Gut verpackt?

Die Verpackungen von Produkten für den täglichen Bedarf und v.a. deren Nachhaltigkeit werden derzeit so stark hinterfragt wie noch nie, wobei den Konsumenten hier zum Teil andere Aspekte wichtiger sind als den Herstellern oder dem Handel. Marketagent hat für uns im Rahmen einer Studie ergründet, wer auf welche Packaging-Eigenschaften Wert legt und hat sowohl Gemeinsamkeiten als auch große Unterschiede aufgedeckt.

Dass Konsumenten manches anders sehen als Hersteller oder Personen aus dem Lebensmittel- und Drogeriefachhandel, liegt auf der Hand. Gerade dieses spannende Dreigespann aus unterschiedlichen Ansichten hat es uns angetan. Bereits zweimal hat Marketagent für uns Themen auf diese Weise erarbeitet, und auch das Thema Packaging betrachten wir deshalb aus dieser bewährten „360° Helikopter-Sicht“. Offensichtlich ist, dass sich in der Wahrnehmung dieses Themas in den letzten Jahren viel getan hat – bei den Herstellern und im Handel (auch) gezwungenermaßen, schließlich gilt es hier etwa die Vorgaben des EU Kreislaufwirtschaftspakets zu erfüllen, die viele Unternehmen gerade vor große Herausforderungen stellen. Aber auch bei den Konsumenten ist grundsätzlich ein gesteigertes Bewusstsein für die Thematik spürbar. Doch wie sieht es im Detail aus? Beginnen wir mit einer Gemeinsamkeit: Die Nachhaltigkeit von Verpackungen für Lebensmittel und Drogerieartikel ist allen Beteiligten wichtig, wenngleich in unterschiedlicher Ausprägung: 88,8% der Befragten, die aus der Gruppe der Hersteller kommen, finden dieses Thema sehr oder eher wichtig. 82,4% sind es im Handel und 76,8% bei den Konsumenten. Dieser Eindruck bestätigt sich auch, wenn man näher ins Detail geht. Denn dröselt man die Eigenschaften von Verpackungen auf, so sind es Aspekte, die dem Bereich Nachhaltigkeit zuzuordnen sind, die insgesamt als am wichtigsten bewertet werden. Für die Konsumenten (57%) ist die Vermeidung von Plastik das wichtigste Kriterium, das eine Verpackung erfüllen sollte, gefolgt von Recyclebarkeit (49,6%) und generell Umweltfreundlichkeit (47,8%). In der FMCG-Branche (also Hersteller und Handel zusammengefasst) ist letzteres das wichtigste Kriterium (76,4%), dahinter folgen Recyclebarkeit (72,1%) sowie – und das ist ein spannender Unterschied – ein ansprechendes Design, das 71,6% der Branche offensichtlich sehr am Herzen liegt, während es von nur 6,5% der Konsumenten in unserer Umfrage als wichtig erachtet wurde.

Mehr?

Zur Tatsache, dass eine nachhaltige Verpackung unweigerlich oft auch etwas teurer ist, herrscht offensichtlich noch Kommunikationsbedarf in Richtung Konsumenten: 36% der Befragten wären nicht bereit, mehr zu bezahlen, „nur“ weil ein Produkt umweltschonend verpackt ist. 19,8% wären zu einem Aufpreis in Höhe von 1 bis 3% bereit, 16,2% würden 4 bis 5% mehr zahlen und 15,4% wäre es 6 bis 10% mehr wert. Spannend ist, wie das die andere Seite einschätzt: Unter den Herstellern glauben 30,9%, dass die Konsumenten keinen Aufpreis akzeptieren würden, während dies nur 21,6% aus dem Handel glauben. 12,4% (Hersteller) bzw. 11,8% (Handel) meinen, dass ein um 1 bis 3% höherer Preis akzeptiert würde und 20,8% der Hersteller bzw. 39,2% aus dem Handel denken, dass die Verbraucher durchaus auch 4 bis 5% mehr bezahlen würden.

Materiell.

Und was wird überhaupt als nachhaltig wahrgenommen? Unabhängig davon, wie der tatsächliche ökologische Fußabdruck einer Verpackung ist, hat Marketagent die Befragten auch um eine Einschätzung gebeten, welche Materialien sie persönlich für umweltfreundlich erachten. Die nachhaltigste Packaging-Lösung für Konsumenten ist dabei eindeutig Mehrweg-Glas – 79,8% halten es für sehr oder eher nachhaltig, gefolgt von nachwachsenden Rohstoffen wie Hanf, Algen oder Pilze (74,2%), Maisstärke (73,2%) und Papier/Karton (71,2%). In der FMCG-Branche setzt man eher auf Papier/Karton (77,7%), besagte alternative nachwachsende Rohstoffe (70,7%), Mehrweg-Glas (70,3%) oder Holz (69%). Dass eine fachliche Beurteilung der Nachhaltigkeit von Verpackungen ohne das nötige Expertenwissen aber selbst für Brancheninsider tatsächlich schwierig ist, wurde bei der Frage, wie der Anteil an nachhaltigen Verpackungen im eigenen Unternehmen eingeschätzt wird, deutlich: 35,4% der Hersteller und 52,9% der Mitarbeiter des Handels geben an, dass sie dies nicht beurteilen können. Dabei ist die Branche in diesem Bereich gerade überaus aktiv: 43,8% der Befragten aus dem Bereich Hersteller und 45,1% aus dem Handel berichten in der Umfrage, dass es in ihrem Unternehmen innerhalb des letzten halben Jahres bzgl. Verpackungen starke Veränderungen in Richtung mehr Nachhaltigkeit bzw. Kreislaufwirtschaft gab.

Hürden.

Auch wenn sich alle Beteiligten mehr Nachhaltigkeit im Packaging-Bereich wünschen: Alles lässt sich freilich nicht so umsetzen, wie man es gerne täte. 72,5% (gleichermaßen im Handel wie bei den Herstellern) nennen hier den Preis als größte Hürde, gefolgt von der Verfügbarkeit der Materialien (Hersteller: 61,8%, Handel: 54,9%) und der Tatsache, dass für ein bestimmtes Material noch kein geschlossener Kreislauf vorhanden ist (Hersteller: 46,1%, Handel: 39,2%) – eine Tatsache, der man sich in den kommenden Monaten und Jahren definitiv noch intensiv widmen muss. Es ist davon auszugehen, dass die Bedeutung des Packagings für die Kaufentscheidung in Zukunft weiter zunehmen wird – umso stärker, je mehr das Thema forciert wird. 93% der Hersteller kündigen an, dass in ihrem Unternehmen in fünf Jahren etwas oder sogar viel mehr nachhaltige Verpackungen verwendet werden als heute. Derzeit geben 51,5% der Hersteller und 64,7% der Mitarbeiter des Handels an, dass nachhaltige Verpackungen in ihrer Kommunikation schon jetzt eine sehr oder eher große Rolle spielen. Und für den Konsumenten ist das Thema wie gesagt ebenfalls schon jetzt relevant: 45% gaben an, dass sie schon mal auf den Kauf von Lebensmitteln oder Drogerieartikeln verzichtet haben, weil sie ihrer Meinung nach nicht nachhaltig verpackt waren.