Portionsweise nachhaltig

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Die perfekte Tasse Kaffee hängt von zahlreichen Parametern ab. Da können Kaffeeportionen Abhilfe schaffen und die tassengenaue Zubereitung immens erleichtern. Doch neben der Qualität in der Tasse muss auch die Entsorgung der Portionspackungen mitgedacht werden.

Fragen nach Kaffeemenge, Mahlgrad oder Pumpendruck entfallen, wenn man in den eigenen vier Wänden auf Portionssysteme setzt. Das erleichtert den Alltag. Denn: Entscheiden sich Konsument:innen für die Sorte „X“ von der Marke „Y“, dann bekommen sie einen ideal vorportionierten Kaffee, der perfekt auf die Maschine abgestimmt ist – dabei ist die gewählte Qualität immer gleichbleibend, Tasse für Tasse. So weit, so gut. Nicht vernachlässigt werden darf in diesem Zusammenhang die Frage nach der richtigen Entsorgung der Verpackungsmaterialien. „Grundsätzlich gibt es drei Varianten“, erklärt der Präsident des Österreichischen Kaffeeverbandes, Marcel Löffler: „Aluminium, Kunststoff, industriell- und heimkompostierbare Kapseln aus biobasierter Zellulose und Pflanzenöl. Was zählt ist, dass die Kapseln je nach Material wiederverwertet werden und nicht im Restmüll landen.“ Hierbei geht es um die Ressourcenschonung. „Wenn Kaffeekapseln im Restmüll landen, sind sie für das Recycling verloren. Das entspricht weder den Interessen der österreichischen Kaffee­industrie noch Umwelt- und Klimaschutz und letztendlich auch nicht den Wünschen der Verbraucher:innen. Einzelne Produzenten haben daher bereits in der Vergangenheit Sammelsysteme für ihre Kapseln installiert“, sagt Harald Hauke, Vorstandssprecher Altstoff Recycling Austria (ARA). Zu den Materialkreisläufen nennt Marcel Löffler die Möglichkeiten Kompostierung oder Recycling und präzisiert: „Industriell kompostierbare Kapseln brauchen ein kontrolliertes Umfeld und entsprechend hohe Temperaturen, um abgebaut zu werden. Heimkompostierbare Kapseln können auch am Komposthaufen hinter dem Haus oder der Kompostkiste in der Wohnung entsorgt werden und werden dort zu Erde. Für Aluminium-und Kunststoff-Kapseln gibt es bewährte Recyclingsysteme. Relevant ist für alle Kapseln die richtige Entsorgung, ob am Kompost oder in der Sammeltonne.“

KREISLAUF.

Durch das Recycling erhalten die Kapseln eine zweite Chance: „Und das unabhängig davon, ob sie aus Aluminium oder Kunststoff gefertigt oder biologisch abbaubar sind“, weiß Harald Hauke: „Die wertvollen Rohstoffe werden im Kreislauf geführt. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Das recycelte Aluminium kann für Fahrräder, Taschenmesser und Getränkedosen oder für neue Kapseln wiederverwendet werden. Ebenso wird das Kunststoffmaterial verwertet und in neuen Produkten eingesetzt.“ Kaffeesatz kann als Biogas oder zur Herstellung neuer Möbel dienen, wie ein Forschungsprojekt der ARA in Kooperation mit der Fachhochschule Salzburg – Campus Kuchl verdeutlicht. „Die Kaffeerückstände finden außerdem Verwendung in der Produktion von biologisch abbaubarem Ölbindemittel oder werden als Pflanzendünger eingesetzt“, so Hauke weiter.

PILOT.

Um in Zukunft alle Kaffeekapseln im Kreislauf zu halten und als wertvolle Ressource zu nutzen, hat die ARA gemeinsam mit Kaffeeproduzenten und dem Österreichischen Kaffeeverband ein Pilotprojekt gestartet: Konsument:innen können nach dem erfolgten Start im Oktober bis Ende März 2024 nun Aluminium- und Kunststoffkapseln sowie erstmalig auch heimkompostierbare Kapseln jeglicher Marken in allen Altstoffsammelzentren in Oberösterreich, Krems Land und Schwechat abgeben. In Schwechat stehen ergänzend lila Tonnen zur Sammlung bereit. In Oberösterreich ist auch eine Rückgabe in allen Billa Plus-Märkten möglich. „Wir rechnen mit einer deutlichen Steigerung der Sammelmenge bei Kaffeekapseln. Dazu müssen wir bei den Konsument:innen Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Konsum schaffen, bei dem Kaffeekapseln als wertvolle Ressourcen verstanden werden“, gibt sich Harald Hauke zuversichtlich. Für zusätzliche Motivation zur getrennten Sammlung soll ein Gewinnspiel über die Digi-Cycle-App sorgen.

