Fleischfreie Potentiale

© Veggie Meat GmbH

Vegetarismus und Veganismus haben sich innerhalb von rund einem Jahrzehnt kontinuierlich nach oben entwickelt. Entsprachen 2005 noch rund 3% der Bewohner unseres Landes diesem Ernährungstypus, waren es 2017 etwa 10%.

Damit hat sich die Anzahl gut verdreifacht, stellt eine repräsentative Studie des Online Marktforschers meinungsraum.at (März 2018) fest. In Sachen Konsumverhalten fördert diese zudem sehr interessante Ergebnisse zutage: Veganer zeigen beim Einkauf von nachhaltigen Produkten eine Aufzahlungsbereitschaft von beinahe 50%, bei Vegetariern beträgt diese knapp 30%. Flexitarier sind bereit, für die Konsumartikel, die ihren Vorstellungen entsprechen, rund 25% mehr zu zahlen. Gerade die ersten beiden Gruppen sind allgemein bei Kaufentscheidungen weniger Preis-/Leistungs-getrieben, und zwar einkommensunabhängig. Im Vordergrund steht primär Tierversuchsfreiheit (85%), genaue Produktkennzeichnung (60%) und nachhaltige Erzeugung (48%). Fast die Hälfte der Anhänger alternativer Ernährungsformen sind zudem bereit, einen sehr großen Aufwand zu betreiben, um die für sie passenden Produkte zu erstehen.

Schwammerl.

Erfreulicherweise muss für die nachfolgend genannten Marken und Produktneuheiten niemand weit gehen. Denn zumeist sind sie im konventionellen LEH zu finden. Wie etwa die Produkte der Neuburger-Marke  „Hermann“. Das bisherige Sortiment umfasst vier Artikel, bekommt aber demnächst Verstärkung in Form von „Schnitzel ohne Fleisch“, „Faschiertes ohne Fleisch“ und „Nuggets ohne Fleisch“. Der Kräuterseitling in Bio-Qualität dient als Grundlage der Rezeptur, Zusatzstoffe werden keine verwendet. 2018 wurden in acht Pilzzuchthallen 76t Kräuterseitlinge produziert und im „Hermann“-Sortiment verarbeitet. Im September werden die gerade in Bau befindlichen Produktions- und Pilzzuchthallen – 30 an der Zahl – fertiggestellt. Damit avanciert man laut Neuburger übrigens zum größten Pilzproduzent Österreichs. „Für das heurige Jahr haben wir uns vorgenommen, 120 Tonnen Pilze zu produzieren“, schildert GF Hermann Neuburger. Außerdem steht die Reduktion der Verpackung am Programm. Bereits seit 2018 besteht die Oberfolie zur Hälfte aus Papier, ab April werden die „Hermann“-Würstchen ohne Kunststoffhülle in die Schale gelegt. Gegen Ende 2019 wird auf eine gänzlich neue, innovative Verpackung aus 100% recyclingfähigem Kunststoff mit Überkarton gesetzt.

Typsache.

 „‚Garden Gourmet‘ ist stolz auf eine über 30-jährige Expertise im vegetarisch-veganen Segment. Schon von Beginn an stand die stetige Weiterentwicklung bestehender Produkte als auch die Neuentwicklung innovativer Produkte im Fokus von ‚Garden Gourmet‘“, heißt es von Isabella Kratzer (Brand Manager Food) über die Nestlé-Marke. Aktuell umfasst das Sortiment für den österreichischen Markt neun Artikel auf Sojaeiweiß-Basis, die sich in drei Segmente gliedern lassen. Der Großteil entfällt auf den klassischen Typus der täglichen Küche, wie zum Beispiel vegetarische Schnitzel oder vegane Burger. Die Reihe der Veggie-Zutaten versteht sich als Ergänzung für Speisen, etwa vegetarische Filet-Streifen oder Klößchen. Dann gibt es noch Gemüse-Kreationen wie die Gemüsebällchen.
Über die Umsatzentwicklung kann sich Nestlé nicht beklagen und spricht von einem zweistelligen Wachstum 2018. Damit entwickelt sich „Garden Gourmet“ stärker als der Markt und gewinnt Marktanteile (Nielsen: Soja/vw. Fleischersatz, LEH exkl. H/L, Umsatzentwicklung, FY 2018 vs. 2017). In den kommenden Monaten will „Garden Gourmet“ im klassischen Segment mit „einer ganz besonderen Produktinnovation für Aufmerksamkeit sorgen“, so Kratzer. Was dahinter steckt, wird aber noch nicht verraten.

Herzhaft.

