Bevegte Sortimente

Bevegte Sortimente

© Zagor Inna/shutterstock

Rund 5% der Österreicher bezeichnen sich Studien zufolge als Veganer oder Vegetarier, 26% als Flexitarier. Diese Konsumenten wollen in einem Land, in dem Genuss so wichtig ist, auch etwas ge­boten bekommen, wenn sie zu Fleischalternativen greifen.

Flexitarier sind letztendlich auch die primäre Zielgruppe für Fleischersatzprodukte, wie die Hersteller unisono betonen. Allerdings greifen Mensche gerne zu bekannten Dingen und Produkten, auch wenn sie sich flexibel ernähren. Hier spielt die Namensgebung eine wichtige Rolle, die entsprechende Hilfestellung gibt, was Handhabung und Zubereitung betrifft. Hermann und Thomas Neuburger: „Wenn es darum geht, zu neuen Produkten zu greifen, entscheiden sich Konsumenten eher für bereits bekannte Formen, da man diese gedanklich leichter in seine Ernährungsgewohnheiten eingliedern kann. Man weiß, wie man die Produkte verarbeitet und kombiniert und die Hemmschwelle ist deutlich niedriger“, schildern die Hersteller der „Hermann Fleischlos“-Range.

Ausbau.

Seit Ende 2016 erhältlich ist die Marke, mittlerweile mit vier Produkten, österreichweit vertreten. Bei Merkur ist man im Segment der Fleischalternativen sogar Marktführer, heißt es bei Neuburger. Wert wird auf eine kurze Zutatenliste gelegt: Als Basis dienen Pilze (Kräuterseitlinge), dazu kommen Reis, Pflanzenöl, Gewürze und Hühnereiweis – in Bio-Qualität, wie Neuburger betont. Zur Herstellung dient ein einfaches Verfahren, ähnlich einer Haushaltsküche. Viele Arbeitsschritte werden in Handarbeit durchgeführt. Für den Kräuterseitling entschied man sich wegen seiner faserigen Struktur und des neutralen Geschmacks. Dazu kommt der gesundheitliche Benefit dieses Vital- und Heilpilzes aus der Familie der Austernpilze. „Besonders stolz sind wir darauf, dass wir für das Verfahren zur Verarbeitung der Kräuterseitlinge ein Patent bekommen haben. Wir können nun also offiziell sagen, dass niemand Pilze in dieser Form zu Produkten verarbeitet, wie wir es tun“, so Hermann und Thomas Neuburger unisono.

Green Jack.

Seit letztem Jahr ist „Lotao Green Jackfruit“ in drei Sorten („natur“, „curry“, „teriyaki“) am Markt. Hauptbestandteil dieser Convenience-Produkte ist die tropische Jackfrucht (engl. Jackfruit), wegen ihrer Konsistenz auch gerne „Gemüsefleisch“ genannt. Die Baumfrucht ist im noch nicht ausgereiften Zustand grün, ähnelt im Geschmack Hühnerfleisch und kann zu pikanten Gerichten verarbeitet werden. Später wird sie gelb und damit auch fruchtiger. Dementsprechend einfach ist auch die Fertigung bei Lotao. „Junge Jackfruitwürfel werden sterilisiert, sonst aber nicht weiterverarbeitet. Ein sehr reines, simples Produkt“, sagt Lotao-Kommunikationsleiter Jens Pöhnisch.Bezogen wird die Jackfrucht von indischen Kooperativen, die keine Monokultur betreiben. Früher sind ca. 80% des Jackfruit-Ertrages verdorben, nun kann der Bauer sämtliche Früchte jung ernten, was für ihn ein Zusatzeinkommen bedeutet. „Die Nachfrage ist enorm und der Abverkauf im Handel wächst stetig. Persönlich glaube ich, dass sich die junge Jackfruit aufgrund ihrer vielen Vorteile – Nachhaltigkeit, Einfachheit, fleischähnliche Textur – als Alternative zu Fleisch weiter etablieren wird und sie sich zu Soja und Tofu als ‚must have‘ im veganen Regal festigt“, ist Pöhnisch überzeugt.

Kugelrund.

Auf die Erbse gekommen ist hingegen die Marke „vegini“ (Veggiemeat). Zur Produkterzeugung werden Erbsenfaser und -protein erst einmal voneinander getrennt und später wieder zu einem Produkt mit fleischähnlicher Konsistenz vereint. „Wir sehen ‚vegini‘ nicht direkt als Fleischersatzprodukt, sondern als natürliches Lebensmittel und alternative Proteinquelle neben Fleisch“, betont Gebhart: „‚vegini‘ soll nicht nur Vegetarier und Veganer ansprechen, sondern alle, die Wert darauflegen, sich gesund und nachhaltig zu ernähren.“ Für CEO Johann Tanzer ist die Erbse die geeignete Proteinquelle der Zukunft: „Sie ist heimisch und darum optimal angepasst an das wechselhafte Klima in Europa. Im Vergleich zu tierischem Protein verbraucht sie signifikant weniger Wasser und Ackerland.“ Zu den bisherigen Listungen wie „vegini Burger“ oder „Pulled Chunk“ gesellen sich Ende März „Nuggets“, „Streifen Süß-Sauer“, „Schnitzerl“ und „Gemüselaibchen“.

