BI(ER)ONIERE

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Bio-Produkte sind vielen Konsument:innen wichtig. Dazu zählen auch Biertrinker:innen, denen bestimmte Werte wichtig sind und die sich daher bewusst für Biere mit Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau entscheiden.

 

Mit dem Fokus auf Produkte bzw. Zutaten aus Bio-Landwirtschaft gehen auch Attribute wie „Qualität“, „Regionalität“, „naturnaher Lebensstil“, „Nachhaltigkeit“ oder „Vielfalt“ einher. Damit befassen sich zusehends mehr Biertrinker:innen und lassen derartige Faktoren bewusst bei der Bier(marken)wahl miteinfließen.

GUT AUFGESTELLT.

Die Daten aus dem aktuellen Bierkulturbericht der Brau Union Österreich belegen, dass das Bewusstsein für Bio-Qualität steigt: Es haben bereits 27% der Österreicher:innen bewusst Bio-Bier konsumiert. Bei den 30 bis 39-Jährigen sind es überdurchschnittlich 34%, bei den über 60-Jährigen allerdings nur 19%. Der Bierkulturbericht belegt auch: 69% der Österreicher:innen sind der Überzeugung, dass Bio-Biere nur mit Rohstoffen aus ökologischer Landwirtschaft gebraut werden; ebenso viele bestätigen, dass das gut ist für die Landwirtschaft. 63% sind aber auch der Meinung, dass es eine klare Bestätigung braucht, dass die Biere „Bio“ sind. 

POSITIVE ENTWICKLUNG.

„Wir wissen aus Studien, z.B. von GfK und Ipsos, dass biologische Produkte im Zentrum der Gesellschaft angekommen sind. Rund die Hälfte der österreichischen Haushalte bestätigt, Bio-Produkte aufgrund ihrer persönlichen Einstellung zur Nachhaltigkeit zu bevorzugen“, erklärt Gabriela Maria Straka, Leitung Corporate Affairs & ESG Sustainability Brau Union Österreich, und ergänzt: „Gerade jüngere Konsument:innen favorisieren nachhaltige Marken.“ Für bioaffine Biertrinker:innen hält der Konzern die bereits etablierten Produkte „Schladminger Bio Zwickl“ und „Schladminger Schnee Weiße Bio“ sowie das jüngst eingeführte „Gösser Biostoff“ parat. Straka dazu: „Bio-Bier ist noch ein relativ kleines Segment auf dem österreichischen Biermarkt, wertmäßig etwa 1,1%. Hier gehört unser ,Schladminger Bio Zwickl‘ zu den Top-Marken im Bio-Segment. Die Entwicklung in den letzten drei Jahren ist äußerst positiv: Mengensteigerung um ein Drittel in den letzten drei Jahren auf knapp 5 THL im Jahr 2023. Unser neues ,Gösser Biostoff‘ wird das Segment weiter wachsen lassen, mit vielversprechenden ersten Ergebnissen.“ In die Zukunft des Segments blickt man positiv, „denn laut GfK Käuferreichweite steigt Bio-Bier auf 9,6%“, so Gabriela Maria Straka.

VIELFALT.

Zu den Bio-Bieren im Stiegl-Sortiment zählen neben dem „Stiegl Paracelsus Bio-Zwickl“ auch die „Stiegl Hausbiere“ sowie die Wildshuter Bierspezialitäten. „Unser Hausbier-Sortiment umfasst vier ganzjährig erhältliche Sorten“, sagt Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl. Das sind „Ginder“, „Gipfelstürmer“, „Almrausch“ und „Hoppy Hell“ sowie saisonale Spezialitäten wie das Fastenbier „Zölibat“, die Berliner Himbeer-Weisse „Rosamunde“ und das „Christkindl“. Zu den Wildshut-Sorten gehören neben den Klassikern „Sortenspiel“, „Hopfenherz“ und „Malzreigen“ überdies „Perlage“, „Mystique“, „Antique“ sowie „Sonnenkönig Barrique Jahrgang XXII“. „Wir gehen davon aus, dass Bio-Produkte bzw. nachhaltig hergestellte Lebensmittel und Getränke weiterhin eine positive Entwicklung nehmen werden. Die Herkunft sowie die Art und Weise, wie Produkte produziert werden, sind für immer mehr Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung, was man gerne essen oder trinken möchte und haben damit auch einen wesentlichen Anteil an der Kaufentscheidung. Gerade bei unseren Zielgruppen bzw. den ‚Stiegl‘-Fans haben wir festgestellt, dass das Thema Nachhaltigkeit einen sehr wichtigen Aspekt darstellt“, erklärt Christian Pöpperl.

WERTE.

