Viel besser als ihr Ruf

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Klar, ein Tiefkühlgerät benötigt Energie. Eine Ressource, die derzeit knapp sowie teuer ist und v.a. in Sachen Klimakrise möglichst sparsam eingesetzt werden sollte. Allerdings spart die Tiefkühl-Technologie auch sehr viele Ressourcen, schon alleine dadurch, dass sie hilft Food Waste zu reduzieren.

Lt. WWF sind etwa ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen auf die Lebensmittelproduktion zurückzuführen. Anbau, Ernte, Transport, Lagerung, Kühlung, Verarbeitung etc., all das benötigt u.a. richtig viel Energie. Dennoch landet entlang der gesamten Wertschöpfungskette zumindest ein Drittel (einige Schätzungen gehen sogar von über 40% aus) im Müll. Damit ist Food Waste für rund 10% des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich. Während in der Landwirtschaft, bei den Weiterverarbeitern und auch im Handel bereits vieles getan wird, um diese Verluste zu reduzieren (siehe auch Seiten 8 u. 9), gibt es in den privaten Haushalten immer noch ­einiges an Potential. Laut einer FAO-Studie werden in der EU pro Person und Jahr zwischen 95 und 115kg genießbare Lebensmittel weggeworfen. Damit gehen rund die Hälfte aller Verluste auf das Konto der privaten Haushalte. Die Gründe dafür sind einfach und vermutlich für jeden nachvollziehbar: fehlende Einkaufsplanung oder anders ausgedrückt: Die Verbraucher:innen sind so mobil und flexibel wie noch nie und die Anzahl der Singlehaushalte steigt. Selbst gute Pläne scheitern im turbulenten Alltag daher schnell. Und genau hier bietet Tiefkühlkost Lösungen an. Aber auch noch ein zweites nachhaltiges Thema wird in der Kategorie immer sichtbarer: Die Ernährungswende in Richtung pflanzenbasierte Lebensmittel zeigt sich in den TK-Vitrinen des Handels durch einen deutlichen Anstieg vegetarischer und veganer Angebote mittlerweile deutlich.

Bedarfsgerecht.

Starten wir mit dem Thema „TK als Problemlöser in Sachen Food Waste“, das den Herstellern tiefgekühlter Produkte besonders am Herzen liegt. Bei iglo führt man ins Treffen, dass Tiefkühlprodukte, da sie lange frisch bleiben und immer genau die benötigte Menge aus den Packungen entnommen werden kann, den Hausmüll deutlich reduzieren. Iglo hat in diesem Sinne aktuell auch rezeptierte Produkte umgestellt – anstelle des Butterblocks setzt man etwa beim „Creme Gemüse“ jetzt auf ein Coating. Aber nicht nur das, auch bereits im Beschaffungs-Prozess ist das Tiefkühlen von Vorteil. So erklärt Frosta z.B., dass die Tiefkühltechnik es ermöglicht, Gemüse für die Verarbeitung immer genau dort anzubauen, wo es die besten Bedingungen vorfindet. Direkt nach der Ernte wird es im Ursprungsland tiefgefroren und ist so über viele Monate ohne Qualitätseinbußen haltbar. Ähnliches gilt für Fisch, auch hier dient das Einfrieren kurz nach dem Fang dazu, Food Waste entlang der Wertschöpfungskette massiv zu reduzieren. Übrigens: Allen Konsument:innen, die genau wissen möchten, wie groß der CO2-Fußabdruck einzelner „Frosta“-Produkte ist, bietet der deutsche TK-Spezialist volle Transparenz auf seiner Website.

Handelsorientiert.

Auch im Handel sind die langen Haltbarkeiten eine sehr willkommene Eigenschaft von TK-Produkten. Gerade Innovationen, wie etwa Fleischersatzprodukte, sind hier daher besonders gut aufgehoben. Denn während sie in den gekühlten Vitrinen oft schnell verderben oder entsprechend mit Konservierungsstoffen geschützt werden müssen, hat man in der Tiefkühlung etwas weniger Druck. Martin Jager, Co-Gründer von EasyVegan: „Die TK reduziert Rückläufer im Handel enorm, außerdem können wir mit unserem Angebot komplett auf Konservierungsstoffe verzichten.“

Wendefähig.