LÖSUNGSORIENTIERT.

Nachhaltige Verpackungen sind ein sehr „wichtiger Pfeiler der Nachhaltigkeitsstrategie ,Kaffee mit Verantwortung‘ von ,Costa Coffee‘“, sagt Herbert Bauer, General Manager von Coca-Cola HBC Österreich: „Wir arbeiten stetig an Kreislauflösungen und an der Verbesserung unserer Verpackungen: Abfallreduktion, Recycling und verstärkter Einsatz von recycelten Materialien bis hin zu unserem Ziel: Wiederverwendung von Verpackungen.“ Die „Costa Coffee“ Nespresso-kompatiblen Kapseln sind aus Aluminium. „Aluminium-Kapseln gewährleisten höchste Produktqualität, schützen den gemahlenen Kaffee in der Kapsel bestmöglich und sorgen dafür, dass sich Konsument:innen über besten Geschmack freuen können“, so Bauer. 

WERTEHALTUNG.

Nachhaltigkeit ist ein fester Bestandteil der Unternehmenswerte von Dallmayr. Daher lautet das Motto: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich – und das, was zum Schluss übrig bleibt, führen wir in Deutschland durch Wiederverwertbarkeit der Kreislaufwirtschaft zu“, erklärt Benthe Nater, Export Area Manager und verantwortlich für Österreich: „Unsere bunte ,capsa‘-Vielfalt ist aromasicher in recycelbaren Aluminium-Kapseln verpackt. Die Kapseln schützen das Aroma bis zur tassenfrischen Zubereitung perfekt vor Licht, Luft und Feuchtigkeit. Das Material ist dünn, leicht und recycelbar.“

QUALITÄTSSICHERUNG.

Für J. Hornig steht die Kaffee-Qualität an erster Stelle. „Den besten Geschmack aus der Kapsel und eine zuverlässige Funktionalität beim Zubereiten des Kaffees erreichen wir aktuell nur durch eine Aluminium-Kapsel“, kommentiert Thomas Schusteritsch, GF von J. Hornig, das neue Kapsel-Sortiment. Die Kapseln sind recyclingfähig: „Nach dem Gebrauch können sie durch Entsorgung via Gelbem Sack bzw. Gelber Tonne oder Altmetall-Tonne in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden“, so Schusteritsch. 

KERNELEMENTE:

Bei Jacobs Douwe Egberts ist die Verpackung der Produkte von entscheidender Bedeutung. „Unser Ziel ist es daher, unseren Konsument:innen verantwortungsvoll verpackte Produkte und optimierte Entsorgungslösungen anzubieten“, erklärt Ulrich Ansteeg, GF Retail Österreich bei Jacobs Douwe Egberts: „Kernelement unserer Strategie ist es, dass unsere Verpackungen wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar gestaltet sind.“ Im Falle der Aluminiumkapseln setzt man auf professionelles Recycling und hat seit 2017 ein eigenes Rücknahmesystem aufgebaut.

DAHEIM.

Die heimkompostierbaren Kapseln von Julius Meinl bestehen aus 100% biobasierter Zellulose und pflanzlichen Ölen. „Das sind alles erneuerbare Ressourcen. Somit sind die Kapseln zu 100% heimkompostierbar gemäß den Vorgaben des ,OK compost Home‘-Zertifikats des TÜV Österreich“, erklärt Karin Szerencsits, Head of Marketing Julius Meinl. Sie werden zu 100% abgebaut: „Dafür benötigen sie kein kontrolliertes Umfeld oder hohe Temperaturen“, so Szerencsits: „Diese Art des nachhaltigen und einfachen Kaffeegenusses schätzen die Konsument:innen. Das merken wir an den Zahlen sowie am positiven Feedback.“ Julius Meinl setzt auch künftig auf den Ausbau der heimkompostierbaren Kapsel.

