Zuverlässig

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Die Turbulenzen im Handel sind teilweise groß und manche Segmente verlieren angesichts der Teuerung deutlich an Attraktivität bei den Konsument:innen. Nicht so die Warengruppe Teigwaren/Pasta. Obwohl auch hier die Preise angehoben wurden, konnte 2022 mit einem leichten Mengenplus abgeschlossen werden.

Es mag nach nicht viel klingen, aber in Anbetracht der Lage ist es ein Statement: Der Teigwarenmarkt im LEH ist stabil bis leicht wachsend. Und das nicht nur im Vergleich mit dem Vorjahr, sondern auch im Vergleich mit der letzten „normalen“ Periode 2019: Der Absatz konnte von 44 Mio. Tonnen Nudeln auf 48,7 Mio. Tonnen (+10,6%) und der Umsatz von 102 Mio. € auf fast 139,5 Mio. € (+36,3%) gesteigert werden. Wobei ein Großteil dieser Steigerung natürlich im 2020er-Jahr (Corona-Krise) passierte, 2021 die Entwicklung dann etwas rückläufig war und 2022 – den Teuerungen geschuldet – v.a. der Umsatz (+16,1%) aber auch die Menge (+1,7%) gesteigert werden konnte (Nielsen, LEH inkl. H/L, Teigwaren total, Menge, bzw. Wert, FY 2019 bis 2022). 

Dennoch.

Grund zum Jubeln gibt es dennoch wenig, weder beim Marktführer Recheis noch im Burgenland bei Joachim Wolf. Peter Dellemann, Verkaufsleiter Recheis, erzählt: „Wir konnten unsere Marktführerschaft mit 32% verteidigen, ein Umsatzplus von 15% erwirtschaften und – trotz stark steigender Preise – ein Absatzplus von 3,2% erzielen. Die Umsatzsteigerung ist natürlich den dringend notwendigen Preiserhöhungen geschuldet. Die dahinterliegenden Kosten, wie gestiegene Rohstoff- und Energiekosten, konnten über die Preisanpassungen allerdings nicht kompensiert werden.“ In die selbe Kerbe schlägt auch Joachim Wolf, GF von Wolf Nudeln, und mahnt, dass die Preise trotz Anpassungen nicht der Kostenwahrheit entsprechen und ein Durchtauchen durch die Krise eng werden könnte: „Wir holen derzeit durch den Strohhalm Luft“, bringt er es auf den Punkt. 

Positive Impulse.

Die Markenartikler verzagen trotz der angespannten Lage nicht, sondern fahren gewichtige Geschütze auf: Innovationen und Investitionen in die Kommunikation halten den Markt lebendig. Führend in Sachen authentisch italienische Pasta setzte etwa Barilla mit der Einführung der Premium-Linie „Barilla Al Bronzo“ im letzten Jahr starke Impulse. Das Sortiment zeichnet sich durch die Verwendung von Bronze-Matritzen bei der Pasta-Herstellung aus, die Spaghetti & Co. eine raue Oberfläche für eine besonders gute Saucenaufnahme verleihen. Die Positionierung als außergewöhnliche Pasta und im Premium-Bereich macht durchaus Sinn. „Denn“, so Matthias Spiess, GF Barilla Austria, „abseits der Klassiker entwickeln sich besonders ausgefallene Pasta-Formen gut. Das konnten wir sowohl bei der ‚Barilla’-Premium-Linie ‚Collezione’ feststellen als auch bei ‚Al Bronzo’. Hier sehen wir für die Zukunft großes Potenzial und wollen auf diesem Trend weiter aufbauen. Vor allem mit dem Distributionsaufbau sind wir zufrieden und freuen uns, dass ‚Al Bronzo’ zur positiven Entwicklung des italienischen Premiumsegments beiträgt.“ 

Neu.

Auf die erfolgreiche Einführung der Linie möchte Barilla jetzt weiter aufbauen und führt daher zwei neue Formate ein: „Barilla Al Bronzo Fusilloni“, die größere Ausführung von Fusilli und „Barilla Al Bronzo Tortiglioni“ erweitern die Auswahl im Pasta-Regal. Dem nicht genug, wird auch das Segment Pesto um die Variante „Pesto Barilla Basilico e Limone“ erfrischt. Um die Marke zudem in der Wahrnehmung der Verbraucher:innen lebendig zu halten, sorgt eine neue Kampagne für Aufmerksamkeit: In Anlehnung an eine der wohl bekanntesten Pasta-Szenen der Kinogeschichte im Disney-Klassiker Susi & Strolchi geht im 2. Quartal des Jahres eine groß angelegte Kampagne an den Start. 