Fleischfreie Ernährung, der eine nicht unerhebliche, deutlich positive Wirkung im Kampf gegen den Klimawandel nachgesagt wird, wird in der Kategorie auch immer präsenter. Wozu insbesondere der TK- Marktführer iglo mit „Green Cuisine“ sowie Unilever mit der Line „Vegetarian Butcher“ und bei Speiseeis mit zahlreichen Lancierungen („Magnum vegan“ oder auch „Ben & Jerry’s“ in milchfreien Varianten) beigetragen haben. Das größte Stück vom veganen Kuchen geht mit 46% an „iglo Green Cuisine“. Und hier bemüht man sich auch sehr darum, die Verbraucher:innen zum Zugreifen und Ausprobieren zu motivieren. Kürzlich wurde die Range etwa, für noch mehr Sichtbarkeit, einem Designrelaunch unterzogen, zudem investiert man einiges an Mediabudget in die grüne Linie. Auch bei Unilever ist man von der veganen Ernährungswende überzeugt. Gunnar Widhalm, Head of Customer Strategy & Planning Nutrition DACH bei Unilever: „Der Markt für vegane Alternativen erlebt ein kontinuierliches Wachstum und dieser Trend wird auch für die nächsten Jahre erwartet.“

Salami Vegano.

In diese Kerbe schlägt auch Dr. Oetker. Befragt nach der Performance und den weiteren Aussichten von vegetarisch/veganen Angeboten im Segment Tiefkühlpizza erzählt Manfred Reichmann, GF Dr. Oetker Österreich: „Obwohl der Markt für vegane Produkte noch verhältnismäßig klein ist, hat die Nachfrage in den letzten Jahren zugenommen. Natürlich bieten wir als Marktführer im TK-Pizza/Snack-Markt daher auch vegane Alternativen an.“ Neben der bestehenden rein pflanzlichen „Ristorante Pizza Margherita Pomodori“ wird es ab November mit „Ristorante Pizza al Salame Vegano“ eine neue Sorte geben und, ebenfalls im November, erfolgt der Launch der neuen Range „The Good Baker“, die ausschließlich vegetarische und vegane Sorten umfasst und zudem mit wenig Kalorien, spannenden Pizzaböden sowie ausgefallenen Belägen punktet.

Herkunft.

Man könnte in der Kategorie TK noch über viele weitere Nachhaltigkeitsaspekte sprechen – vom Sourcing über Produktion bis hin zur Verpackung – aber das würde unsere Möglichkeiten deutlich sprengen. Ein besonders sensibles Thema sei aber noch angerissen: Fisch und Meeresfrüchte. Und hier sei bei allen Schreckensmeldungen auch mal eine gute Nachricht erlaubt: MSC- und ASC-zertifizierte Angebote, die für einen guten Standard in Sachen Nachhaltigkeit stehen, sind in der TK mittlerweile Mainstream. On top gibt es Hersteller, die noch einen Schritt weiter gehen – etwa Yuu’n Mee mit Garnelen aus Mangrovenwaldzucht ohne Zufütterung. GF Robert Herman zieht nach 15 Jahren, die er in das Thema Nachhaltigkeit investiert hat, Bilanz: „Die wenigsten wollen heute noch auf Kosten der Umwelt genießen. Im Gegenteil, eine immer größere Bevölkerungsschicht macht sich Gedanken über Herkunft und Herstellung der konsumierten Produkte und will durch den Kauf dieser aktiv einen Beitrag zum Erhalt unserer natürlichen Ressourcen leisten.“ Hoffen wir, dass die Teuerung diesem Willen keinen Abbruch tut.