Wachstumsmotor Marke

Gerold Idinger, Geschäftsführer Unilever Austria

Warum es gerade in Zeiten, die nicht zum fröhlichen Shoppen einladen, ganz besonders wichtig ist mit Innovationen und einem sinnvollen Mehrwert präsent zu sein, erzählt Gerold Idinger, Geschäftsführer Unilever Austria im PRODUKT-Interview.

 

PRODUKT: Lieber Herr Idinger, Sie haben die Geschäftsleitung von Unilever Austria in einer recht bewegten Zeit übernommen – wie geht es Ihnen heute damit & wie geht es Unilever generell in Österreich?
Idinger:
Das Jahr 2022 war natürlich von einem außergewöhnlichen Umfeld geprägt. Aber mit einem starken Team und einem gut aufgestellten Geschäft konnten wir erneut viel bewegen. Das hat mir auch den Start in der neuen Position leichter gemacht. Mit unseren starken Marken konnten wir wiederum wichtige Impulse in den Märkten setzen. Wir konnten neue Segmente aufbauen – Stichwort „vegan“ als Wachstumsmotor. Gleichzeitig stehen wir auch für Kontinuität. Wir investieren in einer Krise weiter in unsere Marken, setzen auf Innovationen und halten den Kurs bei wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit. Das macht uns am Ende auch erfolgreich in der Marktbearbeitung. Trotzdem: Auch wenn wir im Umsatz wieder zulegen konnten, ist die Kostensituation natürlich weiterhin ein bestimmendes Thema, das uns nach wie vor sehr beschäftigt.

PRODUKT: Wie steht Unilever Austria im internationalen Vergleich da?
Idinger:
Die österreichischen Shopper sind anspruchsvoll, sehr an Neuheiten interessiert und das in einem sehr entwickelten Markt. Da gibt es natürlich viele Learnings, die auch in einem internationalen Umfeld von Interesse sind.

PRODUKT: Die Unstimmigkeiten in den Preisverhandlungen zwischen Handel und Herstellern Ende letzten Jahres waren kaum zu übersehen. Welche Strategien können hier wirksam sein – warum sind Ihre Marken „es wert“?
Idinger:
Wir sehen, dass auch in der aktuellen Situation starke Marken wichtige Impulsgeber und Frequenzbringer im Handel sind. Unseren Marken wird von den Konsument:innen großes Vertrauen entgegengebracht und selbstverständlich halten wir weiterhin die Qualität hoch. Marken sind damit in Zeiten der Krise, und davon haben wir beginnend mit der Corona Pandemie viele erlebt, ein wichtiger Anker und geben Sicherheit und Orientierung beim Einkaufen. Das ist so, weil wir auch Verantwortung übernehmen und Position zu gesellschaftlich wichtigen Themen beziehen. Mit „Dove“ engagieren wir uns zum Beispiel für ein positives Selbstwertgefühl, mit „Ben & Jerry’s“, eine Marke, die für herausragendes Engagement steht, unter anderem für fairen Handel und Klimaschutz. Das honorieren die Konsument:innen auch als einen über den Produktnutzen hinausgehenden Mehrwert. All das macht Marken – unsere Marken – attraktiv – auch für unsere Handelspartner.

PRODUKT: Unilever steht für starke und traditionelle Brands wie „Knorr“, „Omo“, „Dove“ oder „Eskimo“ – was macht das Unilever-Portfolio über die Jahrzehnte so erfolgreich? 
Idinger:
Wir haben ein breites Portfolio mit vielen herausragenden, etablierten Marken, in die wir kontinuierlich investieren und die vielfach für ihre Kategorien stehen. Sie haben dadurch eine besondere Position im Alltag der Österreicher:innen. Zum Beispiel „Eskimo“: Mit „Jolly“, „Twinni“, „Magnum“ & Co. verbinden wir alle so viel positive Erinnerungen an schöne Sommermomente. Marken müssen aber auch immer spannend und relevant bleiben. Deshalb halten wir das Innovationstempo hoch. Wir bringen aktuell im Eisbereich mehr als 25 neue Produkte auf den Markt und wollen damit, wie in den vergangenen Jahren, wieder die Top Innovationen stellen und das Kategorie-Wachstum vorantreiben. Bei „Dove“ setzen wir auf innovative Technologien. Als Technologieführer im Deo-Bereich entwickeln wir patentierte Formeln mit einzigartigem Wirkkomplex, die so für Kategorie-Wachstum sorgen. Unsere neue Unternehmensstruktur unterstützt diese Innovationskraft mit dem Fokus auf fünf starke Kategorie-Bereiche. Damit können wir noch schneller auf Konsumententrends reagieren und gemeinsam mit unseren Kund:innen am Wachstum in den Kategorien arbeiten.