MÖGLICHKEITEN.

Die Kaffeekapseln „Starbucks by Nespresso“ und „Nescafé Farmers Origins“ werden mit ca. 80% recyceltem Aluminium hergestellt. „Sie können im Rahmen des Recyclingprogramms von Nespresso und allen Recyclingstellen für Nespresso-Kapseln abgegeben werden“, weiß Christiane Fellner, Business Executive Officer Nestlé Österreich: Coffee and Beverages. Für die „Nescafé Dolce Gusto“-Kaffeekapseln wird Polypropylen-Kunststoff verwendet. „Bei Kunststoffkapseln kann der Kaffeesatz, wenn er in speziellen Systemen gesammelt wird, auch in Kompost- oder Biogasanlagen verwertet werden. In öffentlichen Sammel- und Recyclingsystemen werden die Polypropylen-Kapseln geschreddert, und in vielen Ländern wird der verbleibende Kaffeesatz ausgewaschen und zusammen mit organischen Stoffen kompostiert oder verbrannt“, schildert Katharina Keimelmayr, Head of Corporate Communications & Public Affairs bei Nestlé Österreich.

STATEMENT.

Die von Segafredo Zanetti im Handel erhältlichen Kapseln sind biologisch abbaubar und laut EU-Norm industriell kompostierbar. „Für uns als Spezialist der Ganzen Bohne sind die Einzelportionen generell kein Fokusprodukt, aber eine sinnvolle Ergänzung unseres Portfolios“, sagt Susanne Reif-Peterlik, Head of Marketing CEE. Daher sind auch Ressourcenschonung und Recycling essenzielle Themen im Unternehmen: „Wir sehen das auch als generelles Statement, welchen Stellenwert nachhaltiges Wirtschaften und Kreislaufwirtschaft für uns als Unternehmen hat“, so Segafredo Zanetti-GF Wolfgang Reichl.

NACHWACHSEND.

Seit dem Jahr 2022 werden „cremesso“-Kapseln zu 65% aus nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffen (zertifiziert nach ISCC-Massenbilanzverfahren) erzeugt. „Unsere Kapseln werden über den Hausmüll entsorgt“, erklärt Nadja Winter, Marketingleitung SCD Handels GmbH, und ergänzt: „Unser Schweizer Mutterkonzern, die Delica AG, forscht und entwickelt bereits Produkte, die Geschmack mit Einfachheit und Nachhaltigkeit verbinden.“ Für Winter liegt der Vorteil von „cremesso“ auch darin, dass „die Kapselmaschinen eine der energiesparendsten am Markt sind. Zusätzlich ist bei unserem Modell, der ‚cremesso Brava‘, 38% des Plastikanteils recycelt.“

SYSTEMATISCH:

Tchibo setzt für „Cafissimo“ und „Qbo“ auf den schadstofffrei herstellbaren Kunststoff Polypropylen. „Bei ,Qbo‘ werden für die Kapseln bereits zu 70% nachwachsende Rohstoffe genutzt, deren Anteil über einen Massenbilanzansatz (ISCC Plus zertifiziert – Red.) zugeführt wird. Somit ist ,Qbo‘ eines der nachhaltigsten Kapselsysteme auf dem Markt“, sagt Tchibo-GF Erik Hofstädter. Tchibo hat auch ein eigenes Recycling-System entwickelt. Auf die Art werden die Ressourcen – der Kunststoff der Kapseln sowie das Kaffeepulver – im Kreislauf behalten. Erik Hofstädter dazu: „Tchibo-Kund:innen erhalten beim Kauf von Kaffeekapseln einen kostenlosen Recyclingbeutel. Darin sammeln sie gebrauchte Kaffeekapseln, die sie in allen österreichischen Tchibo-Filialen zurückgeben können.“

BEREITSCHAFT.

Generell gilt: Je mehr Kapseln gesammelt werden, desto besser ist das für die Umwelt und die Rückgewinnung von wertvollen Materialien. Die Bereitschaft der Konsument:innen ist da, wie Kaffeeverbandspräsident Marcel Löffler bestätigt.