In der Stiftsbrauerei Schlägl hat man bei den Bio-Bieren einen „Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren“ bemerkt, sagt Wolfgang Dobretzberger, GF Stiftsbrauerei Schlägl: „Einerseits aufgrund der generellen Entwicklung in der Bierbranche, andererseits aus Teuerungsgründen. Man glaubt aber an eine „positive Entwicklung der Bio-Biere“ und hält daher auch „weiterhin an deren Produktion fest“, so Dobretzberger: „Die Werte eines Bio-Bieres sind Nachhaltigkeit sowie der Einklang von Mensch und Natur. Nach diesen Werten haben das Stift Schlägl und die Stiftsbrauerei Schlägl bisher gearbeitet und werden es auch in Zukunft tun.“ Zum Bio-Angebot der Brauerei zählen „Schlägl Heimat Bio Bier“, „Schlägl Roggen Gold“ und „Schlägl Böhmerwald Zwickl“.

BREIT GEFÄCHERT.

In der Privatbrauerei Hirt legt man Wert auf Nachhaltigkeit und Qualität, „weshalb wir stolz darauf sind, eine exklusive Auswahl an Bio-Bieren in unserem Sortiment zu führen“, sagt Niki Riegler, Eigentümer und GF der Privatbrauerei Hirt. Das Bio-Bierangebot umfasst die zwei Sorten „Hirter Biohanfbier“ und „Hirter Kellermeister“. „Diese Bio-Biere erfreuen sich dank ihrer Qualität und ihres einzigartigen Charakters einer großen Beliebtheit. Die Zielgruppe unserer Bio-Biere ist breit gefächert, denn sie spricht alle an, die Wert auf erstklassigen Geschmack, Qualität und Nachhaltigkeit legen“, so Riegler. 

AUFWERTUNG.

Bei Zillertal Bier führt man seit knapp zwei Jahren das „Zillertal BioZwickl“, den „Zillertal BioRadler“ gibt es seit 2011. Als man ihn auf den Markt gebracht hat, damals als „Radler Naturtrüb“, war man, was die Bio-Auslobung betrifft, noch vorsichtig, „da einige Endverbraucher:innen dem Thema noch skeptisch gegenüberstanden“, erinnert sich Zillertal Bier GF Martin Lechner: „Heute trägt das Produkt ,Bio‘ in der Sortenbezeichnung, da das Siegel für qualitativ hochwertige Produkte aus ökologisch nachhaltiger Landwirtschaft steht und insofern den ,BioRadler‘ zusätzlich aufwertet.“

REGIONAL.

Die Braucommune Freistadt stellt eine Sorte im Bio-Segment: das „freistädter Bio Zwickl“. Laut Marketingleiterin Bettina Mairwöger macht das Bier mit „schöner Zwickltrübung“ ca. 3% vom Gesamtabsatz der Brauerei aus. Auf das Entwicklungspotential des Segments angesprochen meint Mairwöger: „Das ist schwierig zu sagen, meiner Meinung nach ist der Bio-Hype grundsätzlich vorbei – aber Regionalität punktet immer mehr.“

GROSSES INTERESSE.

Für das Bio-Segment hat die Trumer Privatbrauerei das „Obertrumer Original“ im Programm; das nur in der zweiten Jahreshälfte erhältliche „Obertrumer Herbstbier“ wird jetzt als Bio-zertifiziertes Bier gebraut. „Das große Interesse an regionalen Bio-Produkten ist meiner Meinung nach mehr als nur ein aktueller Trend. Es stellt für viele, gerade auch junge Menschen eine bewusste Entscheidung für einen nachhaltigeren Lebensstil dar. Die Entwicklung des Bio-Marktes ist schlussendlich natürlich von zahlreichen Faktoren abhängig, jedoch sehen wir in unserer Vision, dass Bio in Zukunft einen ganz herkömmlichen Herstellungsprozess beschreibt und zur Normalität wird“, sagt Brauerei-GF Seppi Sigl.

BOTSCHAFTER.

Mit dem aus der Bier-Werkstatt Weitra stammenden Bio-Bier „Hadmar“ wendet man sich „vor allem an Konsument:innen, die den naturnahen Lebensstil suchen und einem Bier aus einer österreichischen Privatbrauerei zusprechen“, erklärt Karl Schwarz, GF und Inhaber der Privatbrauerei Zwettl. Die Bierwerkstatt Weitra erfährt seit der Übernahme durch die Brauereifamilie Karl Schwarz im Jahr 2003 wachsende Absatzmengen. So ist die Sorte „Hadmar“ ein „wichtiger und genussvoller Botschafter des Waldviertels in ganz Österreich – vor allem in Wien“, freut sich Schwarz. 

MEHR DAVON.

Laut dem Bierkulturbericht der Brau Union Österreich wünschen sich zu einem Drittel (34%) die Befragten auch, dass es eine größere Auswahl an Bio-Bieren gibt – gleichermaßen in Handel und Gastronomie. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Wunsch in Wien. Insofern birgt dieses Segment noch weiteres Potential für kreativen Bio-Biergenuss.