiesen und Weiden in oberen Bodenschichten pro Hektar etwa ein Drittel mehr Kohlenstoff als Ackerböden.“ In den tieferen Bodenschichten speichert das Grünland ähnlich viel Kohlenstoff wie Waldboden (196 bzw. 191 t C/ha). Zollitsch hob aber noch eine weitere Funktion hervor: „Neben Kohlenstoff können humusreiche Böden sehr viel Wasser speichern und Trockenperioden länger überdauern. Die Heuwirtschaft mit ihrer auf Gras und Heu basierenden Fütterung erhält diese wichtigen Funktionen und schützt zudem vor Bodenerosion.“ Zudem sieht Zollitsch anhand der Studienergebnisse auch das zuweilen aufkommende Image der Kuh als Klimakiller als widerlegt an. „Es kommt auf die Systeme der Tierhaltung und Futterbereitstellung an. Eine standortangepasste Tierhaltung mit hohem Grünlandfutteranteil wie die Heuwirtschaft ist eine zukunftsfähige Form der Rinderhaltung“, so Zollitsch. Außerdem belegt die Studie einmal mehr, dass Weidehaltung und Alpung die Tiergesundheit unterstützen sowie dass durch die Heuwirtschaft kleinbäuerliche Strukturen erhalten werden. All dies ist übrigens auch in der Nachhaltigkeitsfibel der ARGE Heumilch nachzulesen, in der die Studien­ergebnisse zusammengefasst sind und die ab sofort kostenlos unter www.heumilch.com zu bestellen ist. Nachhaltigkeits-Aspekte stehen aber auch wieder im Mittelpunkt der aktuellen Herbstkampagne, denn, so ARGE Heumilch-GF Christiane Mösl: „Unsere Aufgabe als ARGE Heumilch ist, dass wir die Vorteile dem Endverbraucher erklären, damit er auch in Zukunft zu unseren Produkten greift.“

Vorteilhaft.

Jene Hersteller, die für ihre Produkte auf Heumilch setzen, waren naturgemäß schon immer überzeugt, dass die ursprüngliche Arbeitsweise, derer man sich in der Heuwirtschaft bedient, Sinn macht. „In puncto Qualität vereint die Heumilch zahlreiche Vorteile in sich: Das reicht vom Tierwohl über die Rohstoffqualität bis zum Thema Nachhaltigkeit“, meint etwa Woerle-Geschäftsführer Gerrit Woerle. „Bei unseren Heumilch-Bauern gibt es nur kleinstrukturierte Bergbauernhöfe mit durchschnittlich neun Kühen pro Hof“, berichtet Christian Kröll, Geschäftsführer der ErlebnisSennerei Zillertal ebenfalls von Qualitätsvorteilen, die sozusagen in der DNA der Heumilch liegen und meint weiter: „Auch Bio-Diversität bzw. Artenvielfalt ist ein Qualitäts-Argument, das für Heumilch spricht.“ Ein Thema, das auch ARGE Heumilch-Obmann Karl Neuhofer am Herzen liegt – er berichtete uns, dass auf den Wiesen seines Hofes in Salzburg 76 verschiedene Kräuter wachsen, während auf typischen holländischen Weiden lt. Neuhofer genau eine Sorte (das sog. Deutsche Weidegras) zu finden ist.

Inneres.

All das betrifft freilich vor allem den Background der Produkte, der immer öfter im Fokus der Kaufentscheidung steht. Nichtsdestotrotz stellt sich aber die Frage, ob Heumilch auch ganz konkrete, direkt am Produkt festzustellende Qualitätsvorteile mit sich bringt? „Ja!“, sind sich Käserebellen-GF Andreas Geisler und Woerle-GF Gerrit Woerle unisono sicher und beziehen sich dabei beide auf eine weitere Studie der Universität für Bodenkultur (Schreiner, Seiz, Ginzinger, 2011). „Heumilch hat rund doppelt so hohe Werte an Omega-3-Fettsäuren und konjugierten Linolsäuren wie Standardmilch“, so Woerle. Andreas Geisler erläutert, warum das relevant ist: „Omega-3-Fettsäuren zählen zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die unser Körper nicht selbst produzieren kann. Ungesättigte Fettsäuren unterstützen den menschlichen Körper dabei, gesund zu bleiben und tragen zum Erhalt lebensnotwendiger Funktionen bei. Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend, können Cholesterin- und Blutfettwerte sowie den Blutdruck senken und verbessern die Hirnfunktion. Sie müssen allerdings extern über die Nahrung zugeführt werden.“ Wird die Milch verkäst, fällt noch ein weiterer Qualitäts-Aspekt ins Gewicht. Andreas Geisler, Käserebellen: „Nur aus einem hochwertigen Rohstoff lässt sich Käse herstellen, der für eine längere Reifung geeignet ist.“ Und Gerrit Woerle fügt hinzu: „Durch den konsequenten Verzicht auf vergorene Futtermittel, also Silage, kann Heumilch-Käse gänzlich ohne Zusatz von Konservierungsmitteln und ohne intensive mechanische Behandlung hergestellt werden.“ 

Pflegewirkung.

Was die Heumilch auch abseits des Kühlregals besonders macht, ist die Tatsache, dass sie nicht nur im Supermarkt, sondern auch in einem weiteren Wirtschaftszweig eine höhere Qualitätsstufe eröffnet. „Die Heumilch-Wirtschaft schafft den Schulterschluss mit dem Tourismus“, so Andreas Geisler, Käserebellen, und erläutert: „Ohne die Landschaftspflege der Bauern in Österreich wäre der Tourismus in vielen Bereichen nicht so weit, wie er heute ist.“

Moral.

Qualität hat freilich ihren Preis – und so ist selbstverständlich für Heumilch etwas mehr zu bezahlen als für Standardmilch. Für die Konsumenten scheint dies nachvollziehbar und gerechtfertigt zu sein, schließlich erfreuen sich Heumilchprodukte seit Jahren einer steigenden Beliebtheit. 2020 legte der Umsatz entsprechender Produkte laut ARGE Heumilch nochmal um 9% zu. Dass Preisverhandlungen zwischen Handel und Herstellern hier dennoch enorm schwierig sind und zuletzt um wenige Cent pro Liter Milch gestritten wurden, hat anlässlich der Präsentation der genannten Studie der ARGE Heumilch auch die anwesende Landwirtschaftsministerin zu einem Aufruf bewogen: „Es braucht mehr Fairness beim Preis, v.a. vom Handel.“ Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine Finanzierung der Milchwirtschaft alleine über Förderungen nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. „Ich halte einen echten Systemwechsel für erforderlich. Was die moralische Komponente betrifft, haben wir noch sehr viel Luft nach oben“, so Köstinger. Und ja, es ging hier immer noch um die Milchpreisverhandlungen mit dem Lebensmittelhandel.