Das Richtige tun

Gerhard Woerle stand immer für Handschlagqualität, das soll sich nicht ändern.

Nach 60 Jahren Firmenzugehörigkeit hat Gerhard Woerle kürzlich die Unternehmensführung in die Hände seines Sohnes Gerrit Woerle gelegt. Wir haben nachgefragt, was nach dem Generationswechsel bleibt, wie es ist und was sich ändern soll.

Eines ist sehr schnell klar: Da kommt kein Frischling ans Werk. Gerrit Woerle ist schließlich bereits seit vielen Jahren im Unternehmen tätig, und zwar in verschiedensten Bereichen von der Produktion übers Labor bis hin zum Controlling und Verkauf. Wissen und Erfahrung sammelte er auch während seines Betriebswirtschaftsstudiums samt Auslandsaufenthalten in Paris und Chile. Dass er sich auf seine neue Rolle seit Längerem vorbereitet hat, wird auch angesichts des Themas seiner Masterthesis im Rahmen des berufsbegleitenden Studiums „Strategisches Management“ klar. Denn hier beschäftigte er sich mit der „Unternehmensnachfolge im Familienbetrieb“, die nun auch in der Praxis spruchreif wurde. Vater Gerhard Woerle, dessen Urgroßvater Johann Baptist Woerle die Käserei vor gut 130 Jahren gegründet hat, ist nun 76 und gilt in der Branche als Profi mit Handschlagqualität. Milchbauern und -bäuerinnen berichteten uns, dass er ihnen stets auf Augenhöhe begegnete und sämtliche Namen auch dann parat hatte, wenn man sich ein Weilchen nicht gesehen hat. Unter Gerhard Woerles Führung wuchs das Unternehmen von einer Dorfkäserei zu einer der größten Privatkäsereien des Landes.

Mehr als der Bua.

Gerrit Woerle hat kürzlich die Geschäfts­führung der Privatkäserei Woerle von seinem Vater übernommen.

Hier wurden also große Fußstapfen hinterlassen, doch man hat nicht den Eindruck, dass es Gerrit Woerle schwer fallen könnte, diese auszufüllen. „Ich wollte immer, dass die MitarbeiterInnen sehen, dass ich nicht nur der ‚Bua vom Chef‘ bin, sondern das Ganze sehr ernst nehme.“ Zweifelsohne ist er sich seiner Verantwortung bewusst. Und es scheint nicht so als ob er das Ruder ruckartig in eine andere Richtung reißen würde: „Ich habe das Privileg, ein erfolgreiches Familienunternehmen in fünfter Generation übernehmen zu dürfen. Woerle verfolgt höchste Qualitätsansprüche und steht für wertschätzendes und nachhaltiges Wirtschaften mit Handschlagqualität. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, so Gerrit Woerle.


Nachhaltig. Ein echtes Anliegen ist Gerrit Woerle das Thema Nachhaltigkeit und dieses wird wohl insgesamt in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen. „Schließlich braucht es, um hervorragenden Käse herzustellen, die beste Milch, die von gesunden Kühen stammt, die bestes, reichhaltiges Futter bekommen. Als lebensmittelproduzierendes Familienunternehmen fühlen wir uns nachhaltigem Denken und Handeln verpflichtet.“ Seit einigen Jahren verwirklicht man unter dem Motto „Woerle wirkt weiter“ unterschiedliche Projekte, etwa zum Thema Artenvielfalt.


Fordernd. Die Staffelübergabe erfolgt freilich zu einem spannenden Zeitpunkt. „Das vergangene Jahr war auch für uns sehr fordernd, die Umsetzung der Maßnahmen für unsere Mitarbeiter definitiv eine zusätzliche Belastung“, bilanziert Gerrit Woerle nach den Corona-Monaten. Das Fazit fällt insgesamt dann aber doch recht positiv aus: „Durch die gute Zusammenarbeit auch mit unseren Landwirten und den Handelspartnern sind wir bis jetzt recht gut durch die Krise gekommen. Positiv für uns ist, dass durch die Pandemie das Bewusstsein der Menschen für regionale Lebensmittel gestiegen ist.“ Um das große Konsumenteninteresse auch künftig optimal bedienen zu können, hat man in den vergangenen Jahren intensiv daran gearbeitet, alle Lager- und Produktionsstätten am Unternehmensstammsitz in Henndorf am Wallersee zu bündeln. Dieses Projekt soll im Laufe des Jahres abgeschlossen werden und soll – etwa durch den Wegfall der Verbindungsfahrten zwischen Lagern und Stammwerk – ebenfalls einen wichtigen Beitrag zu noch mehr Nachhaltigkeit leisten, was wiederum auch ganz im Sinne von Gerrit Woerle sein dürfte: „Mein Handeln orientiert sich am Streben, das Richtige zu tun, anstatt nur die Dinge richtig zu tun.“