Plastic – fantastic?

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Wein in Plastikflaschen? Ja, wenn es nach Alpla geht – eine Innovation des Unternehmens zeigt neue Anwendungsmöglichkeiten für Kunststoff auf, in einer Zeit, in der dessen Einsatz ja vielerorts reduziert wird. Wir haben das Material, das ja immer wieder in der Kritik steht, deshalb mal näher beleuchtet.

Nicht ohne Grund war Kunststoff in vergangenen Jahrzehnten massiv auf dem Vormarsch. Das Material in seinen unterschiedlichen Ausprägungen und Zusammensetzungen bietet ja tatsächlich viele praktische Vorteile. Daniel Lehner, Alpla Global Sales Director Food & Beverage, erläutert etwa am Beispiel PET: „Der Aufschwung geht insbesondere mit den Materialeigenschaften sicher, leistbar, nachhaltig und dem Einsatz von Post-Consumer-Recyclingmaterial (PCR), der guten Recyclingfähigkeit und der Leichtgewichtigkeit einher.“ Jörg Sabo, Global Director Marketing & Innovation bei Greiner Packaging, meint: „Kunststoff ist leicht, aber dennoch stabil genug, um bei den Abfüllprozessen, in der Logistik, aber auch bei den Endkonsument:innen zu funktionieren. Je nach Anwendung kann natürlich die O2- bzw. H2O-Barriere ebenso ein Vorteil sein gegenüber einem Kartonbecher, der sehr oft zusätzlich zum Karton auch noch mit Kunststoff beschichtet ist. Blickt man jedoch hin zu Aluminium, Weißblech oder Glas, dann ist der CO2-Footprint natürlich ein wesentlicher Vorteil von Kunststoff. Ebenso kann auf einem Lkw mit Kunststoffverpackungen, z.B. Bechern, deutlich mehr transportiert werden als bei einem Glasprodukt, welches das gleiche Füllvolumen hat.“

Grenzen.

Aber natürlich ist auch Kunststoff nicht universell einsetzbar. Daniel Lehner, Alpla: „Es gibt physikalische und chemische Grenzen beim Einsatz von Kunststoff. So zum Beispiel im Bereich der Heißabfüllung, bei dem geeignete Designs und Herstellungsverfahren angewendet werden müssen. Auch gewisse Kombinationen von Inhaltsstoffen zum Verpackungsmaterial müssen vorab geprüft werden. Grundsätzlich kann aber für jeden Bereich eine Lösung gefunden werden, das erklärt auch den Erfolg und Einsatz von Kunststoff weltweit.“ Jörg Sabo, Greiner Packaging, erläutert weiter: „Auch wenn Kunststoff viele Vorteile bietet, gibt es Einschränkungen für Produkte, die sehr lange haltbar sein sollen. Selbst wenn Kunststoff, konkret PP (Anm.: Polypropylen), mit einer Barriereschicht eine Verlängerung der Haltbarkeit ermöglicht, sind Glas oder Weißblech fast unschlagbar, aufgrund ihrer sehr, sehr niedrigen Oxygen Transmission Rate.“

Unterschiede.