PRODUKT: Unser Heftthema lautet dieses Mal „Healthy – der gesunde Megatrend“ – ein Thema, das Unilever bereits lange im Fokus hat und etwa durch gesündere Rezepturen umsetzt. Könnten Sie uns dazu ein paar Beispiele geben?
Idinger:
Was die Konsument:innen derzeit bewegt sind Produkte, die ihrem gesteigerten Ernährungsbewusstsein, einem modernen Lifestyle und ihren Wünschen nach ökologischer Nachhaltigkeit entsprechen. Das macht sich natürlich auch in unserem Portfolio bemerkbar: In den Food-Kategorien unterstützen wir das gesteigerte Bewusstsein für Ernährung und haben etwa mit den neuen „Knorr Bio“-Suppen und -Suppenwürfeln unser Angebot Richtung Bio erweitert – ohne dass die Konsument:innen dabei auf den Geschmack des Originals verzichten müssen. Im Eisbereich hat Unilever sich dazu verpflichtet, Kindereis-Produkte verantwortungsbewusst zu kommunizieren und zu entwickeln; das bedeutet u.a., dass jedes der gekennzeichneten Produkte pro Portion nicht mehr als 110 Kilokalorien, nicht mehr als 3 Gramm gesättigte Fettsäuren und nicht mehr als 12 Gramm Gesamtzucker enthält. Bei „Ben & Jerry’s“ werden nach Fairtrade-Standards gehandelte Zutaten wie Zucker, Kakao, Vanille, Bananen und Kaffee eingesetzt. „Ben & Jerry’s“ ist auch die erste Eismarke, die rückverfolgbaren Kakao über das Liefernetzwerk von „Tony’s Open Chain“ bezieht. Im Bereich Home Care verfolgen wir unverändert eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie: Dabei haben wir uns vorgenommen, über unser Innovationsprogramm „Clean Future“ alle Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel bis 2030 biologisch abbaubar sowie frei von nicht erneuerbarem Kohlenstoff herzustellen.

PRODUKT: Was sind dabei die größten Herausforderungen?
Idinger:
Die Herausforderung dabei ist diesen Mehrwert entsprechend greifbar für den Shopper zu kommunizieren, damit der positive Beitrag auf den ersten Blick erkennbar ist. Und es braucht Geduld auch seitens der Handelspartner, damit sich neue Segmente, die auf Trendthemen aufsetzen, entwickeln können.

PRODUKT: Vegan und vegetarisch sind die großen Themen bei Ihren Food-Marken. Warum? Und wie viel Potential hat dieses Thema Ihrer Meinung nach noch?
Idinger:
Vegan ist „der“ Wachstumsmotor im Food-Bereich und dieser Trend wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen, getragen nicht nur von Veganern, sondern auch von vielen Flexitariern. Das Bewusstsein für die positiven ökologischen Auswirkungen pflanzenbasierter Ernährung steigt kontinuierlich. So erzeugt etwa pflanzenbasierte Eiscreme 40% weniger Emissionen als Milcheis. 2020 haben wir schon gesagt, dass wir auf globaler Basis den Umsatz mit pflanzenbasierten Fleisch- und Milchalternativen in den kommenden 5-7 Jahren auf 1 Mrd. € steigern wollen, da sind wir auf einem guten Weg. Mit „The Vegetarian Butcher“ sind wir erfolgreich in das neue Segment der pflanzenbasierten Fleischalternativen eingestiegen und erweitern laufend das Produktportfolio – schon bald mit zwei weiteren, starken Neuheiten. Bis 2030 wollen wir im Eisbereich 20% vegane Eiscreme verkaufen. Und im Food-Bereich ist schon jetzt jedes fünfte Produkt vegan.

PRODUKT: Gesunde Ernährung & ausgewogener Lebensstil – inwieweit prägt das auch Ihr persönliches Konsumverhalten?
Idinger:
Ich versuche regelmäßigen Sport und Bewegung in die Arbeitswochen zu integrieren. Ernährungstechnisch ist mir ausreichend Zeit für ein gesundes Frühstück und ein reduzierter Fleischkonsum wichtig. Damit würde ich mich auch zur wachsenden Zielgruppe der Flexitarier zählen und kann mich gut in unserem Sortiment bedienen – manchmal auch mit einem „Magnum“, für den kleinen Genussmoment zwischendurch, der auch sehr wichtig ist.

PRODUKT: Vielen Dank für das Gespräch!

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