Neuprodukte unmittelbar in der Pipeline hat „vegini“, die Marke auf Erbsenprotein-Basis von Veggiemeat. Ab Anfang April gibt es eine Produktrange mit neuen Geschmacksrichtungen, die speziell die gesundheitsbewussten Flexitarier ansprechen will. Darunter findet man z.B. „herzhafte Pulled Chunks bunter Pfeffer“, „saftiges Pfefferfilet“ oder „pikante Cevapcici“. Außerdem wurde die Verpackung optimiert – durch kleinere Tassen und ressourcenschonende Materialien mit 90% Recyclatanteil. Zudem wurde das Layout überarbeitet und modernisiert. Was weitere Neuprodukte angeht, wird offenbar bereits gearbeitet. Dazu Lukas Wischenbart (Marketing/Sales): „Wir freuen uns schon jetzt auf so einige große Neuigkeiten aus dem Hause ‚vegini‘ – und das wird nicht nur irgendein Burger sein!“ Insgesamt umfasst das LEH-Sortiment dieser Marke rund 25 Produkte, 2018 lag der Umsatz bei 2 Mio. €. Wichtiges Standbein ist der Export. Märkte wie Deutschland, UK, Niederlande, Skandinavien, USA oder Australien werden bereits beliefert. Ziel für 2019 ist eine Exportquote von ca. 75% zu erreichen.

Ohne mit Emojis.

„Die Ohne“, fleischfreie Marke von Landhof (Marcher Gruppe), umfasst momentan „Feine Extra“, „Gurkerl Extra“, „Pikante Extra“, „Chili Extra“, „Frankfurter“, „Bratwürstel“, „Salami“ und „Feine im Kranzl“. 2018 freute man sich über ein Wachstum im Absatz von rund 10%. Neben Österreich wird „die Ohne“ übrigens auch sehr gerne in Deutschland genossen. Wie schätzt man die Entwicklung für 2019 ein? „Wir sind sehr zuversichtlich, dass der Trend anhält. Denn wir bieten eine Alternative für Vegetarier und Flexitarier, die auf den Geschmack von Wurst nicht verzichten wollen, aber entweder kein Fleisch essen möchten oder nicht immer Fleisch essen möchten“, bringt man es bei Marcher auf den Punkt. Die Marke „die Ohne“ ist auch erfolgreich auf „Social Media“ unterwegs, hierfür wurde unlängst ein humorvoller und ungewöhnlicher Auftritt gewählt. Emojis, gestaltet aus „die Ohne“-Produkten, lachen von Facebook und Instagram und bringen die User zum Schmunzeln. Damit will Marcher auch dazu beitragen, etwas Ernst aus der gegenwärtigen Ernährungsdiskussion zu nehmen. 

Ausgebaut.

Um zwei vegetarische Snack-Produkte wurde das Rügenwalder-Sortiment – im Vertrieb von Hotwagner – erweitert, „Vegetarische Mühlen Salami Minis“ (Eiweiß- und Weizenbasis) sowie „Vegetarische Mühlen Würstchen Minis“ (Eiweiß-Basis). Beide Artikel sind im praktischen wiederverschließbaren 180g-Becher erhältlich. Auch die Reihe der veganen Aufschnittwürste wurde ausgebaut, und zwar um die „Veganen Schinken Spicker mit Grillgemüse“. Damit sind übrigens gegenwärtig hierzulande 24 Produkte der fleischfreien Sortimente der „Rügenwalder Mühle“ erhältlich, acht davon gibt es laufend im Programm.

Paradiesgarten.

1893 startete nördlich von Berlin „Eden“. Die Marke rühmt sich, die älteste vegetarische Linie der Welt zu sein. Eine Gemeinschaft an Vegetariern gründete die „Obstbau-Kolonie Eden“ und legte die Basis für die heutigen Unternehmungen. Seit 2015 gehört „Eden“ zu Heirler Cenovis und ist damit Teil der Hügli Gruppe. „Wir interpretieren die traditionellen Schätze von ‚Eden‘ neu und bringen sie mit dem frischen Markenlook und -sortiment ins Hier und Heute, um die Marke in die Zukunft zu führen“, schildert Marketing-Managerin Marina Schmid. Mitte letzten Jahres kam ein vegetarisches Trendsortiment auf den bundesdeutschen Markt, darunter sechs biologische Wurst- bzw. Würstelalternativen: „Brat´s an“ für vegetarische Grillmomente, „Mach´s heiß“ für den Veggie Burger, die knackige „Beiss rein“ für Hot Dogs, „Leg´s drauf“ und „Leg´s drauf Paprika“ für die Jausensemmel und die knackwurstähnliche Alternative „Schneid´s auf“. In der Rezeptur dient übrigens Bio-Hühnereieiweiß als Basis.

Früchtchen.

Die tropische Jackfrucht ist für ihre fleischähnliche Konsistenz bekannt und wurde von „Lotao green“ für allerlei Fleischalternativen entdeckt. Neu sind der bio „Jackfruit burger“ für den ungekühlten Bereich mit je zwei Stück veganen Burger-Pattys à 90g in einer Packung. Der Artikel ist pfannenfertig und damit bereits gewürzt und mit Kräutern verfeinert. Freilich kann der „Jackfruit burger“ auch zerkleinert in Wraps gegessen oder auf Bowls zur Garnierung gestreut werden.