Die konkreten Eigenschaften des Materials fallen freilich je nach verwendeter Kunststoff-Art unterschiedlich aus. Im FMCG-Bereich sind beispielsweise PET, PE, PP oder PS gängige Lösungen. Ebenso wie in deren Eigenschaften und Anwendungsbereichen gibt es auch Unterschiede in Sachen Recyclingfähigkeit bzw. in der Qualität bereits vorhandener Materialkreisläufe, sprich deren tatsächlich praktizierten Wiederverwertung. Der Musterschüler ist diesbzgl. zweifelsohne PET, bzw. speziell der Bereich der Getränkeflaschen. Bereits vor vielen Jahren wurde von der österreichischen Getränkeindustrie die Bottle-to-bottle-Recyclinganlage der PET to PET GmbH initiiert. Aus gebrauchten Flaschen wird dort das Ausgangsmaterial für neue Flaschen hergestellt. Durch das 2025 startende Einwegpfand werden die PET-Recyclingmengen natürlich nochmal spürbar in die Höhe gehen. Derzeit liegt die PET-Verwertungsquote (lt. WKO) bei 75% – d.h. drei Viertel der PET-Flaschen werden korrekt entsorgt. Gesammelt werden freilich auch andere Plastik-Verpackungen bereits recht konsequent – die Kreisläufe bzw. die dafür nötige Infrastruktur sind aber noch nicht überall derart gut ausgestaltet wie bei PET-Flaschen. Jörg Sabo, Greiner Packaging: „Bei Produkten für Lebensmittel, wie Wannen, Bechern oder Deckeln, findet derzeit bei allen Kunststoffvarianten faktisch nur ein Downcycling statt. Möchte man mechanisch recyceltes Material verwenden, ist man auf den PET-Flaschenkreislauf angewiesen. Die daraus produzierten Wannen, Becher und Deckel kehren jedoch meist nicht zum Flaschenkreislauf zurück.“ Auch Daniel Lehner von Alpla sieht hier noch dringenden Handlungsbedarf: „Sektoren innerhalb wie auch außerhalb des Verpackungsmarktes stehen nun vor der konkreten Herausforderung, Maßnahmen zu ergreifen, die die Kreislauffähigkeit ihrer Produkte fördern oder überhaupt erst ermöglichen. Es wird zunehmend entscheidend sein, das Zusammenspiel innovativer Recyclingtechnologien mit der Verfügbarkeit von Kunststoff­abfällen in Bezug auf Menge und Qualität zu optimieren; Stichwort Design for Recycling. Gelinde gesagt werden Kunststoffe schon großteils gesammelt, können aber nach der Sortierung nicht weiterverwendet werden.“ Die Weichen wurden jedoch bereits in die richtige Richtung gestellt, wie Jörg Sabo von Greiner Packaging anmerkt: „Es werden derzeit zahlreiche Maßnahmen vorbereitet, die ihre Wirkung erst noch entfalten müssen. Zudem hat die ARA in Enns ein großes Recyclingwerk eröffnet, das die Recyclingindustrie in Österreich auf eine neue Ebene hebt.“ (Anm.: Eine detaillierte Berichterstattung dazu finden Sie in der nächsten Ausgabe von PRODUKT).

News.

Auch die Verpackungshersteller selbst sind natürlich bemüht, ihre Produkte immer nachhaltiger zu gestalten. Die eingangs erwähnte Plastik-Weinflasche von Alpla etwa ist aus PET bzw. rPET und soll, so Alpla, bei nur einem Achtel des Gewichts von Glas den CO2-Fußabdruck des Gebindes um bis zu 50% senken. Bei Greiner wiederum ist man besonders stolz auf den „K3r100“-Becher, dessen Kartonummantelung sich im Recyclingprozess von selbst vom Kunststoff löst – somit bleibt der Becher auch dann für den Wiederverwertungsvorgang geeignet, wenn die Manschette nicht händisch vor dem Entsorgen entfernt wird.

Fazit.

Kunststoff ist also nicht gleich Kunststoff. Und wenngleich in Sachen Recycling noch viel an Optimierungsarbeit zu erledigen ist und sinnvolle Materialeinsparungen natürlich immer zu begrüßen sind, bleibt Plastik derzeit doch in vielen Bereichen eine beliebte Lösung. Betrachten Sie diesen Artikel übrigens als Auftakt zu einer Serie – in den kommenden Ausgaben von PRODUKT werden wir uns anderen Verpackungsmaterialien näher widmen.

Gängige Kunststoffarten & typische Anwendungsformen im FMCG-Bereich   

PET:
z.B. für Flaschen, Schalen oder Beutel
PE: z.B. für Folien
PP: z.B. für Flaschen, Folien, Becher
PS: z.B. für Becher oder Schalen