Helden-Verdienst

Fairtrade Österreich-GF Hartwig Kirner hofft auf bleibende Wertschätzung für Alltags-Helden.

In Zeiten, von denen es heißt, dass die Konsumenten immer genauer die Herkunft ihrer Lebensmittel hinterfragen, müsste es für das „Fairtrade“-Siegel eigentlich gut laufen. Wir haben bei Hartwig Kirner, GF Fairtrade Österreich, nachgefragt.

Der Umsatz an Fairtrade-zertifizierten Produkten in Österreich belief sich im letzten Jahr auf 351 Mio. €, was einem Zuwachs in Höhe von 5,4% im Vergleich zu 2018 entspricht. „Der Hauptwachstumstreiber sind dabei die Bananen“, berichtet Hartwig Kirner. Sie haben um 13,5% zugelegt, wobei die Geschäfte nicht nur bei bestehenden Handelskunden gewachsen sind, sondern auch zusätzliche Listungen erreicht wurden. Aber auch fair gehandelter Kaffee erfreute sich weiterhin steigender Beliebtheit, konkret haben die Absätze hier um 11% zugenommen. Ein Plus in Höhe von 6% war hingegen bei Kakaobohnen zu verzeichnen – ein Bereich, der in Sachen Fairtrade in den letzten Jahren ordentlich in Schwung gekommen ist. Wobei Kirner optimistisch ist, dass sich die positive Entwicklung hier weiter fortsetzen wird: „Ich verstehe nicht, warum das nicht schon jede Firma macht.“ Mehr oder minder stabil haben sich Fairtrade-Rohrzucker (+1%) sowie Fruchtsaftkonzentrat (-0,4%) entwickelt, bei Rosen gab es ein Minus in Höhe von -8% hinzunehmen, wobei das an der Reduktion der Zahl der Rosen pro Bund liegt. Soweit zu 2019.

Nicht schlecht.

Inwieweit wird die aktuelle Coronakrise auch auf Fairtrade Einfluss haben? Kirner ortet hier keine Einbrüche: „Fairtrade-Produkte sind auch während der Ausgangsbeschränkungen gut nachgefragt worden. Bereiche, in denen die Lieferketten unterbrochen waren, etwa die Blumen, stellen natürlich einen Sonderfall dar.“ Insgesamt rechnet er aber: „Wir werden kein schlechtes Jahr haben.“ Aber auch damit geht es uns wieder einmal besser als den Produzentenländern. Hier sieht Kirner die größte aktuelle Herausforderung in der Aufklärungsarbeit, um im globalen Süden Bewusstsein für die Corona-Problematik zu machen. Fairtrade versucht auch auf unbürokratische Weise zu helfen: Derzeit können Prämiengelder, deren Einsatz ja genau geregelt ist, auch für Corona-Schutzmaßnahmen verwendet werden. Gefragt, was man aus der Krise lernen kann, meint Kirner: „Die Wertschätzung für die Helden muss bleiben – egal ob es sich um Supermarktverkäufer, Krankenschwestern oder Bauern handelt. Alle haben ein anständiges Einkommen verdient.“