Ur gut.

Besonderes und Neues findet man natürlich auch bei Recheis. Peter Dellemann, Verkaufsleiter: „Wir haben 2022 einen großen Innovationsschub gehabt und zahlreiche neue Produkte wie etwa ‚Urkorn Emmer’-Nudeln oder neue ,Goldmarke’-Formate eingeführt.“ Insbesondere der Launch der „Urkorn Emmer“-Linie ist erwähnenswert, denn das Getreide ist nicht nur perfekt für Nudeln geeignet und schmeckt ausgezeichnet, sondern es tut auch etwas für das Thema Nachhaltigkeit. Recheis engagiert sich bereits seit Jahren für den Ausbau der österreichischen Vertragslandwirtschaft. Dazu gehört auch der Erhalt alter Getreidesorten. Neben Hartweizen und Dinkel wird nun auch Emmer mit viel Expertise und Leidenschaft im Steirischen Vulkanland für Recheis angebaut. Dellemann: „Die Kultivierung von Emmer erhält diese fast in Vergessenheit geratene Getreidesorte für die kommenden Generationen, bereichert die natürliche Fruchtfolge und fördert damit nachhaltig die Artenvielfalt auf den steirischen Feldern.“ 

Vertrauenswürdig.

Recheis ist aber nicht nur auf den Feldern, sondern auch in Sachen Kommunikation aktiv: Sowohl im Rahmen der Markenartikelkampagne als auch bei eigenständigen Aktionen investieren die Tiroler laufend in die Wahrnehmung und das Image der Marke. Dass sich das auszahlt, zeigen die aktuellen Ergebnisse der Best2Trust-Studie zum Markenvertrauen der Österreicher:innen: Unter mehr als 220 bewerteten Marken belegt Recheis den 9. Platz und zählt somit zu den führenden Lebensmittelmarken in Österreich.

Wie geht’s weiter?

Obwohl die Energiekosten, Mieten und alle weiteren Haushaltsausgaben den Appetit der Verbraucher:innen beim Lebensmitteleinkauf dämpfen, Teigwaren scheinen davon wenig betroffen zu sein. Dellemann: „Prognosen zur weiteren Entwicklung sind derzeit kaum möglich. Aufgrund der Teuerung rechnen wir nicht mit starken Absatzsteigerungen. Der Trend zu reduziertem Fleischkonsum und die Tatsache, dass Nudeln noch immer zu den günstigen Sattmachern zählen, wird aber aus unserer Sicht zu einer stabilen Marktentwicklung beitragen.“

Gesund mit Nudeln?

Auch im Teigwarenregal spielt das Bedürfnis nach einer gesunden Lebensweise eine immer wichtigere Rolle. Die Markenartikler nehmen das natürlich ernst.

Sowohl bei Barilla als auch bei Recheis nimmt das Thema gesunde Ernährung einen großen Stellenwert ein. Barilla verbindet es zudem mit dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Seit 2009 besteht das Barilla Center for Food and Nutrition (BCFN), das durch diverse Projekte den Wandel zu einer gesünderen und gleichzeitig nachhaltigeren Lebensweise erforscht und vorantreibt. Matthias Spiess, GF Barilla Austria: „Wir setzen dabei auf die mediterrane Diät – eine ausgewogene Ernährung, die auf einer Vielzahl von Lebensmitteln, meist pflanzlicher Herkunft, basiert. Sie ist ein Beispiel für eine nachhaltige Ernährungsweise, bei der die Wahl der richtigen Lebensmittel perfekt mit der Reduzierung der Umweltbelastung kombiniert wird.“ 

Bei Recheis wiederum nimmt man schon seit Jahren wahr, dass gerade jene Produkte, die gesundheitliche Bedürfnisse erfüllen, Wachstumspotential mitbringen. Peter Dellemann, Verkaufsleiter: „Das Segment ‚gesunde Teigwaren’ wächst. Wir entwickeln in diesem Bereich auch laufend neue Produkte und führen Dinkel, Vollkorn, Urkorn Emmer, Glutenfrei und Low Carb-Produkte.“ Allerdings sieht man bei Recheis, dass sich die Inflation negativ auf den Willen sich gesund zu ernähren auswirken kann. Dellemann: „Aufgrund der Inflation haben frühere Trendsegmente wie Bio, Vollkorn oder Dinkel Rückgänge zu verzeichnen. Die Konsument:innen haben 2022 vornehmlich klassische Teigwaren (mit oder ohne Ei) gekauft. Wir gehen jedoch davon aus, dass dies nur eine kurzfristige Abschwächung bei den Trendsegmenten darstellt.“