Innovation ist Markenjob

Nikolaus Huber führt seit einem knappen Jahr die Geschäfte von Unilever Österreich. Im Gespräch mit PRODUKT gibt er Einblicke in aktuelle Herausforderungen, zieht ein erstes Fazit und erläutert, warum die starken Marken von Unilever auch in Zukunft unverzichtbar sein werden.

PRODUKT: Herr Huber, Sie sind nun ein knappes Jahr als Geschäftsführer von Unilever Österreich im Einsatz – wie geht es Ihnen, wie geht’s Unilever?
Huber: Danke der Nachfrage! Es war ein sehr spannendes, intensives, aber ebenso erfolgreiches Jahr – nicht nur für mich, sondern vor allem für mein Team, das möchte ich an dieser Stelle ganz groß und mit Rufzeichen betonen! Wir haben in Österreich eine wirklich superstarke, eingespielte, sehr erfahrene Mannschaft - vom Marketing über das Key Account Management bis hin zu unseren Außendiensten und auf dieses Team bin ich sehr stolz. Zum Geschäft: Wir wachsen überproportional zu unseren Märkten und gewinnen in unseren Kategorien – Foods, Eiscreme, Home Care und Beauty & Personal Care – laufend an Bedeutung hinzu. Und wir haben einmal mehr unsere Rolle als Innovationsführer unter Beweis gestellt.

PRODUKT: Das bestimmende Innovationsthema ist heuer ganz klar Nachhaltigkeit bei Inhaltsstoffen und Packaging. Mit welchen Konzepten treibt Unilever dieses Thema voran?
Huber: Innovation wird sich künftig immer mehr in der Gestaltung der Primär-Verpackung zeigen. Bestes Beispiel sind aktuell die „Cif“-Refills. Aber auch bei sämtlichen etablierten Produkten ist die Verpackung ein immens wichtiges Thema. Wir als Unilever haben uns das Ziel gesetzt, bis 2025 den Anteil unseres Neuplastiks in unseren Verpackungen zu halbieren. Das gelingt etwa durch neue Verpackungstechnologien, zum anderen setzen wir ganz stark auf PCR, sprich auf eine Kreislaufwirtschaft. Bei „Dove“ sind wir inzwischen bei 95% PCR-Anteil und werden das künftig auch prominent ausloben. Andere Produkte wie „Love Beauty & Planet“ sind zu 100% in PCR-Plastik verpackt. Plastik hat seinen Platz, aber nicht im Restmüll oder als Gefährdung für unsere Umwelt, sondern wenn es im Rahmen einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft wiederverwertet wird.

PRODUKT: Wie groß ist aus Ihrer Sicht mittlerweile die Bereitschaft der Konsumenten, ihre Kaufentscheidung an Nachhaltigkeitskriterien auszurichten?
Huber: Das Thema Nachhaltigkeit und ressourcenbewusster Konsum ist eindeutig in der Mitte der Gesellschaft angekommen, gar keine Frage. Wir sehen das in unseren Marktforschungen, aber auch in unserem ganz persönlichen Umfeld. Doch was nachhaltig ist, ist für den Konsumenten oft gar nicht leicht zu erkennen. Wir werden daher noch stärker dazu übergehen, die Nachhaltigkeitsaspekte, wie z.B. 100% PCR, auszuloben.

PRODUKT: Welche Relevanz haben Marken am österreichischen Markt und wie hält Unilever deren Relevanz beständig hoch?
Huber: Starke Marken sind das Rückgrat für attraktive Sortimente. Starke Marken sind vielfach seit Jahrzehnten im Leben der Menschen verankert. Sie sind in den schönsten wie in den schwierigsten Momenten präsent. Dem muss man Rechnung tragen und entsprechend behutsam mit seinen Marken umgehen. Wir von Unilever führen unsere Brands nach drei Grundsätzen: Erstens: Integrität und Qualität. Top-Qualität ist für uns selbstverständlich, aber unsere Marken haben alle auch einen Purpose, also eine Überzeugung, die sie verkörpern und mit der sie geführt werden. Sie stehen für etwas, das weit über den reinen Produktnutzen hinausgeht. Die zweite große Säule sind laufende Innovationen. Wir innovieren zwischen 30 und 40% unseres Portfolios. Innovation ist Markenjob. Und last but not least: Die dritte Säule ist ein konstant hohes Werbemaß – zielgruppengenau und effizient.

PRODUKT: Unilever verfügt über zahlreiche gut etablierte Marken, aber auch einige junge Brands und Produktkonzepte. Was ist der Gedanke hinter dieser Strategie?
Huber: Der Großteil unseres Geschäfts basiert auf unseren großen, etablierten Marken, die wir seit Jahrzehnten führen, wie „Knorr“, „Kuner“, „Eskimo“, „Cif“, „Axe“, um nur ein paar zu nennen. Da haben wir es immer noch geschafft, für unsere Konsumenten nicht nur relevant zu bleiben, sondern mit den Trends und dem Zeitgeist weiterzuentwickeln. Wer hätte z.B. vor 20 Jahren gedacht, dass wir bei „Knorr“ auf Future 50 Foods setzen? Unsere großen Marken haben so über die Jahrzehnte enorm an Profil und Breite gewonnen. Dann gibt es aber oft neue Trends, Konsumenten-Needs und somit Markt-Potentiale, die sich besser mit neuen Marken und eigenem USP erschließen lassen. Ein Konzept wie „Ben & Jerry‘s“ hätte sich beispielsweise unter einem „Cremissimo“-Dach niemals umsetzen lassen.

PRODUKT: Welche Launches, Aktivitäten etc. dürfen wir uns von Unilever nächstes Jahr erwarten?
Huber: Wir sind mitten in den Vorbereitungen unserer Launches und ich kann heute schon sagen, dass das nächste Jahr wieder ein Füllhorn an Innovationen in die Märkte bringen wird. Dabei werden wir die aktuellsten Trends mit ganz neuen Innovationen aufgreifen, wie auch bestehende Kategorien konsistent weiterentwickeln. Was genau das sein wird, darüber möchte ich heute noch nicht sprechen. Was ich aber jetzt schon sagen kann: Was unsere Innovationen betrifft, so wird das neue Jahr wieder sehr cool werden!

PRODUKT: Wenn Sie in einer Kategorie Ihrer Wahl im gesamten Handel einen zusätzlichen Regal-Meter einführen dürften, welcher wäre das und warum?
Huber: Ich würde mir noch mehr Platz für Eis wünschen, denn diese Kategorie hat ein derart starkes Momentum und gleichzeitig noch so unglaublich viel Potential. Der Österreicher isst im Schnitt 8 Liter Speiseeis im Jahr. Das klingt viel, aber da geht noch was. In den Nordischen Ländern isst man fast doppelt so viel. Gleichzeitig sind wir ein Supermarkt-Land mit einer extrem hohen Dichte an Geschäften. Wenn wir es schaffen, da noch einen Meter zu bekommen, würde das für die Kategorie – die im Übrigen extrem wertschöpfend ist – wirklich starkes Wachstum bedeuten. Deshalb: Wenn ich es mir wo wünschen könnte, dann wäre das ein zusätzlicher Regal-Meter im Eisbereich.

PRODUKT: Herzlichen Dank für das Gespräch!