Flossen hoch.

Neben Fleischersatzprodukten bietet die Berliner Lebensmittelmarke „veganz“ vegane Produkte in den unterschiedlichsten Warenkategorien – von Protein Shakes bis Schokolade. Aktuell vorbereitet wird ein Launch im Bereich Fischalternativen, und zwar in Form von Fischstäbchen und -filets.
Im gekühlten Frische-Bereich setzt man derzeit in Österreich sowohl auf Convenience-Produkte wie etwa „Schnitzel“ oder „Crispy Nuggets“ als auch auf Aufschnitte, gefertigt aus Soja und Weizengluten. Die Qualitätssicherung der Produkte erfolgt freilich zum einen bei der Herstellung, aber auch direkt bei den Sojabauern. So will das Unternehmen sicherstellen, dass der Rohstoff fair produziert wird.

„Wenn es darum geht, zu neuen Produkten zu greifen, entscheiden sich Konsumenten eher für bereits bekannte Formen, da man diese gedanklich leichter in seine Ernährungsgewohnheiten eingliedern kann.“ Thomas und Hermann Neuburger

In der Mühle.

Rügenwalder erweitert in Österreich über seinen Vertriebspartner Hotwagner die „Vegetarische Mühlen“-Range um vegane „Crispy Burger“ in knuspriger Panier – statt Fleisch werden Weizen und Soja verwendet. Als Speckersatz dient übrigens Rapsöl. Weitere produktseitige Verstärkungen aus der vegetarischen Linie der Rügenwalder-Mühle gibt es mit Ende März: „Nuggets“ und „Schnitzel“ sind dann nicht mehr nur vegetarisch, sondern vegan. Neu ist auch ein vegetarischer „Schinkenspicker-Salat“. Hierzulande unter einem „österreichischeren“ Namen erhältlich, nämlich als „vegetarischer Wurstsalat“. 

Pionier.

Der heimische Vorreiter in Sachen fleischfreie Produkterzeugung, Landhof mit seiner Marke „die Ohne“, setzt auf Salami. Denn im Mittelpunkt der fleischlosen Spezialitäten des oberösterreichischen Herstellers stehen aktuell die Aufschnitt-Sorten. Seit August letzten Jahres ist etwa die „Salami ohne Fleisch“ erhältlich. Was den Verzehrgenuss betrifft, eignet sie sich nicht nur als Wurstersatz zur Jause; auch warm, etwa als Pizzabelag, wird sie gerne gegessen. Hergestellt wird die „Salami ohne Fleisch“ übrigens auf Basis von Milch- und Pflanzeneiweiß, anschließend wird sie mit traditionellen Gewürzen verfeinert. Ein Sichtfenster in der Verpackung gibt den Blick auf das Produkt frei und macht Appetit. Für Landhof ist „die Ohne“ zudem auch ein willkommener Exportartikel, und man zeigt sich zufrieden mit dem Potential der Marke im In- und Ausland.

Make it veggie.

Bei „Valess“ (Friesland Campina) ist das neueste Produkt der „Valess Burger“. In der violetten Verpackung mit hohem Wiedererkennungswert sind zwei vegetarische Laibchen enthalten, die aus Milcheiweiß bestehen. In Sachen Geschmack und Konsistenz kommt „Valess“ sehr nahe an Fleisch heran. Dass die Produkte funktionieren, zeigt auch die mittlerweile seit drei Jahren währende Zusammenarbeit mit McDonalds. Denn wenn die Kunden den Wunsch äußern: „Make it veggie“ – dann kommt „Valess“ zum Zug.

Flexibel.

Neue Akzente setzen will auch „Garden Gourmet“ (Nestlé) mit den „Veganen Filet-Stückchen Hähnchen Art“. Denn diese sind weniger ein Gericht, sondern vielmehr eine Zutat. Die auf Sojaeiweiß-Basis hergestellten Produkte können zuhause individuell auf verschiedenste Art zubereitet werden. 2017 wurde der Großteil des Sortiments nach dem Clean-Label-Prinzip überarbeitet. Damit beinhalten die Rezepturen nur Zutaten, die die Verbraucher kennen. Den Konsumenten wird dieser Mehrwert geschickt mittels Auslobung auf der Packung kommuniziert. Im selben Zeitraum konnte der Nestlé-Sprössling seinen Marktanteil nach eigenen Angaben weiter ausbauen, die Wiederkaufsrate liegt bei 62% (GfK Haushaltspanel Österreich 2017). Kein Wunder also, dass man im Herbst dieses Jahres noch eines draufsetzen will und eine Neueinführung geplant hat.
Um neue Konsumenten zum Zugreifen einzuladen, setzt Nestlé bei „Garden Gorumet“ auf Sichtbarkeit am PoS mittels attraktivem Packaging. Unterstützt wird die Marke zudem durch eine moderne Werbelinie, die klassische und digitale Aktivierung sowie Below-the-Line-Maßnahmen umfasst.