Hot plants

© YARUNIV Studio/shutterstock

Eine Wende hin zu mehr pflanzenbasierten Lebensmitteln müsste eigentlich bedeuten, dass – neben Hülsenfrüchten und Ersatzprodukten – v.a. mehr Gemüse und Obst konsumiert wird. Wir haben uns daher gefragt, wie es um diese Warengruppe bestellt ist.

Die Antwort darauf ist nicht ganz eindeutig. Die aktuellen RollAMA-Zahlen zeigen nur ein ganz leichtes Mengen-Plus von 0,3% für Frischgemüse und 1,2% für Obst im Vergleich mit dem Vorjahr. Vergleicht man die Marktentwicklung im LEH mit jener der Corona-Jahre (2020 und 2021), so ergibt sich freilich ein sehr deutliches Minus, gemessen an „Vor-Corona“ jedoch ein eindeutiges Plus. Bedenkt man außerdem, dass aktuell die allermeisten Warengruppen von Mengen-Rückgängen betroffen sind (aufgrund des sparsamen Einkaufsverhaltens und des gestiegenen Außer-Haus-Konsums), steht die Warengruppe gar nicht schlecht da. 

Ranking.

Der Pro-Kopf-Verbrauch lag bei Gemüse bei 123,9kg und bei Obst bei 74,3kg (Statistik Austria 2021/22). Wobei in Sachen Gemüse weiterhin die Tomate deutlich an erster Stelle des Mengen-Rankings im LEH steht, gefolgt von Zwiebeln und Karotten. Bei Obst sind Bananen führend, auf Platz 2 landen Äpfel gefolgt von Orangen auf Platz 3. Eine erfreuliche Entwicklung erzielten die Bio-Anteile bei Frischobst und -gemüse: Sie wuchsen auch im vergangenen Jahr zumindest wertmäßig weiter. Frischgemüse ist damit lt. AMA-Marketing zur Warengruppe mit den dritthöchsten wertmäßigen Bio-Anteilen (22,7%) im LEH aufgerückt. Den höchsten Bio-Anteil kann dabei übrigens Wurzelgemüse mit 43,5% vorweisen, und bei Obst werden am häufigsten Zitrusfrüchte in Bio-Qualität konsumiert. 

Gut versorgt?

Und wie sieht es mit dem Selbstversorgungsgrad aus? Klar, in Sachen Bananen oder Orangen ist Österreich hoffentlich weiterhin zur Gänze auf Importware angewiesen, aber wie schlagen wir uns in anderen Produktgruppen? Über alle Varianten hinweg weist die Statistik Austria (2021/22) für Gemüse einen Selbstversorgungsgrad von 57% und für Obst 41% aus. Heimische Produktion und Verbrauch stehen insbesondere bei Zwiebeln, Karotten und Salat gut im Einklang, bei Tomaten, die bei uns außerhalb des Glashauses nur im Sommer wachsen, stammen jedoch nur 18% der benötigten Jahresmenge aus Österreich. 

Aussichten.

Die Lieferanten des Handels sehen einer Hinwendung zu mehr Obst und Gemüse jedenfalls mit Hoffnung entgegen. Josef Peck, Vorstand der Erzeugergemeinschaft LGV Gärtnergemüse und Seewinkler Sonnengemüse: „Vom vegan/vegetarisch/flexitarischen Trend profitieren wir seit Jahren und merken, dass sich die Nachfrage nach frischem Gemüse noch immer steigert.“ Und bei Chiquita, dessen Markenprodukte fast als Synonym für Bananen stehen, meint Marc Speidel, Director of Sales North Europe: „Wir unterstützen den Trend zu pflanzlicher Ernährung und gesünderen Essgewohnheiten und sehen den Anstieg der pflanzlichen Ernährung als Chance.“ Walter Pardatscher, General Manager im VOG Consortium, bringt aber auch Herausforderungen ins Spiel: „Sicherlich ist die Tatsache, dass wir mit unseren Äpfeln ein natürliches Produkt anbieten, das perfekt mit einem gesunden und nachhaltigen Lebensstil harmoniert, ein Vorteil, gleichzeitig wissen wir aber auch, dass wir, um auf immer komplexeren und konkurrenzreicheren Märkten zu bestehen, langfristig mehr bieten müssen.“ Geht es um den Obst- und Gemüse-Anbau in Österreich, weiß die AMA-Marketing um die Herausforderungen. GF Christina Mutenthaler-Sipek: „Zu den größten Herausforderungen für landwirtschaftliche Betriebe zählen sicherlich der Struktur- und Klimawandel, und vor diesem Hintergrund auch die Erfüllung der hohen Anforderungen an die Qualität ihrer Erzeugnisse. Für uns ist es einerseits wichtig, die Leistung der heimischen Landwirt:innen vor den Vorhang zu holen und andererseits die Richtlinien weiterzuentwickeln, um die Qualität abzusichern.“ 

Fazit.

Zusammenfassend lässt sich vermutlich einfach nur feststellen, dass der Konsum von Obst und Gemüse in Zukunft sicherlich an Fahrt aufnehmen wird. Die Herausforderung, den Bedarf zu vernünftigen Erzeuger-Bedingungen, leistbaren Preisen und unter nachhaltigen Kriterien zu decken, sollte aber nicht zu gering geschätzt werden.