Call to Action

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Das Flugblatt ist und bleibt eines der wichtigsten Werbemittel des heimischen Handels – im Zuge der Digitalisierung steigt aber natürlich die Bedeutung von Online-Portalen, die die gedruckten Prospekte via Desktop und Smartphone an Frau und Mann bringen.

Wir befinden uns jetzt, 2019, an einem Punkt, an dem man bereits etwas deutlicher sieht, welche Angebote der digitalen Welt tatsächlich angenommen und in die Tagesroutinen der Menschen eingegliedert werden und welche nicht. An diesem Punkt sieht man auch, dass zwischen alt und neu, analog und digital wesentlich seltener eine eindeutige Entscheidung getroffen wird, als oft angenommen. Und dass das eine das andere nicht immer bedroht, sondern oft ergänzt, erweitert, bereichert. Der stationäre Lebensmitteleinzelhandel – in Österreich aufgrund der unglaublichen Dichte an Shops besonders stark – verliert seine Kundschaft nicht von heute auf morgen an Online-Anbieter, er gewinnt viel mehr eine zusätzliche Möglichkeit seine Kunden zu erreichen. Und auch die Flugblätter des Handels, in guter alter Manier gedruckt und per Post verschickt, haben offenbar noch lange nicht ausgedient. Allerdings finden sie schon lange nicht mehr ausschließlich auf dem Postweg zur Kundschaft, sondern erreichen diese zusätzlich digitalisiert, gesammelt und userfreundlich aufbereitet, via Online-Portalen bzw. Apps. Manche Verbraucher nutzen beide Welten, manche nur eine und andere weder noch.

Entwickelt.

Wie sich das Informationsverhalten bezüglich Aktionen und Angeboten in den letzten Jahren verändert hat, versucht die österreichische Flugblattstudie (Mindtake im Auftrag von Wogibtswas.at) jährlich zu erheben. Folgt man dieser, so gaben im Jahr 2016 noch 86% der Befragten an, ihre Informationen bezüglich aktueller Schnäppchen über Postwurfsendungen im Briefkasten zu beziehen, 2019 waren es nur noch 66,4%. Im gleichen Zeitrahmen, so das Ergebnis der Studie, nahm die Nutzung von digitalen Aktions-Plattformen von 31,5% auf 45% zu. Wenig überraschend dabei ist, dass die jüngere Zielgruppe online-affiner agiert als die etwas älteren Semester. Die Annahme, die Zukunft sei das digitale Prospekt, bzw. Portale, die diese gesammelt an die Verbraucher bringen, ist naheliegend – allerdings nicht ganz zu Ende gedacht. Gedrucktes im Postkasten ist, spitz formuliert, wie eine Push-Notification am Smartphone – ohne dass man diese jemals angefordert hat. Es kommt einfach. Um Prospekte nicht zu bekommen, muss man aktiv werden, einen Sticker besorgen und ihn auf den Postkasten kleben. Oder man schmeißt sie ungelesen in den Papiermüll. Kurz gesagt: Print erreicht immer noch auch diejenigen, die gar nicht auf der Suche sind, Online-Angebote hingegen sind die Spezialisten in Sachen „Suche“ – hier findet man jene Produkte und Informationen, die einem dermaßen am Herzen liegen, dass man aktiv auf die Suche geht.

Die Aktionsfinder-App
Die Marktguru-App
Die Wogibtswas-App

Multi ist kulti.

Robert Coric, Leiter Digital Advertising Services Österreichische Post AG

Wie in vielen anderen Bereichen, scheint also auch in Sachen Handelsmarketing eine Multichannel-Strategie angesagt zu sein. Das ist keine neue Information, aber etwas, das es lohnt wiederholt gesagt zu werden. So sieht man es auch beim Aktionsfinder, der Plattform für digitale Flugblätter und Aktionen der österreichischen Post. Robert Coric, Leitung Digital Advertising Services, Österreichische Post AG: „Das digitale Flugblatt ist ein Reichweitenturbo und als optimale Ergänzung zum analogen Flugblatt zu sehen. Kunden können sich die Flugblattinhalte, die sie in ihrem Postkasten finden, auch in der Aktionsfinder-App oder auch auf der Webseite ansehen.“ Das Portal ermöglicht die gezielte Auswahl von bestimmten Prospekten, die direkte Suche nach Produkten, die in Aktion sind und bietet zusätzlich weitere Features wie Cashback-Angebote. Noch einen klassisch digitalen, Vorteil sieht Coric in der Verlinkung mit den Händlern gegeben: „Online-Leser können bei vielen Händlern zudem direkt in den Online-Shop weitergeleitet werden. Diese direkte Verbindung stellt einen großen Vorteil für den Konsumenten dar.“ 

Postwendend.

