Das Wichtigste gleich vorweg: Den Kühen auf den heimischen Bauernhöfen geht es im internationalen Vergleich blendend. Einerseits sind die vorgegebenen Rahmenbedingungen bei uns strenger als anderswo. Veronika Breyer, Marketingleiterin der NÖM AG: „Mit einem der strengsten Tierschutzgesetze in Europa liegt Österreich ganz vorne.“ Zugleich ergeben sich aber auch aus der hierzulande typischerweise kleinstrukturierten Landwirtschaft zahlreiche Vorteile für die Tiere. Denn während in den Ställen anderswo Industriebetriebs-Stimmung herrscht, leben die Kühe auf den österreichischen Bauernhöfen quasi im Familienverbund. „Unsere Heumilch-Bauern halten durchschnittlich weniger als neun Kühe pro Hof“, schildert etwa Christian Kröll, Geschäftsführer der Erlebnissennerei Zillertal. „Daraus ergibt sich ein Betreuungsschlüssel von einer Person für drei Kühe.“ Das ist aber in Wahrheit nichts Neues. Zum Glück. Denn – und das ist den Herstellern wichtig zu betonen: Dass es den Tieren gut geht, war den Milchbauern und Molkereien seit jeher wichtig. Nicht nur aus tierischer Nächstenliebe, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen, wie Woerle-Inhaber Gerrit Woerle erläutert: „Wenn Kühe stressfrei, naturnahe und artgerecht gehalten werden, wirkt sich das wesentlich auf die Qualität der Milch aus.“
Wie geht es Tier?
ergänzend
Dr. Elfriede Ofner-Schröck, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Abteilung für artgemäße Tierhaltung, Tierschutz und Herdenmanagement, zur Frage „Was braucht die Kuh?“.Tierwohl ist das Ergebnis vielfältiger Bemühungen, die Lebensqualität landwirtschaftlicher Nutztiere zu verbessern. Eine wichtige Grundlage, um Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit von Rindern zu gewährleisten, ist ein optimaler Stallbau. Dabei muss sich ein Stallsystem neben Aspekten der Wirtschaftlichkeit und Arbeitswirtschaft an den natürlichen Verhaltensweisen der Tiere orientieren. Die wichtigsten Voraussetzungen für ein tiergerechtes Rinderhaltungssystem sind eine ausreichende Bewegungsmöglichkeit, die Möglichkeit zu Sozialkontakt, eine passende Bodenbeschaffenheit, gesundes Stallklima, geeignete Tränke- und Fütterungsgestaltung sowie das Angebot von Auslauf und Weide.
Außerdem übt die Beziehung zwischen Mensch und Tier oder die Tierbetreuung wesentlichen Einfluss auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistung unserer landwirtschaftlichen Nutztiere aus. Rinder zeigen uns, ob sie mit dem Stall zufrieden sind („Kuh-Signale“). Wer die natürlichen Verhaltensweisen seiner Tiere kennt und seine Herde regelmäßig beobachtet sowie auch den Gesundheitszustand überprüft, erhält wichtige Auskünfte über das Wohlbefinden der Tiere. So können Probleme frühzeitig erkannt und wichtige Lösungsstrategien zur Verbesserung des Tierwohles entwickelt werden. Jedes Haltungssystem ist nur so gut, wie es betrieben wird. Letztendlich muss uns aber bewusst sein, dass die Verantwortung für das Nutztier keine alleinige Aufgabe von Bäuerinnen und Bauern ist, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die jeden Einzelnen herausfordert.