Match mit Hausfrau & -Mann

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Während sich in den meisten Warengruppen die Markenartikler den Umsatzkuchen untereinander aufteilen, haben am Konfitürenmarkt auch die zahlreichen Selber-Einkocher ein gewichtiges Wörtchen mitzureden – eine Konstellation, die die Branche auch zu neuen Konzepten bewegt.

Fällt die Obst-Ernte im Inland gut aus, dann wird in den österreichischen Haushalten verstärkt eingekocht. So auch 2018. Das Wetter ließ gute Erträge bei den klassischen Einkoch-Früchten zu – und dies hat sich wie üblich auch am Markt bemerkbar gemacht. „Der größte Konkurrent ist die Hausfrau mit der selbstgemachten Marmelade“, bringt es Gerald Schmidl, Sales Development Manager Austria & Germany bei Zuegg, auf den Punkt. Insgesamt wurde im Nielsen-Universum mengenmäßig zuletzt um 2,4% weniger Konfitüre verkauft als im Vergleichszeitraum des Jahres zuvor (LEH Total ohne Hofer/Lidl, Warengruppe Konfitüre/Fruchtaufstriche, KW21/18 bis 20/19). Der Markt war damit rund 41,5 Mio. € schwer und lag 2,2% unter dem Wert-Niveau des Vorjahres. „Angesichts der sehr ertragreichen Inlandsobsternte überrascht die aktuelle Marktentwicklung nicht wirklich“, meint Darbo-Vorstandsvorsitzender Martin Darbo. In dieser Situation ist es für die Markenartikler natürlich sinnvoll, den Konsumenten das Konfitüren-Regal durch Produkte mit besonderen Konzepten (die in der eigenen Küche womöglich noch nicht ausprobiert wurden) schmackhaft zu machen. Dazu zählen etwa zuckerreduzierte Produkte, die ja derzeit in vielen Kategorien besonders gefragt sind und demnach auch im Konfitüren-Bereich großes Potential haben.

Reduziert.

Marktführer Darbo etwa bietet seit Jänner neue zuckerreduzierte Fruchtaufstriche an. Diese kommen mit einem Drittel weniger Zucker aus als klassische Konfitüren. Auf Süßungsmittel verzichtet man aber dennoch, stattdessen kommen noch mehr Früchte zum Einsatz. Erhältlich ist „darbo Zuckerreduziert“ in den Varianten „Marille“ und „Erdbeere“, jeweils im 250g-Glas. Weiterhin ist Darbo übrigens der einzige Konfitüren-Anbieter, der seine Marke im Fernsehen forciert. An die bereits abgeschlossene Frühjahrswelle soll im September ein zweiter Flight anschließen, bei dem ein neuer TV-Spot verwendet wird. Inhaltlich steht dabei wieder der Qualitätsaspekt im Mittelpunkt: Es wird betont, dass bei „darbo“ nur die feinsten und schönsten Früchte verwendet werden. Eine 10-Sekunden-Allonge soll außerdem das Interesse am neuen „Zuckerreduziert“-Sortiment schüren.

Viel passiert.

Spitz hat ebenfalls bereits auf die aktuellen Trends reagiert und zuckerreduzierte Konfitüren sowie außerdem neue passierte Varianten lanciert. „Die stärksten Sorten sind übrigens nach wie vor die Klassiker Marille, Erdbeere und Himbeere“, schildert Jutta Mittermair, Leitung Unternehmenskommunikation bei Spitz.

Speziell.

Bei Zuegg bemerkte man aber auch ein schönes Wachstum von Spezialitätensorten in der Linie „Die Obstgärten von Oswald Zuegg“, wie Feige, Orange oder Zitrone. „Das zeigt uns, dass es sehr viele Österreicher gibt, die abseits der traditionell starken Geschmacksrichtungen Neues ausprobieren möchten.“ Passend dazu lanciert Zuegg die neue Variante „Rote Feige & Ingwer“, um damit neue Konsumenten anzusprechen. Auch dem Thema Zuckerreduktion hat man sich bei Zuegg angenommen. Am Heimmarkt Italien wurde im Frühjahr die Linie „Zero“ eingeführt, die ohne Zuckerzusatz auskommt. Und schließlich forciert man auch noch ein weiteres Trendthema, nämlich Bio. Kürzlich wurde – ebenfalls vorerst nur in Italien – eine Bio-Linie eingeführt, die mit Traubensaft gesüßt wird. Sowohl die „Zero“- als auch die Bio-Linie sollen demnächst auch in Österreich an den Start gehen.

Bio-Logik.

Bio ist längst auch für Staud´s ein großes Thema, nachdem man letzten Herbst ein acht Sorten umfassendes Biokonfitüren-Sortiment präsentiert hat. „Die ersten Zahlen sind erfreulich“, berichtet Geschäftsführer Stefan Schauer. „Wir konnten einen Zuwachs von 15% verzeichnen. Wir erschließen mit unseren ‚Bio Früchtchen‘ eine ganz neue Zielgruppe, die uns bisher nicht in der Art und Weise wahrgenommen hat.“ Derzeit wird an fünf neuen Sorten gearbeitet.

Regional.

Ein verstärktes Interesse an Konfitüren in Bio-Qualität sowie an regionalen Produkten bemerkt man auch bei der Früchteküche Unterweger. „Regionalität leben wir in zwei Stufen“, schildert Michaela Hysek-Unterweger. „Wir kaufen unser Obst generell nur in Europa ein, und darüber hinaus haben wir auch eine Linie für die Gastronomie aus rein österreichischen Früchten.“ Und was Bio angeht, so bringt man jetzt eine neue Range an Bio-Fruchtaufstrichen mit 60% Fruchtanteil auf den Markt, und zwar in den Sorten „Marille“, „Erdbeer“, „Himbeer“, „Heidelbeer-Cassis“ und „Preiselbeer“.

 


Im Wandel. Eine der wichtigsten Herausforderungen der Branche verortet man bei der Früchteküche Unterweger im Klimawandel. Wetterbedingte Ernteschwankungen haben etwa bei Äpfeln und Zwetschken 2017 dazu geführt, dass sich die Preise verzwei- oder verdreifacht haben. „Das Bewusstsein, dass der Klimawandel die Verfügbarkeit von Lebensmitteln schon heute beeinflusst, fehlt aber leider noch“, so Hysek-Unterweger.