Im kommenden Jahr investiert man daher auch wieder in die Weiterentwicklung des Aktionsfinders. Coric: „Es wird 2020 eine neue, komplett überarbeitete Version der App inklusive neuer Produkte und Features gelauncht werden. Generell geht der Trend in Richtung maßgeschneiderte Services, hier beobachten wir ein stetiges Wachstum.“ Und auch die Reichweite soll einmal mehr ausgebaut werden. Aktuell haben die Aktionsfinder-App rund 750.000 User auf ihr Smartphone geladen, pro Monat zählt man rund 250.000 Unique User auf der Website. Coric: „Die Nutzerzahlen sind steigend, was uns sehr freut. Des Weiteren gefällt uns die Entwicklung der mobilen Nutzung und wir können einen Anstieg der App-Installationen sehen, während die Deinstallationsrate sinkt. Das zeigt uns wiederum, dass die Nutzer mit unserer App sehr zufrieden sind.“

Weiterentwicklung.

Oliver Olschewski, GF Wogibtswas.at

Sehr zufrieden ist man auch bei Wogibtswas.at, jenem Portal, das seit 2018 als Teil der Offerista-Gruppe agiert und über 1 Mio. Unique User sowie über 1 Mio. App-Downloads hat. Oliver Olschewski, GF: „Durch den Relaunch all unserer Technologien 2019 haben wir in allen unseren Zahlen ein konstantes Wachstum gesehen. Wir sind sehr zufrieden mit dieser Entwicklung und gehen davon aus, diese 2020 weiter auszubauen.“ Das gedruckte Flugblatt hält Olschewski aber zumindest für „angezählt“ und neue Lösungen daher für nötig. Olschewski: „Die Nutzung wird sich in den kommenden Jahren immer stärker verändern. Wir arbeiten aktuell an einer Übersetzung des Print-Flugblattes ins Online-Medium. Das PDF ist zwar eine sehr effektive Lösung, um Flugblätter im Internet anzuzeigen, wir glauben aber in Zukunft eine ergänzende und weiterentwickelte Form anbieten zu können.“ Weiterentwickelt hat sich zudem das Wogibtswas.at-Produktportfolio, das den Kunden eine 360°-Lösung für ihren Online-Auftritt bieten möchte. Push-Notifications zählen hier dazu und entwickeln sich zu Bestsellern, mit „Engage“ bietet man den Werbekunden programmatische Unterstützung an und mit „Retail Listing“ sorgt man durch die Einbindung von Flugblättern und Angeboten in Google Maps & Search für Abverkaufs-Steigerungen.

Berührungspunkte.

Thomas Kern, GF Marktguru.at

Das gedruckte Flugblatt als Basis ist auch für den Marktguru (ProSiebenSAT1Puls4-Gruppe) unbestritten. Thomas Kern, Gründer: „Ich bin davon überzeugt, dass das Werbemittel Prospekt uns in Österreich noch sehr lange erhalten bleiben wird. Unsere Aufgabe als Marktguru ist es, neue Technologien zu nutzen, um das Prospekt auf anderen Kanälen wie Smartphones und TV noch mehr interessierten Konsumenten verfügbar zu machen.“ Das Flugblatt im TV? Richtig gelesen! Die Kunden von Marktguru haben seit letztem Jahr die Möglichkeit, ihre Aktionen oder Prospekte im Marktguru-CaféPuls-Tipp im Frühstücksfernsehen zu platzieren, aber auch andere Werbeformen können in Kooperation mit dem Marktguru auf den Sendern der Gruppe gebucht werden. Mit der Entwicklung der User-Zahlen und Reichweiten ist man auch hier zufrieden. Kern: „Wir haben unsere Ziele in Bezug auf Reichweite mehr als erfüllt. Dementsprechend groß ist unser Ansporn, dies 2020 zu wiederholen. Unsere zwei Säulen, digitale Prospekte und Cashback, sind nach wie vor der Hauptgrund, warum User unsere Plattform lieben, dies zeigt sich v.a. in den Bewertungen in den App-Stores. Hier sind wir nach wie vor die beliebteste App dieser Art in Österreich.“ 

Alles bleibt neu.

Solange es Schnäppchen gibt, wird es auch Schnäppchenjäger geben. Und damit auf der einen Seite ein Interesse am Aussenden und auf der anderen Seite ein Interesse am Empfang der Botschaft. Digitale Formen gewinnen an Relevanz, das belegen die Zahlen – die Basis ist aber nach wie vor wohl die gedruckte Information des Handels.